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8-Jahres-Bilanz: Hausarztzentrierte Versorgung im Südwesten untermauert Vorteile / Pro Jahr 3.900 vermiedene Klinikeinweisungen bei Herzkranken - Diabetiker vor 1.700 schweren Komplikationen bewahrt (FOTO)

ID: 1368955


(ots) -
Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) verbessert die Versorgung
der Patienten und steigert die Effizienz - auf diese Kurzformel
lassen sich die Ergebnisse nach acht Jahren zusammenfassen. Forscher
der Universitäten Frankfurt/Main und Heidelberg belegen für den
bundesweit ersten HZV-Vertrag in Baden-Württemberg deutliche Vorteile
im Vergleich zur herkömmlichen Regelversorgung. Erstmalig zeigt sich,
dass Diabetikern durch die intensivere HZV-Betreuung in drei Jahren
über 1.700 schwerwiegende Komplikationen wie Amputationen,
Erblindungen oder Schlaganfälle erspart bleiben. Pro Jahr ergibt sich
eine Reduktion unnötiger Krankenhauseinweisungen bei Herzpatienten
von 3.900 Fällen.Die bessere Versorgung wird dabei auf effizienterem
Niveau erreicht: 2015 lagen die Investitionen der AOK
Baden-Württemberg in den Hausarztvertrag und die damit verknüpften
Facharztverträge bei 530 Millionen Euro - 35 Millionen Euro weniger
als in der Regelversorgung angefallen wären.

Die Studie beweise, dass die politische Vorgabe zur Umsetzung der
HZV erfolgreich gelingt, wenn die regionale Versorgungsgestaltung
selbst in die Hand genommen wird: "Hausarztverträge verbessern die
medizinische Versorgung, stärken die Rolle des Hausarztes als
Gesundheitslotse und tragen zu einer spürbaren finanziellen
Entlastung bei, indem Über-, Fehl- und Unterversorgung systematisch
abgebaut werden", bilanzieren die beiden Studienleiter Prof. Dr.
Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der
Goethe-Universität Frankfurt/Main, und Prof. Dr. Joachim Szecsenyi,
Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und
Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg.

Chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Herzinsuffizienz
und Mehrfacherkrankungen nehmen in Deutschland deutlich zu. Hier




setzt die HZV an: Sie will die Hausarztrolle stärken, die
Patientenversorgung verbessern und die Ressourcen möglichst effizient
nutzen. 2008 startete mit dem AOK-Hausarztvertrag in
Baden-Württemberg bundesweit der erste HZV-Vertrag. Seit Beginn wird
er von unabhängigen Wissenschaftlern insbesondere auf Unterschiede
gegenüber der Regelversorgung untersucht. "Es zeigt sich nun
erstmalig, dass in der HZV-Gruppe bei 119.000 Diabetikern im Verlauf
von drei Jahren gut 1.700 schwerwiegende Komplikationen wie
Fußamputationen, Erblindungen oder Schlaganfälle vermieden werden
können", so Gerlach.

Für Betroffene bedeuten diese Komplikationen eine weitaus größere
Einschränkung ihrer Lebensqualität oder sogar eine verkürzte
Lebensdauer als die Diabetes-Erkrankung an sich.

Nach seiner Ansicht gibt es dafür zwei Gründe: Einerseits müssen
Hausärzte für ihre Patienten strukturierte Chronikerprogramme, so
genannte Disease-Management-Programme (DMP), anbieten. Die DMP-Rate
liegt bei Diabetikern rund doppelt so hoch wie in der
Vergleichsgruppe. Andererseits gibt es einen unabhängigen
''HZV-Effekt'', bedingt durch verschiedene Faktoren,der zu den
positiven Versorgungseffekten beiträgt. So müssen die Hausärzte etwa
regelmäßigan strukturierten Qualitätszirkeln zur rationalen
Pharmakotherapie teilnehmen.

Die Versorgungsforscher überprüften auch, wie sich die gestärkte
Lotsenfunktion des Hausarztes auf die Anzahl vermeidbarer
Krankenhauseinweisungen auswirkt. Diese sind wesentlich
verantwortlich für einen kostspieligen ''Drehtüreffekt'', der für die
Patienten besonders belastend ist und keinen Beitrag zur Genesung
leistet. Von 2011 bis 2014 lag die Anzahl in der HZV pro Jahr jeweils
um gut einen Prozentpunkt niedriger. Bezogen auf eine Million
HZV-Versicherte sind dies insgesamt rund 40.000 Fälle. Davon
entfallen allein pro Jahr rund 3.900 auf Koronare Herzerkrankung
(KHK) und Herzinsuffizienz. "Ich führe diesen Rückgang eindeutig auf
die intensivere und besser koordinierte Betreuung chronisch kranker
Patienten durch den Hausarzt zurück", erklärt Szecsenyi. "Jeder
HZV-Patient hat pro Jahr im Schnitt drei Hausarztkontakte mehr,
gleichzeitig nimmt die Anzahl ''unkoordinierter Facharztkontakte'' in
der HZV ab". 2014 lag dieser Wert in der HZV-Gruppe bereits 40
Prozent niedriger (1,6 vs. 2,7 Kontakte pro Jahr). Eine Erklärung
hierfür ist auch die Abschaffung der Praxisgebühr 2013: In der
Regelversorgung wurde die koordinierende Rolle des Hausarztes dadurch
anders als in der HZV weiter geschwächt. Eine weitere Erkenntnis laut
Szecsenyi: "Die HZV-Effekte sind konstant über mehrere Jahre. In der
Mehrzahl der von uns untersuchten Versorgungsbereiche profitieren die
Patienten sogar von Jahr zu Jahr mehr." Dazu tragen auch die
Facharztverträge bei, die seit 2010 mit der HZV verbunden werden. So
verringerte sich unter anderem die Anzahl von Operationen im
Magen-Darm-Trakt um fast 30 Prozent. Dies entspricht bei 100
Patienten 2,36 Operationen pro Jahr.

Die wissenschaftliche Studie kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis,
dass die bessere Qualität in der HZV nicht im Widerspruch zur
Wirtschaftlichkeit steht. "Hausarzt- und Facharztverträge sind seit
jeher keine Sparverträge: Wir investieren konsequent in neue
patientenorientierte Versorgungs-strukturen und diese Rechnung geht
zum Wohle unserer Versicherten auf", lautet das Resümee von Dr.
Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg.
2015 betrugen unsere Investitionen in die Hausarzt- und
Facharztverträge 530 Millionen Euro. Im Ergebnis liegen die
jährlichen Gesamtkosten für die Versorgung der teilnehmenden
Versicherten damit 35 Millionen Euro niedriger als für eine
entsprechende Vergleichsgruppe in der Regelversorgung.

Für Dr. Berthold Dietsche ist die HZV "die mit Abstand wichtigste
Errungenschaft der letzten 20 bis 30 Jahre", so der Vorsitzende des
Hausärzteverbandes Baden-Württemberg. "Sie bietet den Hausärzten neue
Rahmenbedingungen, die unseren Beruf umfassend aufwerten. In
Baden-Württemberg gibt es heute kaum noch eine Praxis, der es ohne
eine fest etablierte HZV gelingt, einen Nachfolger zu finden". Das
unterstreicht Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von MEDI
Baden-Württemberg und MEDI GENO Deutschland: "Die Ergebnisse der
Forscher bestätigen unsere praktischen Erfahrungen. Hausärzte und
Fachärzte haben in der Regelversorgung gerade für ihre schwer kranken
Patienten ein Budget, das schnell aufgebraucht ist, und die Patienten
werden immer häufiger ins Krankenhaus abgeschoben. Bei den Hausarzt-
und Facharztverträgen im Südwesten gibt es kein Budget und keine
Fallzahlbegrenzungen, sondern eine Koordination der Behandlung
zwischen Haus- und Fachärzten, die sich an gemeinsamen
Behandlungsleitlinien orientiert. Dieses Konzept mit Haus- und
Fachärzten erklärt viele positive Ergebnisse unserer Evaluation."

Derzeit nehmen rund 4.000 Haus- und Kinderärzte und über 1.500
Fachärzte und Psychotherapeuten an den Verträgen im Südwesten teil.
Sie verantworten gemeinsam die Versorgung von 1,4 Millionen
HZV-Versicherten im AOK-Hausarztvertrag und rund 520.000 Versicherten
im gemeinsamen Facharztprogramm von AOK Baden-Württemberg und Bosch
BKK.



Pressekontakt:
Kontakt (Pressestellen):
AOK Baden-Württemberg - Telefon: 0711 2593-229, presse(at)bw.aok.de
MEDI Baden-Württemberg - Telefon: 0711 806079-223
Hausärzteverband Baden-Württemberg - Telefon: 0172 201 03 90
Weitere Informationen unter: www.neue-versorgung.de


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Datum: 15.06.2016 - 10:52 Uhr
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