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Schwäbische Zeitung: Ein Rennen, keine Gewinner - Kommentar

ID: 620629

(ots) - 1978, Buenos Aires, Fußball-WM: Endlich, wird
Fifa-Präsident Joao Havelange bei der Eröffnungsfeier sagen, könne
"die Welt das wahre Argentinien kennenlernen". Das wahre Argentinien?
Für die Junta des Jorge Rafael Videla waren Folter,
Verschwinden-Lassen und Ermorden von Oppositionellen probate Mittel
der Macht. Die Welt aber kam, kickte und übte sich in (fast)
kollektiver Ignoranz. Berti Vogts, damals Kapitän der deutschen
Nationalelf: "Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich
habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen."

Politische Gefangene werden auch Sebastian Vettel, Michael
Schumacher und Kollegen nicht zu Gesicht bekommen, wenn die Formel 1
dieses Wochenende in Bahrain Station macht. Seit mehr als einem Jahr
gehen die sunnitischen Herrscher dort mit erbarmungsloser Härte gegen
die Demokratiebewegung vor, die vor allem die schiitische
Bevölkerungsmehrheit trägt. "Die Krise der Menschenrechte in Bahrain
ist keinesfalls vorbei", befand Amnesty International erst am
Dienstag in einem detaillierten Bericht - vier Tage zuvor hatte der
Automobilsport-Weltverband FIA sein endgültiges "Ja" zum Grand Prix
unweit der Hauptstadt Manama bekannt gegeben. "Angemessene
Sicherheitsvorkehrungen" seien zugesagt und, so FIA-Präsident Jean
Todt: "Die FIA ist eine Sportorganisation. Wir interessieren uns für
den Sport." Deutlicher (mit den Worten von Formel-1-Impresario Bernie
Ecclestone) formuliert: "Wir waren schon immer unpolitisch."

Die eine Frage ist, ob Sport das sein kann, sein darf im 21.
Jahrhundert: unpolitisch. Muss er nicht vielmehr die Öffentlichkeit
nutzen, die er weltweit schafft: um Position zu beziehen, um
Bedingungen zu stellen, um Appelle zu transportieren? Andernfalls
wird ein Autorennen zum PR-Vehikel für ein Regime, gaukelt es
Normalität vor in einem Land, das friedlichem Protest mit scharfer




Munition begegnet.

Die andere Frage: Ist die Formel 1 im 21. Jahrhundert überhaupt
(noch) Sport? 39 Millionen Dollar soll Bernie Ecclestone allein für
den Auftritt des Fahrerfeldes in der Sakhir-Wüste erhalten, die
Hälfte dieser Summe - ebenso der Werbeeinnahmen - wird unter den
zwölf Teams verteilt. Eines von ihnen, McLaren, steht in einem ganz
eigenen Verhältnis zum bahrainischen Königshaus: Seit Jahresbeginn
hält die Bahrain Mumtalakat Holding Company, eine staatliche
Investmentgesellschaft, 50 Prozent der McLaren Group. Jean Todts Sohn
Nicolas schließlich besitzt einen Rennstall in der Motorsport-Serie
GP2, dessen 30-Prozent-Teilhaber Salman bin Hamad al-Chalifa ist, der
Kronprinz von Bahrain.

Moralische Bedenken? Jenny Wagstaff hatte sie. Die
Catering-Managerin des Williams-Formel-1-Teams weigerte sich wegen
der politischen Situation, die Reise nach Bahrain anzutreten. Ihr
Arbeitsverhältnis ist mittlerweile beendet. Sie ist die erste
Verliererin eines Rennens, bei dem es am Sonntag zwar einen Sieger
geben wird. Aber keine Gewinner.



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Schwäbische Zeitung
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Telefon: 07561-80 100
redaktion(at)schwaebische-zeitung.de

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Datum: 19.04.2012 - 21:10 Uhr
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