WAZ: Zu kurz gedacht
- Kommentar von Jens Dirksen
(ots) - Reden wir nicht drumherum: Auch wir haben das Unwort
des Jahres gedruckt, als noch nicht klar war, was sich dahinter
verbirgt. Wenn man nur kurz genug drüber nachdachte, schien es, als
sei die Dönerbude das, was diese Mordserie besonders machte, von
anderen unterschied. Anders als ein Kiosk, ein Blumenhandel oder ein
Internet-Café, die ebenfalls Schauplätze der Neonazi-Morde waren,
schien sie bildlich für Kleinunternehmer mit türkischen Wurzeln zu
stehen. Und jeder wusste, was gemeint war. Doch der verkürzte Begriff
war falsch. Er verharmloste, pauschalierte, diskriminierte. Man hätte
es eher wissen können. Aber auch uns ist all das erst klar geworden,
als sich allmählich der wahre Hintergrund und Hergang der Taten
herausstellten. Es ist gut, dass es die Unwort-Jury gibt, weit über
die Brandmarkung einzelner Wörter hinaus. Denn solche Entscheidungen
sorgen für Diskussionen. Dafür, dass Sprache wieder bewusster
gehandhabt wird. Auch in Zeitungsredaktionen. Am Ende aber muss man
auch festhalten, dass nicht die Worte das Ungeheuerliche sind.
Sondern die Taten, die sie, wie hilflos und unangemessen auch immer,
bezeichnen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de
Themen in diesem Fachartikel:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Datum: 17.01.2012 - 19:09 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 555765
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner:
Stadt:
Essen
Telefon:
Kategorie:
Kunst & Kultur
Anmerkungen:
Dieser Fachartikel wurde bisher 266 mal aufgerufen.
Der Fachartikel mit dem Titel:
"WAZ: Zu kurz gedacht
- Kommentar von Jens Dirksen"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).