AOK-Analyse zur Entfernung der Prostata: Fast 500 Komplikationsfälle pro Jahr vermeidbar

(ots) - Aktuelle Ergebnisse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis der Abrechnungsdaten von AOK-Versicherten zeigen bei der vollständigen Entfernung der Prostata wegen Prostatakrebs deutliche Qualitätsunterschiede zwischen den an der Versorgung beteiligten Kliniken: Im Fünftel der Kliniken, die in der Auswertung überdurchschnittlich abgeschnitten haben, lag die Gesamt-Komplikationsrate bei 6,4 Prozent, während im Fünftel der schlechtesten Kliniken fast ein Viertel der operierten Männer (23 Prozent) von Komplikationen betroffen war. Die Ergebnisse der einzelnen Krankenhäuser sind seit heute im Gesundheitsnavigator der AOK abrufbar.
In die WIdO-Auswertung sind insgesamt rund 17.600 Fälle von AOK-Versicherten aus den Jahren 2021 bis 2023 einbezogen worden, die in 189 Kliniken bundesweit operiert worden sind. Die Fälle werden jeweils ein Jahr"nachbeobachtet". Auf diese Weise können im Verfahren zur"Qualitätssicherung mit Routinedaten"auch später auftretende Komplikationen nach der OP ermittelt werden."Unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter oder Vorerkrankungen werden in den Analysen des WIdO berücksichtigt, um einen fairen Klinikvergleich zu ermöglichen. Derart valide Informationen zur Behandlungsqualität bietet aktuell weder der Bundes-Klinik-Atlas, geschweige denn das Deutsche Krankenhausverzeichnis", betont Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes.
Ausgewertet wurde unter anderem der Anteil der Patienten, bei denen innerhalb von 30 Tagen nach der Operation eine Bluttransfusion notwendig war, die auf starke Blutungen im Nachgang zur OP schließen lässt. Dies betraf 2,9 Prozent aller Patienten. Ebenfalls mit in die Bewertung eingeflossen ist der Anteil ungeplanter Folge-OPs im ersten Jahr nach der ersten Operation. Eine solche Folge-OP kann zum Beispiel zur Entfernung von angesammelter Lymphflüssigkeit als Folge der Prostatektomie erforderlich sein. Sie war bei einem relativ hohen Anteil von 6,8 Prozent der Operierten notwendig. Von sonstigen Komplikationen wie beispielsweise einer Sepsis, einem Schock oder akutem Nierenversagen im Zuge der Prostata-OP waren 5,6 Prozent der Patienten betroffen.
480 Komplikationsfälle wären vermeidbar gewesen
Eine zusätzliche Modellierung des WIdO zeigt: Wenn alle rund 3.200 Fälle, die in den unterdurchschnittlich bewerteten Krankenhäusern operiert wurden, in überdurchschnittlich abschneidenden Kliniken behandelt worden wären, hätten rund 480 Komplikationsfälle vermieden werden können."Diese Modellrechnung macht deutlich, dass bei einer Steuerung der Patienten in die Kliniken mit der besten Behandlungsqualität viel Leid der Patienten und unnötige Folgekosten für Nachbehandlungen vermieden werden könnten", so Carola Reimann."Wir machen die Ergebnisse in unserem Gesundheitsnavigatoröffentlich, um Transparenz über die Unterschiede bei der Behandlungsqualität für die Patienten und die einweisenden Ärzte zu schaffen. Denn bei der Prostatektomie handelt es sich um einen planbaren Eingriff, bei dem man sich vorher in Ruhe darüber informieren kann, welche Klinik die besten Ergebnisse erzielt."
DKG-Zertifizierung als wichtiges Kriterium
Ein weiteres wichtiges Kriterium für die betroffenen Patienten bei der Wahl der Klinik sei die Zertifizierung als Prostatakrebs-Zentrum durch die Deutsche Krebsgesellschaft, betont AOK-Vorständin Reimann."Auch diese Information wird im AOK-Navigator mit angezeigt, wenn Nutzerinnen und Nutzer nach diesem Eingriff suchen."Die Studie zur"Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren (WiZen) hat 2022 gezeigt, dass Patientinnen und Patienten mit Krebs, die in DKG-zertifizierten Zentren behandelt werden, bessereÜberlebenschancen haben.
Insgesamt 34.7000 radikale Prostatektomien im Jahr 2024
Die radikale Prostatektomie, also die vollständige Entfernung der Prostata, kommt vor allem dann zur Anwendung, wenn der Krebs sich auf die Prostata beschränkt und das benachbarte Gewebe sowie Knochen oder andere Organe nicht befallen hat. Bei dem Eingriff entfernen die Ärzte die gesamte Prostata einschließlich der Samenblasen undder Endstücke der Samenleiter. Im Jahr 2024 sind in Deutschland insgesamt rund 34.700 radikale Prostatektomien durchgeführt worden. In den Analysen des WIdO werden ausschließlich Komplikationen der Operation bis zu einem Jahr abgebildet. Die Qualität der Harnblasenentleerung nach der Operation sowie eine mögliche Inkontinenz oder Impotenz kann das WIdO mangels verlässlicher Daten nicht auswerten. Die Ergebnisse sämtlicher Kliniken an der Versorgung in Deutschland beteiligten Kliniken finden sich im Gesundheitsnavigator der AOK.
Qualitätsergebnisse zu zwölf weiteren Behandlungen freigeschaltet
Neben den Ergebnissen zur vollständigen Entfernung der Prostata wurden heute auch Qualitätsergebnisse für zwölf weitere Behandlungen freigeschaltet, die im Verfahren zur Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR) ausgewertet werden. Dies sind Operationen bei gutartiger Prostatavergrößerung, Hüftgelenks-Implantationen aufgrund von Arthrose, Operationen nach einem hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, Implantationen eines künstlichen Kniegelenkes, Knieprothesenwechsel, Gallenblasenentfernungen bei Gallensteinen, Blinddarmentfernungen, Mandeloperationen, Leistenbruch-OPs, therapeutische Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt sowie kathetergestützte Aortenklappen-Implantationen (TAVI). Die Qualitätsindikatoren wurden gemeinsam mit klinisch tätigen Fachärztinnen und Fachärzten entwickelt. Die Klinikergebnisse werden im AOK-Gesundheitsnavigator angezeigt, wenn Nutzerinnen und Nutzer im Navigator nach Informationen zu einer dieser Behandlungen suchen.
Zum AOK-Gesundheitsnavigator: www.aok.de/gesundheitsnavigator
Informationen zum QSR-Verfahren: www.qualitaetssicherung-mit-routinedaten.de
Ihr Ansprechpartner in der Pressestelle:
Dr. Kai Behrens
Telefon: 030 / 34646-2309
Mobil: 01520 / 1563042
E-Mail: presse(at)bv.aok.de
Original-Content von: AOK-Bundesverband,übermittelt durch news aktuell
Themen in diesem Fachartikel:
Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 23.10.2025 - 09:21 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 2206763
Anzahl Zeichen: 0
Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: ots
Stadt:
Berlin
Kategorie:
Gesundheit & Medizin
Dieser Fachartikel wurde bisher 5 mal aufgerufen.
Der Fachartikel mit dem Titel:
"AOK-Analyse zur Entfernung der Prostata: Fast 500 Komplikationsfälle pro Jahr vermeidbar"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von
AOK-Bundesverband (Nachricht senden)
Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).