Südwest Presse: KOMMENTAR · KATHOLISCHE KIRCHE
(ots) - Die katholische Kirche hat weiß Gott größere Probleme
als die Demission des Geistlichen Direktors ihrer Münchner
Journalistenschule. Gerade darum aber ist der nur vordergründig
freiwillige Rückzug des bekannten Rundfunkpfarrers Michael Broch viel
mehr als eine Petitesse. Die sehr katholische Lösung des Falles
belegt nämlich, dass es mit der Politik der Offenheit trotz aller
gegenteiligen Beteuerungen in jüngster Zeit nicht weit her ist in der
Deutschen Bischofskonferenz. Durch die unsäglichen
Missbrauchsskandale immer noch schwer angeschlagen, verharrt die
Mehrheit der Bischöfe, wenn es darauf ankommt, lieber in ihrer
Wagenburg und senkt den Daumen. Von Lernprozess keine Spur. Ohne
Zweifel hat Broch sich mit seinem inkriminierten Interview als
Papstkritiker von einigen Graden ausgewiesen. Das hat dem
Rottenburger Diözesanpriester nachvollziehbare Missbilligung auch von
Seiten des Aufsichtsrats des Instituts zur Förderung des
publizistischen Nachwuchses eingetragen. Mehr aber nicht. Denn der
erfahrene Medienfachmann, als den auch Robert Zollitsch, der
Vorsitzende der Bischofskonferenz, Broch lobt, hat schließlich Buße
getan und sich für seine Zuspitzungen entschuldigt. Gemessen an weit
schlimmeren Verfehlungen anderer Kirchenleute hätte man deshalb eine
brüderlichere Reaktion der Kirchenspitze erwarten dürfen. Hinzu
kommt: Weil es der Bischofsmehrheit an solcher Souveränität gebricht,
beschädigt sie gleichzeitig ihre bisher sehr angesehene Institution.
Ihre angehenden Journalisten werden sich ihren Reim auf katholische
Pressefreiheit machen.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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Datum: 13.08.2010 - 19:07 Uhr
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