tz München: Wie Carolin Reiber Texanerin wurde: Als Ehrenbürgerin kehrt die Moderatorin in die USA
(ots) - Das Reglement für die Einladung des Gouverneurs
von Texas war strikt: sieben verschiedene Kleider für diverse
Festivitäten, sieben Hüte, passende Handschuhe, Englisch und Spanisch
in Wort und Schrift. Schließlich ging es ja um die Feier der Freiheit
und den Sieg der damaligen Republik Texas über Mexiko in der
entscheidenden Schlacht von San Jacinto anno 1836. Und weil deutsche
Einwanderer in der Geschichte des US-Bundesstaates eine große Rolle
spielten, suchte man für die Feierlichkeiten 1959 eine Botschafterin
des guten Willens in Deutschland und fand sie in einer Münchner
Faschingsprinzessin: Carolin Reiber. Gerade mal süße 18, zur
damaligen Zeit längst nicht volljährig. Aber im Umgang mit Publikum
durchaus versiert - durch die vielen Aktivitäten bei der
800-Jahrfeier der Stadt München. So traute man der jungen Carolin
auch noch viel größere Auftritte in Übersee zu. Mit einer
Pan-Am-Propellermaschine ging es am 12. April 1959 los - mit
Zwischenlandung im irischen Shannan, über New York ins texanische San
Antonio. Ganz allein. Der erste Flug! "Damals gab es im Flugzeug noch
Schlaf-kojen", erzählt die Moderatorin im Gespräch mit der tz. Gerade
erst ist sie nämlich wieder aus San Antonio zurückgekehrt - ein paar
Jahrzehnte, nachdem sie zur Ehrenbürgerin von Texas erklärt worden
war, weil sie ihren damals dreiwöchigen Auslandsaufenthalt mit jeder
Menge Auftritten, Paraden und Reden so bravourös gemeistert hatte.
Ja, sie hatte bei der Abschlussfeier im Hotel Hilton die 1000 Gäste
mit ihrer Rede aus tiefstem Herzen sogar zu Tränen gerührt. Und
Gouverneur Price Daniel überreichte der 18-Jährigen nebst Krönchen
die Urkunde als -Honorary Citizen, die gleichzeitig ein
Freifahrtschein für öffentliche Verkehrsmittel ist. Die
Ehrenbürger-würde war damals nicht das einzige Geschenk: Da kamen
auch ein Stetson-Hut und ein türkises Cowgirl-Kleid dazu. Und dieses
Kleid, das Carolin damals auf der Silver Ranch getragen hatte, zog
sie auch bei ihrer Rückkehr auf die Ranch noch einmal an! "Es lag
schon etwas enger als damals an", gesteht Carolin Reiber, die es über
all die Jahre im Speicher aufgehoben hatte. "Das war schon ein
spannender Moment, ob ich da noch reinpassen würde!" Es passte. Nur
das Pferd, das sie damals streichelte, war nicht mehr da. Dieses Mal
setzte sie sich auf einen Fuchs. Mit den Stiefeln eines wahren
Cowboys, der ihr die seinen in Größe 48 ausgeliehen hatte. "Es war
wie eine Zeitreise!", strahlt Carolin nach ihrer Rückkehr aus den
USA. Die Zeitreise war aber auch eine Zuschauerreise - Fans
begleiteten die beliebte Moderatorin zurück in eine Zeit, wo für eine
Münchnerin die Fahrt nach Texas noch eine kaum vorstellbare Weltreise
war. "Da war alles groß! Größer wie irgendwo sonst - die Häuser, das
Steak auf dem Teller - alles the Greatest!" Und es gibt auch mehr
Himmelsrichtungen als anderswo: nämlich sechs! "Neben Norden, Osten,
-Süden und Westen, ,down to Texas Oil' und ,up to -Texas Moon', also
in die Tiefe zum Öl und in die -Höhe zum Mond." Ja, der Weg ins All
führte direkt von der größten texanischen Stadt Houston zum Mond.
Allerdings erst zehn Jahre später. Und heute, im Museum des
Raumfahrtzentrums, posiert Carolin Reiber für ein Foto mit Raumanzug
- vom Cowgirl zur Astronautin! Und ihren Enkeln bringt sie einen
ganzen Raumanzug mit Helm mit, wo die Anweisungen aus dem
Controlcenter für die ersten Astronauten zu hören sind. Die
Moderatorin selbst behält lieber den Boden unter den Füßen - am 11.
Mai ist sie wieder mit ihrer BR-Bayerntour unterwegs, diesmal am
Chiemsee. Und das ist für sie schöner und aufregender als es Texas
und Houston je sein könnten. So wird sie als Ehrenbürgerin auch auf
ein Ehrengrab in Texas verzichten. "Na!", sagt sie entrüstet, "des
muaß i net ham! Wenn'sd dort die Friedhöfe siegst, direkt am Highway
- na!" So bleibt ihr also nur die Schneid des Cowgirls aus Texas, das
sie zumindest drei Wochen lang war! Ulrike Schmidt
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Datum: 19.04.2011 - 17:04 Uhr
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