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Interview mit RTL-Experte Jürgen Klinsmann vor dem Argentinien-Spiel

ID: 220904

Interview mit RTL-Experte Jürgen Klinsmann vor dem Argentinien-Spiel


(pressrelations) -
"Die haben einen Heidenrespekt vor uns"

Vor dem Viertelfinalspiel der deutschen Mannschaft gegen Argentinien am Samstag sprach RTL mit Jürgen Klinsmann, der für den Kölner Sender als Experte in Südafrika im Einsatz ist. Im Interview beklagt der Trainer der WM-Elf 2006 den allgemeinen Trend hin zum defensiven, ergebnisorientierten Fußball, lobt den Offensivfußball der deutschen Mannschaft und befürchtet, dass dem Team im Falle eines Rückstands ein Führungsspieler wie Michael Ballack fehlen könnte, der das Spiel umdrehen kann.

Hinweis: Verwendung frei bei Hinweis auf die Quelle RTL und darauf, dass Jürgen Klinsmann bei der WM als RTL-Experte im Einsatz ist.

Deutschland spielt brasilianischer als die Brasilianer, und auch technisch so starke Mannschaften wie Spanien, Holland und mit Abstrichen auch Argentinien spielen einen eher nüchternen und ergebnisorientierten Fußball. Haben Sie dafür eine Erklärung?
"Das ist ein Trend, der eigentlich schon vor Jahren Einzug gehalten hat. Auch über die Champions-League, wo viele Trainer immer mehr defensiv orientiert agieren, weil sie Angst haben den Job zu verlieren. Viele scheuen wirklich das Risiko nach vorne zu gehen, offensiv und attraktiv zu spielen. Da ist es umso schöner, dass unsere Mannschaft bereits ist, Risiko zu gehen und den Stil weiter prägt, den wir seit sechs Jahren versucht haben aufzubauen."

Was hat sich gegenüber 2006 geändert?
"Es gibt immer weniger Mannschaften, die mit zwei oder gar drei Spitzen spielen, weil sie alle erstmal sicher stellen wollen, dass die Null steht. Viele machen sich zu sehr einen Kopf über die mediale und öffentliche Meinung und fahren die Ergebnisse ein, anstatt ihrer eigenen Philosophie zu folgen. Wenn Portugal destruktiv defensiv spielt gegen Brasilien und danach auch gegen Spanien, wo sie gerade mal etwa 35 Prozent Ballbesitz hatten, entspricht das nicht ihrer Natur. Da ist mit Deco und Ronaldo eigentlich Offensivfußball angesagt. Aber sie spielen ihn nicht. Und auch die drei westafrikanischen Teams Nigeria, Kamerun und Elfenbeinküste stehen eigentlich für offensiven Fußball. Das ist ihr Naturell, aber dann hat man versucht, sie umzupolen und defensiv spielen zu lassen. Das Ergebnis ist, dass sie geradeaus rausgeflogen sind und kaum ein Tor geschossen haben."





Welche Namen haben sich aus Ihrer Sicht als die Stars des Turniers herauskristallisiert ? Rooney und Ronaldo doch wohl kaum?
"Sicherlich David Villa. Dann denke ich natürlich auch an Luis Fabiano, Kaká und Gonzalo Higuain. Klar, das sind halt die Torjäger. Auch Messi hat trotz fehlender Tore sicherlich eine hervorragende Vorrunde gespielt, wenn auch das Achtelfinale nich so gelungen war. Und Özil macht uns allen wahnsinnig viel Spaß."

Zur deutschen Mannschaft: Hätten Sie soviel Glanz und Glorie vorher erwartet?
"Nein, ich denke, das ist für uns alle eine angenehme Überraschung. Das wir England so dominierend in die Schranken gewiesen haben, ist phantastisch."

Fühlen Sie sich damit auch in Ihrer vor sechs Jahren begonnenen Arbeit als Bundestrainer bestätigt?
"Nein, ich freue mich einfach, dass der Jogi die Auslegung in der Form fortgesetzt hat, wie wir sie aufgebaut haben: nach vorne spielen, möglichst schnell von der Abwehr auf die Offensive umschalten und einen dominanten Fußball spielen. Die Anerkennung gilt ganz allein dem jetzigen Stab und den jetzigen Spielern."

Was sagen sie zur Arbeit von Jogi Löw: Was sind seine besonderen Qualitäten, dass er das Team so gut eingestellt hat?
"Er ist ein sehr angenehmer Mensch, deshalb war es mir auch so wichtig, dass er das Ding weiterführt. Er kann Ruhe in ein Umfeld bringen, lässt sich selbst nur selten aus der Ruhe bringen und ist respektvoll im Umgang mit jedem. Als wir vor sechs Jahren anfingen, waren wir überzeugt, dass die Spielphilosophie so ausgerichtet sein soll, dass wir auch Freude an der Sache haben. Letztendlich sind es aber die Spieler, die das dann umsetzen. Und es scheint so, dass es in der Chemie der Mannschaft stimmt, dass die alle gut miteinander auskommen. Wie reif sie wirklich sind, werden wir am Samstag sehen. Mit Argentinien kommt da schon ein ganz anderer Gradmesser auf uns zu."

Haben Sie derzeit Kontakt zu Joachim Löw, und sprechen sie dabei auch über Taktik etc.?
"Natürlich haben wir Kontakt zueinander, aber da reden wir nicht über fußballerische Ausrichtung oder Taktik. Wir reden rein auf privater Ebene. Nach dem 4:1 haben wir uns SMS hin- und hergeschickt."

Wie muss man nun gegen Argentinien spielen, um eine realistische Chance zu haben?
"Du musst das spielen, was in deinem Naturell steckt, und wir sind einfache eine gute Angriffsmannschaft. Die Argentinier haben jetzt schon einen Heidenrespekt vor uns. Natürlich haben die ein unglaubliches Offensiv-Potenzial, da muss man nur mal die Namen durchgehen. Aber die Mexikaner haben ihnen schon ein bisschen die Grenzen aufgezeigt. Die waren weit mehr am Drücker als Argentinien, bevor das Abseitstor fiel. Das zeigt schon, dass es möglich ist, die Argentinier zu schlagen. Die haben auch ihre Probleme in der Defensive."

Woran könnte das Team am Ende doch scheitern? An der mangelnden Erfahrung?
"Nein, das ist es nicht. Die Jungs, die wir schon 2006 hochgebracht haben, haben jetzt schon 60 Länderspiele und mehr. Das Problem ist eher die Reaktionsfähigkeit im Falle eines Rückstands. Da kommt es darauf an, ob sie die Charakter und das totale Verlangen haben, so ein Spiel umzudrehen. Ist die Struktur der Mannschaft dann stark genug? Und welche Spieler nehmen dann das Zepter in die Hand? Und da sage ich, das könnte problematisch werden, und in so einem Moment brauchst du eben so einen Typen wie Michael Ballack."

Und Ihr Tipp für das Viertelfinalspiel der Deutschen?
"Ich gönne dem Messi ein Tor, tippe aber auf ein 2:1 für Deutschland."

Ein leidiges Thema: die Schiedsrichterleistungen. Kartenflut, Abseitstore und dann die Neuauflage von Wembley: Wie denken Sie über den Videobeweis?
"Das ist schon seit Jahren überfällig. Es kann nicht sein, dass der Fußball ein Jahrzehnt hinter anderen Sportarten wie Basketball oder American Football herhechelt. Es ist ein Unding, dass bei dem Tor von Frank Lampard nicht die entsprechende Technik eingesetzt wird - ob das nun ein Ball mit integriertem Chip ist oder der Fernsehbeweis."

Für bwin ist Fußball-Rekord-Weltmeister Brasilien vor dem WM-Viertelfinale Top-Favorit auf den WM-Titel. Hinter der Selecao folgen Europameister Spanien, der deutsche Viertelfinal-Gegner Argentinien und dann unser Team. Wie sehen Sie das?
"Im Moment scheint Brasilien ein wenig die Nase vorn zu haben. Interessant ist, wie die Spanier aufdrehen können, wenn sie mal gegen Mannschaften spielen, die sich auch ein wenig öffnen und angreifen. Ich finde es beschämend und furchtbar, wie sich Mannschaften gegen Spanien hinten reinstellen und mit zehn Mann den Strafraum verteidigen. Generell wünsche ich mir offenere Spiele und mehr Risikobereitschaft, wenn es gegen die Favoriten geht. Es ist schade, dass alles nur noch ergebnisorientiert ist."

Wie erleben Sie das Gastgeberland Südafrika?
"Es ist eine phantastische WM. Die Organisation ist super, die Leute sind unglaublich freundlich, aber auch zurückhaltend. Und die ganzen Sicherheitsbedenken wurden medial übertrieben, es gibt keinerlei Gefahr. Es gibt hier sicherlich noch vieles zu verbessern, die Apartheid ist mal gerade 20 Jahre beendet. Aber es macht großen Spaß, das alles von der Nähe aus zu beschnuppern. Und das eine ist, so ein armes Spiel wie Honduras gegen Schweiz zu kommentieren, und das andere ist, mal in die Nachbarschaft zu gehen, wo es nicht so schön ist, und den Kindern beim Kicken zuzuschauen. Das ist echt eine Freude."

"Die Entdeckung des Turniers. Ein so brillanter teutonischer Edelstein wurde nicht mehr zu Tage gefördert, seit Boris Becker angefangen hat, Wimbledon zu kommentieren", lobte Sie zuletzt ?The London Evening Standard? als Experten. Wie fühlen Sie selbst sich in dieser Rolle?
"Ich habe große Freude, die Spiele bei RTL zu kommentieren. Das ganze Team macht einen perfekten Job, und neben meinen Kollegen Florian König und Klaus Veltman, die beide Vollprofis sind, kann ich eigentlich nichts falsch machen."

Hinweis: Das RTL-Presseportal http://kommunikation.rtl.de bietet ein umfangreiches und ständig erweitertes WM-Spezial an, in dem Sie Interviews, Factsheets, Fotos, Radio-O-Töne, aktuelle Meldungen und mehr finden.


Rückfragen: Matthias Bolhöfer, RTL Kommunikation, Tel.: 0221/4567 4227; matthias.bolhoefer(at)rtl.de

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Datum: 01.07.2010 - 18:47 Uhr
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