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Mittelbayerische Zeitung: Gefährliche Vorverurteilung

ID: 555773

(ots) - Von Christine Strasser

Sprache bestimmt das Denken, und aus dem Denken entstehen Taten.
Deshalb hat die Jury für das Unwort des Jahres auch eine gute
Entscheidung getroffen. Der Begriff "Döner-Morde" verschleiert
Geringschätzung und setzt die Würde von Menschen herab. In ihrer
Begründung erlaubt sich die Sprachjury aber ihrerseits eine
Vorverurteilung, die ihr nicht zusteht. Die Jury rügt, dass der
Begriff "Döner-Morde" von Polizei und Medien geprägt und gebraucht
worden sei, um von der politischen Dimension der Verbrechen
abzulenken. Wörtlich steht da: "Der Ausdruck steht prototypisch
dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt
und willentlich ignoriert wurde: Die Unterstellung, die Motive der
Morde seien im kriminellen Milieu von Schutzgeld- und/oder
Drogengeschäften zu suchen, wurde mit dieser Bezeichnung gestützt."
Das ist eine schwere Anschuldigung. Deshalb nochmal: Der unselige
Begriff "Döner-Morde" ist ein ekelhaftes Gemisch aus
Gedankenlosigkeit und hämischer Folklore. Die Opfer wurden zu
"Dönern" gemacht, als hätten sie keine Namen. Doch die
Untersuchungen, ob der politische Hintergrund der Taten von den
Behörden "willentlich ignoriert" wurde, laufen noch. Zwei
Ermittlungsausschüsse wurden gerade erst eingesetzt. Möglich ist
weiterhin auch, dass die Verantwortlichen "nur" versagt haben, ohne
sich bei ihren Ermittlungen schuldhaft verhalten zu haben. Das alles
ist noch nicht abschließend geklärt. Es gehört zu den Grundsätzen des
Rechtsstaates, die Urteile seiner gesetzmäßigen Institutionen
abzuwarten. Gedankenlos gewählte Worte sind gefährlich. Auch und
gerade eine Sprachjury sollte deshalb ihre Wortwahl genau bedenken.
Der Grundsatz, dass jemand erst als schuldig gilt, wenn seine Schuld
bewiesen ist, muss für alle gelten.





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 - Kommentar von Jens Dirksen Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
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Datum: 17.01.2012 - 19:35 Uhr
Sprache: Deutsch
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