Neue OZ: Kommentar zu Umgang der DDR mit Kulturgut
(ots) - Neue Welle von Rückgaben steht an
Steht in der Kunstwelt eine nächste Rückgabewelle an? Die Tagung,
die jetzt in Potsdam den Umgang der DDR mit Kulturgut untersucht,
könnte jedenfalls den Startschuss dafür geben. Die Experten zeichnen
erstmals ein dichtes Bild jener Praxis, die bis dahin nur in
Einzelfällen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden sind.
Danach hat die DDR Kunstgegenstände Museen und Sammlern abgepresst,
um sie zu verkaufen.
Über alle ideologischen Grenzen hinweg ergibt sich eine
erschreckend deutliche Parallele zu den Praktiken des Dritten
Reiches, das jüdischen Mitbürgern systematisch Kunstgegenstände
abpresste. Das Mittel des fingierten Steuerverfahrens war in beiden
Diktaturen offenbar sogar dasselbe. Wie deprimierend.
Das gilt übrigens auch für die Heuchelei der DDR, die einerseits
das kulturelle Erbe feierte, um eine Vorgeschichte des eigenen
Staates zu konstruieren, andererseits aber Kunstobjekte bedenkenlos
verscherbelte. Kunst und Kultur waren damit in jedem Fall nur
Instrumente zum ideologischen Zweck.
Über die historische Aufklärung hinaus steht Museen damit heute
auch die handfeste Frage nach der Provenienz ihrer Bestände ins Haus.
Die Forschungen sollten Vorbesitzer ermutigen, analog zum Vorgehen in
Sachen NS-Raubkunst die Rückgabe von abgepressten Kulturgütern zu
verlangen. Das Bild von der DDR als Unrechtsstaat ist schon jetzt
differenzierter gezeichnet - und düsterer.
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Datum: 13.05.2011 - 22:00 Uhr
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