Geplante GKV-Reformen gefährden die Versorgung psychisch kranker Menschen
Psychotherapeuten warnen vor Bettenabbau, Budgetdeckelung und Einschränkungen in der ambulanten Therapie.

(IINews) - Bonn, 09.12.2025 - Die aktuellen Reformvorschläge des GKV-Spitzenverbandes zur psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung stoßen auf scharfe Kritik des Deutschen Psychotherapeuten Netzwerkes (DPNW). Der Verband warnt eindringlich vor einer Verschlechterung der Versorgung für schwer psychisch erkrankte Menschen.
Insbesondere die Einführung eines sektorenübergreifenden Gesamtbudgets für psychiatrische Kliniken sowie der geplante Abbau von über 13.000 stationären Betten verschlechtere die eh schon teils desaströse Betten-Lage, so das DPNW. Dieter Adler, DPNW-Vorsitzender, meint:"Schon heute sind viele Regionen unterversorgt, Stationenüberbelegt und Notaufnahmen überlastet. Der massive Bettenabbau trifft genau die Patienten, die auf geschützte stationäre Behandlung angewiesen sind, wie zum Beispiel suizidale, psychotische oder traumatisierte Menschen.
Adler betont:"Bettenabbau zu predigen und mit fiktiven Einsparzahlen zu locken - weil ambulant per se doch viel besser sei, ohne vorab eine leistungsfähige und passgenaue ambulante breite Versorgung aufgebaut zu haben, ist nicht nur Augenwischerei, sondern fahrlässig."
Das DPNW führt aus, dass psychiatrische ambulante Pflegedienste in Deutschland ebenso rar seien wie die aufsuchende psychiatrische Behandlung anderer Disziplinen. Würde die Politik endlich ernsthaft"therapeutische Lebens- und Arbeitsgemeinschaften"für psychisch Kranke in notwendigem Maße fördern und installieren, könnten in deren Folge gewiss auch Betten wegfallen. Aber erst dann, so der Verband.
Auch die Vorschläge zur finanziellen Kürzung der Kurzzeittherapie stoßen auf große Bedenken des DPNW. Dieter Adler kommentiert:"Die Abschaffung der finanziellen Förderung der Kurzzeittherapie sowie neue Mengensteuerungsinstrumente erschweren weiter den Zugang zur Therapie. Sind doch gerade niedrigschwellige Therapieangebote für viele Betroffene der einzige frühe Zugang zu wirksamer Behandlung. Mit dieser GKV-Maßnahme würden sich die Wartezeiten weiter verlängern."
Aus therapeutischer Sicht sei zudem die einseitige Ausrichtung der Reform auf Kostendämpfung problematisch. Dieter Adler gibt zu bedenken:"Milliarden-Einsparungen sollen erzielt werden, obwohl die psychische Belastung der Bevölkerung steigt, die Zahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen erneut Rekordwerte erreicht und der Fachkräftemangel dramatisch ist. Man kann nicht gleichzeitig massiv sparen und die Versorgungsqualität verbessern - das ist ein unlösbarer Widerspruch in sich."
Die Einsparvorschläge seien umso problematischer, so Adler weiter, weil eine stark zunehmende Patientengruppe junger Menschen zu beobachten sei, die durch"soziale"Medien und Corona-Isolation aus dem gesunden sozialen Lebensrhythmus herausgerissen wurden und nun oft nur schwer und langsam wieder neue Wege für ihr Leben finden könnten.
Das DPNW unterstreicht, dass die geplante stärkere Ökonomisierung durch Leistungsbudgets, Kodierpflichten und Mengensteuerung die therapeutische Beziehungsarbeit gefährde, die das Fundament jeder wirksamen Psychotherapie darstellt. Demgemäß drohten langfristig mehr Chronifizierungen, mehr Erwerbsunfähigkeit, steigende Sozialkosten und eine weitere Zuspitzung sozialer Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung.
Der DPNW-Vorsitzende Adler fordert deshalb ein Umdenken in der Reformpolitik:"Statt kurzfristiger Sparlogik braucht es nachhaltige Investitionen in Personal, Behandlungsplätze und niedrigschwellige Zugangswege zum Schutz der Patienten sowie zur langfristigen Stabilisierung des Gesundheitssystems."
Über den Verband
Das"Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk"(DPNW) wurde am 02.05.2019 in Bonn gegründet. Es hat über 2.800 Mitglieder und 13.500 Abonnenten seines Freitags-Newsletters. Damit ist das DPNW drittgrößter Berufsverband im Bereich Psychotherapie. Der Vorstand besteht aus: 1. Vorsitzender: Dipl.-Psych. Dieter Adler, 2. Vorsitzende: Dipl.-Psych. Claudia Reimer, Dipl.-Päd.Sevgi Meddur-Gleissner. Mehr unter:www.dpnw.de
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Datum: 09.12.2025 - 11:00 Uhr
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