Konfliktverhalten Jugendlicher in sozialen Netzwerken ist nicht auf Cybermobbing zu begrenzen / BLM präsentiert zum Safer Internet Day JFF-Studie "Wo der Spaß aufhört"
(ots) - 
   Sperrfrist: 07.02.2012 13:00
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   "Mit Cybermobbing wird häufig nur ein Ausschnitt der Konflikte 
betrachtet, die Jugendliche online erfahren. Zudem bleibt verborgen, 
dass Jugendliche durchaus auch Konflikte lösen." So fasst 
JFF-Direktorin Dr. Ulrike Wagner die Erkenntnisse aus der Studie "Wo 
der Spaß aufhört... Jugendliche und ihre Perspektive auf Konflikte in
Sozialen Netzwerkdiensten" zusammen, die heute zum Safer Internet Day
in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) präsentiert 
wurde.
   Die Untersuchung ist der jüngste Teil der breit angelegten 
Konvergenzstudie "Das Internet als Rezeptions- und 
Präsentationsplattform für Jugendliche", die das JFF - Institut für 
Medienpädagogik in Forschung und Praxis im Auftrag der BLM 
durch-führt. Um für die Teilstudie "Wo der Spaß aufhört" zu erfahren,
wie Jugendliche mit zwischenmenschlichen Konflikten in 
Online-Communitys wie Facebook um¬gehen, befragte das JFF im Sommer 
2011 rund 60 Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren an Münchner 
Haupt-, Realschulen und Gymnasien.
   Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Jugendliche einen sehr 
differenzierten Blick auf Online-Konflikte haben. Um die 
Heranwachsenden in Konfliktsituationen zu unterstützen und 
insbesondere Cybermobbing vorzubeugen, müsste das ganze Spektrum an 
Online-Konflikten thematisiert werden, statt das Konfliktverhalten 
immer nur auf Cybermobbing zu begrenzen, warnen die Autoren der 
Studie Ulrike Wagner, Niels Brüggen, Peter Gerlicher und Mareike 
Schemmerling.
   BLM-Präsident Siegfried Schneider  betonte die Relevanz der Studie
für die medienpädagogische Arbeit: "Da soziale Netzwerkdienste für 
Jugendliche eine große Rolle spielen, ist es naheliegend, dass sie 
dort auch Konflikte austragen. Uns interessiert besonders, wie diese 
Online-Konflikte strukturiert sind und welche Empfehlungen sich aus 
diesen Erkenntnissen für Eltern, Lehrer und medienpädagogische 
Projekte ableiten lassen.
   Nach den Ergebnissen der Studie unterscheiden Jugendliche bei 
Online-Konflikten zwischen 'Spaß-Streits', Meinungsverschiedenheiten,
Streitereien und Mobbing. Dahinter liegt ein komplexes System aus 
Regeln, wie man bei welchem Konflikt reagieren kann. Wer diese 
Konfliktformen und Regeln nicht kennt, kann auch keine Hilfe geben. 
Weitere Ergebnisse:
   Konflikte entstehen vor allem mit den 'Freundesfreunden'
   Am häufigsten erleben die Befragten der Studie Konflikte mit den 
Freunden von Freunden. Mit diesen 'Freundesfreunden' würden die 
Jugendlichen offline - also im direkten Austausch - nicht unbedingt 
kommunizieren. In Online-Communitys ist dies aber durchaus üblich. 
Gerade mit den Freundesfreunden entsteht zum Beispiel aus einem 
'Spaß-Streit' besonders schnell ein echter Konflikt, da man sich 
nicht so gut kennt. Missverständnisse sind eine häufige Ursache für 
Konflikte in Online-Communitys.
   Jugendliche sehen sich und andere nicht als Opfer und Täter
   Jugendliche akzeptieren Zuschreibungen wie 'Täter' und 'Opfer' nur
in stark eskalierten Konflikten. Dagegen formulieren sie den Anspruch
an sich und andere, Konflikte selbstbestimmt zu lösen. Deshalb wirkt 
es von außen betrachtet teilweise so, als ob Jugendliche miterlebte 
Konflikte zwischen anderen Personen ignorieren. Aus ihrer Sicht 
respektieren sie dagegen die Souveränität der Konfliktparteien. Darin
ist durchaus eine Orientierung an gesellschaftlichen Werten wie 
Selbstständigkeit und Durchsetzungsfähigkeit zu erkennen. Doch 
mitunter sind Jugend¬liche damit auch überfordert. Ihnen fällt 
schwer, Konfliktsituationen einzuschätzen und zu erkennen, wann es 
notwendig wäre, einzuschreiten.
   Unterstützung suchen und erhalten die Jugendlichen unter sich
   Konflikte in Online-Communitys können Jugendliche vor Probleme 
stellen, mit denen sie nur schwer zurechtkommen. Insbesondere wenn 
sie auf sich alleine gestellt sind. Dass sich Freunde gegenseitig 
helfen, wenn sie gefragt werden, ist gängige Alltagspraxis. 
Erwachsene werden dagegen nur dann hinzugezogen, wenn die 
Jugendlichen ihnen vertrauen und wenn sie glauben, dass die 
Erwachsenen die Mechanismen und Regeln von Online-Konflikten 
ebenfalls verstehen. Informationsseiten im Internet stehen die 
Befragten skeptisch gegenüber. Die Meldefunktion von 
Online-Plattformen erscheint für sie nur relevant, wenn sie Spam oder
anderweitig Unerwünschtes von Fremden erhalten.
   Aus diesen Erkenntnissen lassen sich folgende Leitlinien für die 
pädagogische Arbeit mit Jugendlichen ableiten:
   - Wo der Spaß aufhört, erschließt sich erst dann, wenn man einen 
     differenzierten Blick auf die verschiedenartigen Konfliktformen 
     wirft. Unverzichtbar ist es, die unterschiedlichen 
     Konfliktformen in ihrer Bandbreite mit Jugendlichen zu 
     thematisieren und mit ihnen gemeinsam Handlungsmöglichkeiten zu 
     diskutieren.
   - Wo der Spaß aufhört, liegt nicht allein im Ermessen der 
     Streitenden. Auch gesellschaftlich geprägte Werteorientierungen 
     spielen eine entscheidende Rolle im Aushandeln von 
     Online-Konflikten. Das Spannungsverhältnis zwischen Erfahrungen 
     aus der eigenen Lebenswelt und gesellschaftlich akzeptierten 
     Normen und Werten (z.B. Selbstbestimmung und solidarisches 
     Helfen) muss in der pädagogischen Praxis gemeinsam mit den 
     Jugendlichen aufgegriffen werden.
   - Wo der Spaß aufhört, gibt es Klärungsbedarf. Nicht Konflikte an 
     sich, sondern eskalierendes Konflikthandeln sollten in der 
     pädagogischen Arbeit abgelehnt werden. In der Arbeit mit 
     Jugendlichen gilt es, konstruktive Wege zum Handeln in 
     Online-Konflikten zu erarbeiten und zu diskutieren. Zudem gilt 
     zu klären, wie und wann andere in Online-Konflikten unterstützt 
     werden können und sollten.
   Angaben zur Studie:
   Wagner, Ulrike; Brüggen, Niels; Gerlicher, Peter; Schemmerling, 
Mareike (2012): Wo der Spaß aufhört ... Jugendliche und ihre 
Perspektive auf Konflikte in Sozialen Netzwerkdiensten. Zweite 
Teilstudie im Projekt "Das Internet als Rezeptions- und 
Präsentationsplattform für Jugendliche" im Auftrag der Bayerischen 
Landeszentrale für neue Medien (BLM). München: JFF - Institut für 
Medienpädagogik in Forschung und Praxis.
   Die Kurz- und Langfassung der Studie steht unter www.blm.de oder 
unter www.jff.de/studie_online-konflikte zum Download zur Verfügung.
   Diese Informationen finden Sie auch im Internet unter: www.blm.de
Pressekontakt:
Bettina Pregel, Tel. (089) 63808-318, bettina.pregel(at)blm.de
      
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Datum: 07.02.2012 - 13:00 Uhr
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