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WESTERWELLE-Interview für die ?BUNTE? (12.08.2010)

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WESTERWELLE-Interview für die "BUNTE" (12.08.2010)


(pressrelations) - Berlin. Der FDP-Bundesvorsitzende und Bundesaußenminister DR. GUIDO WESTERWELLE gab der "Bunten" (aktuelle Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte TOBIAS LOBE:

Frage: Herr Minister, wo machen Sie dieses Jahr Urlaub?

WESTERWELLE: Ich werde wieder auf der schönen Mittelmeer-Insel Mallorca sein.

Frage: Was werden Sie im Urlaub lesen?

WESTERWELLE: Zeitungen. Allerdings in luxuriös umgekehrter Reihenfolge. Ich werde, so wie in meiner Jugend, mit dem Feuilleton beginnen und mit dem Politikteil aufhören. Aber ich denke, ich werde nicht viel lesen in diesem Urlaub, sondern vor allem Sport machen.

Frage: Wie lange schaffen Sie es, Ihr Handy aus zu lassen?

WESTERWELLE: Gar nicht. Das Handy ist rund um die Uhr an ? das geht in meinem Amt nun mal nicht anders.

Frage: Wann merken Sie, dass Sie im Urlaub wirklich angekommen sind?

WESTERWELLE: Am ersten Abend. Wenn auf dem Grill etwas brutzelt, der Salat geschnippelt ist und ein gutes Glas mallorquinischer Rotwein auf dem Tisch steht.

Frage: Wie lange dauert für Sie ein idealer Urlaub?

WESTERWELLE: Früher hätte ich vier Wochen gesagt. Heute: vierzehn Tage.

Frage: Was ist Ihr wichtigstes Rezept, damit ein Urlaub gelingt?

WESTERWELLE: Sich nicht über Kleinigkeiten in die Haare kriegen.
Frage: Welches Laster kultivieren Sie im Urlaub?

WESTERWELLE: Wir gehen relativ früh ins Bett und schlafen dafür etwas länger.

Frage: Worüber wollen Sie im Urlaub nachdenken?

WESTERWELLE: Unter anderem weiter darüber, welche Konsequenzen wir aus der Finanz- und Währungskrise ziehen müssen, damit uns das nicht wieder passiert. Und ich komme natürlich nicht los von den großen Problemen: Afghanistan, Nahost, Abrüstung. Wir brauchen eine stabilere, friedlichere Welt. Das geht nur, wenn wir bei Abrüstung und nuklearer Nichtverbreitung vorankommen. Und da ist Deutschlands Stimme gefragt.





Frage: Das klingt nicht gerade nach Entspannung.

WESTERWELLE: Doch. Es ist einfach ein anderer Tagesablauf. Aber: Wenn man eine Aufgabe hat, und ich bin dankbar, dass ich diese Verantwortung tragen darf, dann ist es nicht möglich, sich von ihr völlig zu lösen. So gibt es für mich auch im Urlaub jeden Morgen eine Lagebesprechung, zwischendurch werden Telefonate mit Kollegen geführt. Das mache ich auch gern.

Frage: Wir waren gerade im so genannten Krisenkeller des Auswärtigen Amtes. Was passiert da?

WESTERWELLE: Außenpolitik ist eben nicht, wie manche denken, der rote Teppich, der Empfang, die diplomatische Ansprache ? sondern hat auch eine handfeste Bedeutung für die Bürger. Dort wird zum Beispiel auf Reisen gestrandeten Touristen geholfen. Oder es wird für konsularische Betreuung gesorgt, wenn eine Aschewolke den Flugverkehr niederstreckt. Jetzt konnten wir gerade erreichen, dass zwei entführte Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks befreit wurden.

Frage: Immer wieder wagen sich deutsche Touristen in riskante Gebiete und werden entführt. Haben Sie Verständnis für solche Abenteuer-Urlauber?

WESTERWELLE: Ich habe Verständnis für Reiselust, auch für ein wenig Abenteuerlust, vor allem, wenn man jung ist und die Welt mit dem Rucksack erleben möchte. Aber ich habe kein Verständnis für Leichtsinn, zumal ja die Gemeinschaft der Steuerzahler auch immer die Kosten für die Folgen zu tragen hat. Wir hätten da weniger zu tun, wenn der eine oder andere etwas umsichtiger handeln würde. Aber mit etwa 240 Auslandsvertretungen und rund 300 Honorarkonsuln haben Deutsche einen Schutz, den sich die allermeisten Bürger anderer Staaten auch wünschen würden.

Frage: Sie haben als Außenminister bisher schon 53 Staaten besucht. Wie schaffen Sie es bei so vielen Begegnungen einen persönlichen Kontakt zu Ihren Amtskollegen aufzubauen?

WESTERWELLE: Es gibt ja Menschen, die neigen zu verschränkten Armen im Gespräch. Ich nicht. Da hilft mir der Rheinländer, der ich durch und durch bin. Ich bin gerne mit Menschen zusammen, bin neugierig, empfinde das wirkliche Kennen lernen von Menschen als Bereicherung.

Frage: Welche Begegnung hat Sie am meisten beeindruckt?

WESTERWELLE: Beispielsweise ein fast zweistündiges Gespräch beim König von Saudi-Arabien. Aber nicht wegen der prunkvollen Umgebung, sondern weil ich auf einen über 80Jährigen traf, der wahrlich viel erlebt hat und sehr klug ist.

Frage: Ihr lustigstes Erlebnis?

WESTERWELLE: Beim Außenminister-Treffen der OSZE in Kasachstan bekam ich nach Landessitte eine überdimensionale Mantel- und Huttracht angezogen, bei der ich nur gehofft habe, dass die Bilder davon sofort in den Archiven verschwinden.Wir haben gemeinsam wegen der Übergröße gelacht.

Frage: Was haben Sie über die Welt gelernt?

WESTERWELLE: Mir hat zum Beispiel meine Reise nach Lateinamerika erneut gezeigt, wie unterschätzt diese Region ist. Das sind Länder, die mit unglaublich viel Disziplin, Fleiß und zukunftsbejahendem Optimismus zu den Sternen greifen. Da sind Potentiale ? nicht nur wirtschaftlich ? an deren Nutzung wir mitwirken sollten.

Frage: Und was haben Sie über Deutschland gelernt?

WESTERWELLE: Ich bin vor allem glücklich über das wachsende Job- und Wirtschaftswunder, das wir gerade erleben. Darum werden wir von vielen Staaten beneidet. Daran haben viele mitgewirkt, aber bei aller Bescheidenheit: Die guten Zahlen zeigen auch, dass die Politik der Bundesregierung besser war als ihr Bild nach außen.

Frage: Sind Sie stolz ein Deutscher zu sein?

WESTERWELLE: Ja, das bin ich. Aber mir ist jeder National-Chauvinismus zutiefst fremd. Wir haben dunkelste Kapitel unserer Geschichte zu verantworten. Aber das, was wir nach dem zweiten Weltkrieg aufgebaut haben, darauf dürfen wir stolz sein. Ich bin besonders stolz auf den friedlichen Freiheitswillen, den die Ostdeutschen zeigten, als sie die Mauer zum Einsturz brachten.

Frage: Ist Außenminister Ihr Traumamt?

WESTERWELLE: Einerseits ja, weil es Möglichkeiten gibt, Dinge zu bewegen. Andererseits unterschätzt man die Disziplin und auch die Härte der Arbeit, die mit dem Amt verbunden ist. Wegen der Zeitverschiebung habe ich gelegentlich sehr ungewöhnliche Arbeitszeiten.

Frage: Wie kommen Sie mit Jetlags klar?

WESTERWELLE: Erstaunlicherweise bisher ohne Probleme. Ich habe die Regel, auf diesen Reisen so gut wie keinen Alkohol zu trinken. Ich trinke ganz viel Wasser und komme so auch über lange Zeit mit wenig Schlaf zu recht. Aber mir ist es auch schon passiert, dass ich in einem Gespräch sitze und insgeheim hoffe, dass mir jemand Streichhölzer bringt, damit die Augen nicht zufallen.
Frage: Sie sind als Außenminister einer der bestbewachten Menschen der Republik. Stört das?

WESTERWELLE: Das ist schon einengend. Nur: Wenn ich an die besonders geschützten Kollegen denke, die auch noch kleine Kinder haben, dann geht es mir ja noch relativ gut.

Frage: Haben Sie manchmal das Bedürfnis auszubüxen?

WESTERWELLE: Ja. Aber ich gebe dem nicht nach.

Frage: Wie kommen Sie mit Ihrem Englisch klar?

WESTERWELLE: Es dürfte sich ja allmählich herumgesprochen haben, dass ich entgegen den Klischees recht ordentlich Englisch spreche. Ich habe auf einer Pressekonferenz am Tag nach der Bundestagswahl einem englischen Journalisten gesagt, dass ich es doch bevorzugen würde, auf einer Pressekonferenz in Deutschland auch Deutsch zu sprechen. Erst sehr nett, beim zweiten Nachfragen einigermaßen nett und beim dritten Mal freundlich-robust. Aber ich bleibe dabei: Ein deutscher Politiker sollte sich nicht genieren, auch Deutsch zu sprechen. Deutsch ist eine wunderschöne Sprache, die auch in der Praxis in Europa nicht verloren gehen darf.

Frage: Sie sind noch immer rank und schlank.

WESTERWELLE: Das ist sehr nett von Ihnen.

Frage: Wie schaffen Sie das in Ihrem Job?

WESTERWELLE: Durch Laufen, unverändert.

Frage: Joggen Sie auch auf Dienstreisen?

WESTERWELLE: Ich habe meine Sportsachen oft dabei. Im Hotel schaffe ich es vielleicht mal auf dem Laufband. Aber die Auslandsreisen sind in der Regel doch so knapp getaktet, dass ich nicht zum Sport komme.

Frage: Wie halten Sie Kontakt zu Ihrem Partner Michael Mronz?

WESTERWELLE: Per Telefon, per SMS. Jeden Tag. Es ist ja durch Handys mittlerweile kein Unterschied mehr, ob man in Kasachstan, Paris oder Berlin ist.

Frage: Ist Ihr Vater stolz auf Sie?

WESTERWELLE: Meine Eltern sind auf alle ihre Kinder stolz.

Frage: Ihre Eltern haben sich scheiden lassen, als Sie 10 Jahre alt waren. Haben Sie eigentlich auch Kontakt zu Ihrer Mutter?

WESTERWELLE: Wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Aber wir haben uns die Regel gemacht, meine Brüder und meine Eltern, wenn es irgend geht, aus der Öffentlichkeit raus zu halten. Die leben ihr Leben und haben genug darunter zu leiden, dass sie auf alles Mögliche angesprochen werden, was mich oder die Politik angeht. Das ist mit meinem Partner etwas anderes. Er ist oft genug im Scheinwerferlicht. Und da verstehe ich das Interesse in Maßen ? nur dann nicht, wenn es unter die Gürtellinie geht.

Frage: Sie sind als erster deutscher Außenminister mit einem gleichgeschlechtlichen Partner auf Dienstreise gegangen.

WESTERWELLE: Das war in der Tat Neuland. Es hat ja am Anfang geheißen, dass ein homosexueller Außenminister in seinem Wirkungskreis in der Welt eingeschränkt wäre. Das hat sich jedoch als unbegründete Sorge herausgestellt. Ich denke, es ist wichtig, dass wir unsere eigenen Maßstäbe von Toleranz leben und uns nicht die manchmal weniger toleranten Maßstäbe anderer zu eigen machen. Wir wollen nicht vergessen: Es gibt noch sieben Länder in der Welt, da steht auf homosexuelle Handlungen die Todesstrafe. Es gibt 75 Länder in der Welt, da werden gleichgeschlechtlich veranlagte Frauen und Männer gesetzlich verfolgt. Wir in Deutschland sind hingegen der Auffassung, dass die Würde des Menschen unantastbar ist ? und zwar aller und nicht einiger. Und deswegen bleibe ich dabei: Erlaubt ist, was gefällt und keinem anderen schadet. Respekt und Toleranz adelt ein Land.

Frage: Können Sie sich vorstellen, mit Michael Mronz in ein Land zu reisen, in dem Homosexualität strafrechtlich verfolgt wird?

WESTERWELLE: Wir wollen den Gedanken der Toleranz in der Welt befördern. Aber wir wollen auch nicht das Gegenteil erreichen, indem wir uns unüberlegt verhalten. Es ist klug, Schritt für Schritt und sensibel vorzugehen.

Frage: Entscheidet Ihr Partner mit, wie sie sich kleiden?

WESTERWELLE: Das ist bei mir einfallslos einfach. Ich ziehe morgens einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine dem Anlass entsprechende Krawatte an.

Frage: Kritisiert er Sie nach wichtigen Auftritten?

WESTERWELLE: Wir unterhalten uns zu Hause. Aber gewiss nicht in erster Linie über Politik oder öffentliche Auftritte, sondern über Kunst, über unseren Freundeskreis und mit unserem Freundeskreis. Oder zum Beispiel jetzt über die spektakuläre Lohengrin-Premiere, die wir gemeinsam in Bayreuth besuchen durften. Sie wurde meiner Meinung nach zu Unrecht von einigen Kritikern negativ beschrieben.

Frage: Das geht auch dem Politiker Guido Westerwelle so. Die Kommentare sind im Moment wenig schmeichelhaft, die Umfragewerte liegen im Keller. Wie gehen Sie damit um?

WESTERWELLE: Niemand freut sich, wenn er morgens in die Zeitung sieht und schlechte Umfrageergebnisse hat. Andererseits dürfen Politiker nicht zuerst auf ihre Beliebtheitswerte schauen. Das ist ja das Problem der letzten Jahre gewesen, dass so viele Entscheidungen nicht danach gefällt wurden, was richtig ist, sondern danach, was beliebt macht. Mit schlechten Umfrageergebnissen kommt man dann zurecht, wenn man weiß, dass man das Richtige getan hat, obwohl es unpopulär ist. Gute Medizin schmeckt eben manchmal leider bitter. Und mit dem Weg raus aus den Staatsschulden kann man sich nicht sonderlich beliebt machen, vor allem dann, wenn es beim Sparen konkret wird.

Frage: Die Kritik an Ihnen wird schnell sehr persönlich. Ein Autor mokierte sich sogar darüber, dass Sie viel zu höflich sind. Wie erklären Sie sich das?

WESTERWELLE: Das will ich mir am besten gar nicht erst erklären, sonst könnte ich mich zu Unhöflichkeiten hinreißen lassen. Ich glaube aber, dass die meisten Bürger eine gesunde Distanz haben zu solcher Kritik, die mit irgendwelchen tiefenpsychologischen Verästelungen der Kindheit versucht zu erklären, warum man heute eine bestimmte Politik macht.

Frage: Lässt Sie das kalt?

WESTERWELLE: Nicht, wenn engste Angehörige mit einbezogen werden.

Frage: Waren die letzten Monate für Sie ein Stahlbad?

WESTERWELLE: Ich habe schärfste Beobachtung und Kritik ja schon mehrfach erlebt. Jetzt ist es halt wieder so. Aber ich habe auch immer wieder große Erfolge feiern dürfen und viel Zustimmung erfahren. Das motiviert.


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Datum: 12.08.2010 - 12:47 Uhr
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