WAZ: "Jungsein ist nicht alles"
Schauspieler Jügen Vogel spricht im Interview über die ewige Jugend
(ots) - Undressierte Männer in schwierigen Lebenslagen - so
was liegt ihnen im Blut. Jürgen Vogel und Götz George haben zum
ersten Mal einen TV-Film zusammen gemacht. Zum Interview mit der
WAZ-Mediengruppe kommt Vogel in schwarzer Lederjacke und
nachdenklicher Stimmung und spricht übers Altwerden und übers
Jungbleiben. Von Julia Emmrich.
George wird dieses Jahr 75 - und er macht das vor: Alt werden,
aber ein starker Typ bleiben.
Jürgen Vogel: Götz ist jedenfalls ein richtiger Kerl. Nicht so ein
Kopfschauspieler. . .
. . . also genau wie Sie.
Das ist mir natürlich nah. Ich bin ja auch nicht gerade ein
intellektueller Schauspieler, sondern versuche viel aus dem Bauch
heraus zu holen. Und ich sehe bei ihm: Mensch, das muss nicht
aufhören! Das kann auch weitergehen, wenn man älter wird. Ich bin
schließlich auch schon fast 30 Jahre dabei. Und Götz wird
wahrscheinlich immer spielen.
Ein Treffen auf Augenhöhe?
Nein! Der Mann hat dreißig Jahre mehr Erfahrung! Zwischen Götz und
mir - das ist eine Mischung aus väterlich und freundschaftlich. Und
als Kollege ist er wirklich nett. Am letzten Drehtag hat er für das
ganze Team Champagner besorgt. Das ist keiner, der einfach nur sein
Ding macht.
Die Männer, die Sie spielen, wirken oft, als wollten sie einfach
nur ihr Ding machen. Wie spielt man das als Familienvater mit Mitte
40? Viele sind da längst fertig mit Jungsein.
Ja schon, aber sobald man dann Leute von früher trifft, aus der
Schule, dann ist es wieder wie auf der Klassenfahrt. Irgendwie sind
wir älter geworden, aber es fühlt sich in dem Moment nicht so an. Das
sollte man sich bewahren. Und ich glaube, ich habe das geschafft.
Gefühltes Alter: Mitte zwanzig?
Nee, ich fühle mich schon wie 44. Ich habe keinen Zwang, jünger zu
sein. Aber ich hoffe, das Jungsein ist immer ein Teil von mir. Auch
wenn ich mal neunzig bin.
Sie haben fünf Kinder. Was ist ein guter Vater?
Jemand, der einfach da ist, der Zeit hat, von dem die Kinder
wissen: den kann ich ansprechen. Viele Väter sind viel zu sehr mit
sich selbst beschäftigt.
Ihr eigener Vater war Kellner. Hat er Ihnen etwas fürs Leben
mitgegeben?
Ich bin ja mit 15 ausgezogen. Für mich war das gut. Ich habe mich
dann an Leute wie Richie Müller gehängt. Ich fand gut, was er machte:
dieses proletarische Schauspiel. Oder wie Götz George den Schimanski
gespielt hat. Diese Art kam damals in den Achtzigern ja gerade hoch.
Mit Schauspiel als Kunstform hatte das wenig zu tun. Mehr mit dem
echten Leben.
Wieso ist der proletarische Schauspieler Jürgen Vogel letztes Jahr
zur Bourgeoisie am Prenzlauer Berg gezogen?
Ich habe Kinder. Und ich habe immer geguckt, dass das Umfeld
stimmt. Bestimmte Milieus haben eben Nachteile.
Sie wollten es bürgerlich haben?
Ja, meinetwegen, bürgerlich.
Kann man in Berlin länger jung bleiben als anderswo?
Ich hoffe es. Aber ich würde es nicht "jung" nennen, sondern
"offen bleiben". Es ist gefährlich, zu sagen: Ich bin jetzt 44, und
ich bin im Leben angekommen. Beruf, Kinder, Frau, alles toll. Das ist
furchtbar! Es muss doch weitergehen. Als Mensch bin ich doch nie
irgendwo angekommen.
Schauen wir doch mal nach vorne. Die Geschichte der Wulffs soll
verfilmt werden...
. . . um Gotteswillen.
Wen würden Sie da spielen wollen?
Niemanden. Was will man denn da überhaupt verfilmen? Das war doch
eine sehr kurze und sehr unbedeutende Phase. Wulff hat weder
zeitgeschichtlich noch menschlich irgendwas bewegt. Die Geschichte
hat einfach zu wenig Futter.
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Datum: 11.01.2013 - 16:43 Uhr
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