Netanjahus fataler Kurs / Raimund Neußzur angekündigten Ausweitung des Gaza-Krieges

(ots) - Sie tun es wirklich: Trotz aller Warnungen haben der israelische Ministerpräsident Netanjahu und seine Kabinettsmitglieder beschlossen, den Militäreinsatz gegen die Hamas auszuweiten und die Stadt Gaza einzunehmen. Ein Plan mit hohem Risiko für das eigene Land und die eigene Armee.
Damit ist nicht gesagt, dass der Krieg an sich illegitim wäre: Israel ist von der Hamas mit äußerster Grausamkeit angegriffen worden. Diesen Gegner - auch unter Besetzung seines Herrschaftsgebiets - zu zerschlagen und die von ihm gehaltenen Geiseln zu befreien sind völkerrechtlich akzeptable Ziele. Die Frage ist jedoch, ob diese Ziele überhaupt erreichbar sind und ob die Opfer, die ein solcher Versuch fordert, dazu in einem angemessenen Verhältnis stehen.
Daran gibt es Zweifel auch in Israel. Die Hamas hatte vor dem Krieg 40.000 Terrorkämpfer, vier Prozent der männlichen Gaza-Bevölkerung. Mehr als die Hälfte dürfte gefallen sein, Ersatz wurde rekrutiert. Die Region ist mit Waffen vollgepumpt.
Wer aber Land besetzt, muss die Bevölkerung versorgen. Israel ist dazu schon beim heutigen Ausmaß der Besetzung nicht in der Lage. Auch wenn die Lieferungen grundsätzlich ausreichen sollten, wird Israels Armee der plündernden Banden nicht Herr. Es gibt zu wenig Ausgabestellen. Nahrung suchende Zivilisten sterben - auch durch israelische Kugeln.
All das zerstört Israels internationale Reputation. Selbst die Bundesregierung beugt sich dem öffentlichen Druck und schränkt Rüstungslieferungen ein. Netanjahu wird das zwar verschmerzen, solange er die USA an seiner Seite weiß, denn der Krieg hält seine Koalition notdürftig zusammen. Allerdings auf Kosten auch der eigenen Soldaten.
So fatal Netanjahus Kurs ist, so unerfreulich sind die Alternativen. Solange die Hamas auch nur Teile des Gazastreifens beherrscht, wird sie ihren Terror fortführen. Das vereitelt jeden Wiederaufbau. Auch ein Westjordanland ohne israelische Besatzer fiele bei den heutigen Machtverhältnissen in die Hand der Hamas.
Als Lichtblick mag die Erklärung arabischer Staaten gelten, die ein Ende der Hamas-Herrschaft fordern. Aber sind sie bereit, Truppen zu schicken, um die Hamas zu entwaffnen? Würde Frankreichs Präsident Emmanuel Macron das tun, wo er doch einen Palästinenserstaat anerkennen will? Dafür gibt es keine Anzeichen. Netanjahu ist das recht. Er tut alles, um eine solche Staatsbildung zu hintertreiben. Umso geringer sind die Chancen für Israels Soldaten, aus dem Krieg wieder herauszukommen.
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Datum: 08.08.2025 - 18:30 Uhr
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