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BERLINER MORGENPOST: Wahren und wehren
Diana Zinklerüber den Abriss von Mauerteilen an der East Side Gallery und die Politik des Senats

ID: 843449

(ots) - Das deutsche Wort "wahren" bedeutet so viel wie
beachten und behüten. Ändert man den Vokal in ein "e", so ergibt sich
das Verb "wehren". Wendet man nun beide Begriffe - wahren und wehren
- auf den Streit an der East Side Gallery an, so kann es nur eine
Aussage geben. Man kann nicht wahren, ohne sich auch zu wehren. Um
ein geflügeltes Wort zu bedienen: Wehre den Anfängen. Dann klappt's
auch mit dem Bewahren. Genau dies ist im Fall der East Side Gallery
nicht passiert. Nun bezog der römische Dichter Ovid, der diese
Mahnung als erster verwandte, diesen Satz auf die Liebe. Die, wenn
sie erst zugelassen werde, nur noch schwer zu vertreiben sei. Doch in
Berlin gilt dies nun leider auch für bereits angelockte Investoren.
Die, wie es seit dem neuerlichen Mauerdurchbruch vom Mittwoch
deutlich wird, auf ihr Recht bestehen, da zu bauen, wo sie gekauft
haben und es ihnen per Baugenehmigung auch erlaubt ist. Kurz nachdem
die East Side Gallery 1991 unter Denkmalschutz gestellt wurde, wurde
das Grundstück, auf dem jetzt gebaut werden soll, verkauft. Und nur
zehn Jahre später, im Jahr 2001, änderten die damals noch nicht
fusionierten Bezirke Friedrichshain und Kreuzberg den Bebauungsplan.
Dieser Plan sieht den Bau eines Hochhauses vor. So weit ist also
alles rechtmäßig. Trotzdem wird demonstriert, sogar gesungen für den
Erhalt des noch längsten erhaltenen Mauerstücks. Denn der
Denkmalschutz wie auch der Bezirk haben die Gesetze der
Denkmalpflege, also die Maßnahmen, die zur Erhaltung des zu
schützenden Kulturdenkmals nötig wären, für den Geschmack der
protestierenden Bürger zu weit gefasst. Sie haben die Löcher, die
jetzt immer mehr Aufmerksamkeit erregen, zugelassen. Und bis zu dem
neuesten gab es bereits schon fünf. Sogar ein ziemlich großes vor der
O2-World. Das hat nur niemanden gestört. Bis zu Loch Nummer Sechs.




Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wollte sich
plötzlich für den Erhalt des Mauerstücks einsetzen - und gab vor, die
Geister kontrollieren zu können, die er selbst gerufen hatte. In
seiner seit dem Jahr 2001 andauernden Amtszeit verkaufte Berlin viele
Grundstücke an den Höchstbieter. Was an vielen Orten sinnvoll gewesen
sein mag, wird an der East Side Gallery zu einem weiteren Misserfolg
für den Regierenden Bürgermeister. Dabei ist der Investor alles
andere als zum Dämon zu erklären, denn er nutzt nur die ihm
zugewiesenen Kräfte. Jetzt wird debattiert, Schuld zugewiesen, sogar
immer noch gehofft. Doch ein Ausweichen des Investors auf ein anderes
Grundstück wird mit jedem Tag unwahrscheinlicher, ihn auszubezahlen,
wäre zu teuer. Was bleibt jetzt also von den Wochen des Protests? Der
Blick in die Zukunft. Will man die Mauer als Denkmal erhalten? Wenn
ja, dann gilt es, künftige Löcher zu verhindern. Im Vorfeld. Auch
übertragen auf andere historisch-kulturelle Plätze und
Gebäudeensembles dieser Stadt. Der Ausverkauf Berlins hat schon vor
Jahren begonnen. Jetzt gilt es besonnener zu planen, sich erst zu
wehren und dann sinnvoll zu wahren. So muss die Reihenfolge sein.



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Telefon: 030/2591-73650
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Datum: 27.03.2013 - 19:51 Uhr
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