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Bundesbeauftragte gegen sexuellen Missbrauch fordert verpflichtende Schutzkonzepte für Jugendreisen

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(ots) - Kerstin Claus: Schulungen von Teamerinnen und Teamern zum Schutz Jugendlicher vor sexualisierter Gewalt nötig / Neue"Vollbild"-Recherche"Partyurlaub außer Kontrolle - wie sicher sind Jugendreisen?"ab Dienstag, 9. September 2025 in der ARD Mediathek

Mainz/Berlin Die unabhängige Bundesbeauftragte gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, Kerstin Claus, fordert im Interview mit dem SWR-Investigativformat"Vollbild", dass Veranstalter von Kinder- und Jugendreisen in Zukunft Schutzkonzepte vorlegen müssen. Exklusive Recherchen von"Vollbild"zeigen, dass es bei kommerziellen Party-Jugendreisen zuÜbergriffen, Alkoholexzessen und sexualisierter Gewalt kommt. Die"Vollbild"-Doku"Partyurlaub außer Kontrolle - wie sicher sind Jugendreisen?"ist ab Dienstag, 9. September 2025, 5 Uhr in der ARD Mediathek abrufbar.

Die Schutzkonzepte von Veranstaltern für Kinder- und Jugendreisen müssten unter anderem klare Beschwerdewege enthalten, Interventionsmöglichkeiten aufzeigen und Verantwortlichkeiten festhalten, forderte Kerstin Claus, die unabhängige Bundesbeauftragte gegen sexuellen Missbrauch, im"Vollbild"-Interview. Zudem sprach sie sich für eine bessere Schulung von Teamerinnen und Teamern aus."Wir würden niemandem den Brandschutz überlassen, der nur zwei Tage online geschult wurde. Sexuelle Gewalt ist ein sehr regelmäßiges Phänomen und ein Risiko, dem junge Menschen ausgesetzt sind", so Kerstin Claus.

Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt bisher nicht verpflichtend

Bisher gibt es keine gesetzlichen Vorgaben für Veranstalter, ihr Personal zum Schutz vor sexualisierter Gewalt zu schulen oder Schutzkonzepte zu erarbeiten. Die Bundesregierung will sich laut aktuellem Koalitionsvertrag dafür einsetzen, dass solche Schutzkonzepte von gewerblichen und gemeinnützigen Anbietern entwickeln werden.

Jugendliche: Mehrfach vergewaltigt auf einer Jugendreise

Hintergrund der Aussagen sind Recherchen des SWR-Investigativformats"Vollbild". Gespräche mit ehemaligen Teilnehmerinnen von kommerziellen Jugendreiseveranstaltern zeigen, weshalb Schutzkonzepte nötig sind: Sie berichten, dass sie in Clubs von fremden Personen bedrängt oder begrapscht worden seien und von den Betreuenden keine Hilfe erhalten hätten. Eine weitere Teilnehmerin sagt, sie sei von einem Betreuer in dessen Unterkunft gelockt und dort mehrfach vergewaltigt worden.





Undercover-Recherchen von"Vollbild"bei Partyreise nach Calella

"Vollbild"hat im Zuge der Recherchen einen Selbstversuch gemacht: Eine Reporterin hatte sich bei dem Veranstalter"GO Jugendreisen"beworben und war undercover als Betreuerin einer Partyreise in die spanische Küstenstadt Calella an der Costa Brava gefahren. Als Vorbereitung auf die Reise hatte sie einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert und ein zweitägiges Online-Seminar belegt. Beides war von Seiten des Veranstalters Voraussetzung für die Arbeit. Während der verdeckten Recherche bei der Partyreisevon"GO Jugendreisen"in Calella verhinderte das Schutzkonzept des Reiseveranstalters offenbar mögliche Übergriffe. Doch bei der Recherche zeigten sich andere Probleme.

Unzureichende Schulung der Teamerinnen und Teamer

Die Recherchen zeigen, dass das Betreuungspersonal nicht ausreichend auf die Arbeit vorbereitet war. Beispielsweise lagen dem Betreuerteam offenbar Informationenüber Vorerkrankungen der jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Abreise nicht vor. Auch kam es beim Feiern in örtlichen Clubs zum Konsum hochprozentigen Alkohols durch minderjährige Teilnehmende. Einem offensichtlich betrunkenen Minderjährigen, der sich bei einem Clubbesuchnicht wohl fühlte, riet ein Betreuer, zwei"Wodka-Energy"zu trinken, damit es ihm besser gehe.

Reiseveranstalter:"Große Besäufnisse sollen unterbunden werden"

Der Reiseveranstalter erklärt auf Nachfrage zu den offenbar fehlenden Informationen über Vorerkrankungen, dass er sich zu Gesundheitsproblemen einzelner Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht äußere, dass aber Zwischenfälle umfänglich durch das Qualitätsmanagement geprüft würden. Weiter erklärte der Veranstalter"GO Jugendreisen", man halte sich an das deutsche Jugendschutzgesetz."Sicherlich kann es dabei sein, dass Teilnehmende auch mehr Alkohol trinken als 1-2 Bier. Alles andere entspricht leider auch nicht der Lebensrealität von vielen Jugendlichen. (...) Große Besäufnisse sollten dabei natürlich unterbunden werden."Nach spanischem Recht ist Jugendlichen jeglicher Alkoholkonsum verboten. Auf Nachfrage wollte sich der Reiseanbieter dazu nichtäußern.

Geringe Bezahlung, hohe Verantwortung

Die"Vollbild"-Reporterin war als Betreuerin alleine für 22 Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren verantwortlich. In Kombination mit langen Arbeitszeiten bis in die frühen Morgenstunden habe diese hohe Verantwortung bei ihr und anderen Betreuerinnen und Betreuerinnen zu Erschöpfung und Überforderung geführt. Die Teamerinnen und Teamer hätten zudem keinen Lohn, sondern nur eine Aufwandsentschädigung von 11 Euro pro Tag erhalten.

Experte: Schlechter Betreuungsschlüssel erhöht die Gefahr

Das SWR-Investigativformat"Vollbild"hat die Recherchen Prof. Wolfgang Ilg vorgelegt, er ist Sozialwissenschaftler an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und forscht zu Kinder- und Jugendreisen. Dass das Betreuerteamüber Vorerkrankungen vor der Abfahrt offenbar nicht informiert gewesen sei, bewertet er kritisch:"Es ist völlig unverantwortlich, wenn das nicht ab Minute eins verfügbar ist."Prof. Wolfgang Ilg kritisiert zudem das geringe Verhältnis von Betreuungspersonen zu Teilnehmenden. Das beschränke nicht nur die pädagogische Arbeit, sondern könne auch eine Gefahr darstellen:"Wenn ich mich den jugendlichen Teilnehmenden annähern möchte und es gibt niemanden, der mir auf die Finger schaut, dann steigen die Gefahren. Alleine eine Gruppenreise zu begleiten, halte ich für unverantwortlich."Auch die geringe Vergütung der Teamerinnen und Teamer kritisiert der Experte:"Dann muss man sich natürlich fragen, gibt es da vielleicht andere Motivationen mitzugehen? Und da wird es dann tatsächlich auch heikel, insbesondere dann, wenn der Betreuungsschlüssel sehr schlecht ist."

Reiseanbieter: Kleingruppen aus organisatorischen Gründen größer

Der Reiseanbieter wollte sich auf Anfrage zur Vergütung nicht äußern. Zum Betreuungsschlüssel erklärte"GO Jugendreisen", der Betreuungsschlüssel habe zu keinem Zeitpunkt über 1:16 gelegen. Es könne aber sein, dass aus organisatorischen Gründen einzelne Kleingruppen größer sind.

"Vollbild: Partyurlaub außer Kontrolle - wie sicher sind Jugendreisen?"ab Dienstag, 9. September 2025, 5 Uhr

Die ganze Recherche ist ab Dienstag, 9. September 2025 in der ARD Mediathek (https://www.ardmediathek.de/sendung/vollbild-recherchen-die-mehr-zeigen/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9zZGIvc3RJZC8xNDQz) unter https://1.ard.de/vollbild_partyurlaub

Pressefotos und weiteres Material unter: https://transfer.labo-m.com/web/client/pubshares/iRRWfap8AL4BdbDbFNgo27/browse (https://eur03.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Ftransfer.labo-m.com%2Fweb%2Fclient%2Fpubshares%2FiRRWfap8AL4BdbDbFNgo27%2Fbrowse&data=05%7C02%7CAchim.Reinhardt%40swr.de%7Cedf796a01b3b4d56ce4a08dde63516bf%7Cbcca095d88d442f88260cc216b81f62d%7C0%7C0%7C638919837924943354%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJFbXB0eU1hcGkiOnRydWUsIlYiOiIwLjAuMDAwMCIsIlAiOiJXaW4zMiIsIkFOIjoiTWFpbCIsIldUIjoyfQ%3D%3D%7C0%7C%7C%7C&sdata=%2FM6M5MdCwqqOvNGZvSYtmirjCysoEAJYjD6FUH3AAFc%3D&reserved=0) oder auf www.ARD-Foto.de (http://www.ard-foto.de/)

Zitate gegen Quellenangabe frei.

Weitere Informationen unter: http://swr.li/vollbild-partyurlaub-2025

Rückfragen bitte an die Redaktion"Vollbild", Tel.: 06131 929 33351


Original-Content von: ARD Mediathek,übermittelt durch news aktuell


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Datum: 09.09.2025 - 15:36 Uhr
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Gesundheit & Medizin



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