Kölner Stadt-Anzeiger: Annette Frier: In der Sexismus-Debatte mehr über Macht reden
Schauspielerin will sich Lockerheit und Humor nicht abhandeln lassen - "kein Sexismus-Tüv"
(ots) - Die Schauspielerin und Komikerin Annette Frier (43) 
plädiert in der aktuellen Debatte über Sexismus und sexuelle 
Übergriffe dafür, sich "Lockerheit und Humor nicht abhandeln" zu 
lassen. "Wir brauchen keinen Sexismus-Tüv mit zweijährlicher 
Hauptuntersuchung und Prüfplakette", schreibt Frier in einer Kolumne 
für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch-Ausgabe). Das eigentliche 
Thema sei Macht oder besser: Machtmissbrauch. Derzeit werde über die 
Männer als Täter, über die Frauen als  Opfer diskutiert. Obwohl es 
sich meistens auch so verhalte, so Frier weiter, "hadere ich 
zunehmend mit dieser ''Opferrolle''. Wir laufen so Gefahr, schon 
Erreichtes in Sachen Emanzipation wieder zu verlieren und in eine 
Gesellschaft mit einer verschlossenen, verklemmten, moralisierenden 
Mentalität zurückzufallen." Sie selbst merke "ein ungewohntes Maß an 
Verwirrtheit daran, dass ich mich bei dem Gedanken ertappe, ob Männer
- auch welche, die ich lange kenne - aus solch einer Verklemmtheit 
heraus womöglich mir gegenüber auf Komplimente oder Späße verzichten.
Ich andersherum übrigens genauso." Die Unterhaltungsbranche lebe zu 
einem großen Teil von Wortwitz, von den ironischen Spitzen, von 
Späßen, die schon mal hart an der Grenze sind. "Und das Showbusiness 
handelt nun mal auch mit der ''Ware Körper''. Ob es uns passt oder 
nicht." Frier regte einen Perspektivenwechsel an: "Wenn wir über 
Sexismus und sexuelle Gewalt als eine besonders miese Spielart des 
Machtmissbrauchs sprechen, dann finde ich ein anderes Gedankenspiel 
interessant: Wo bin ich selbst eigentlich anfällig dafür, Macht 
auszuüben? Wie nutze ich als Mutter meine argumentative Überlegenheit
gegenüber den eigenen Kindern aus? Wie verhalte ich mich im Beruf? 
Spiele ich damit, wie ich auf Männer wirke - besonders dann, wenn es 
"wichtige" Männer sind? Wie oft bin ich selber Täterin oder stumme 
Zeugin kleiner Demütigungen?" Es gehe ihr nicht darum, sexuelle 
Gewalt zu verharmlosen, sondern um einen differenzierten und 
sensiblen Umgang mit Macht. "Sich damit zu beschäftigen und darüber 
zu reden, ist unangenehm und anstrengend. Aber ich glaube, es ist 
wichtiger als der Empörungsschwall, der uns gerade überschüttet."
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Datum: 14.11.2017 - 15:35 Uhr
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