Ein Hoch auf den Medizinischen Fortschritt: So würde man Napoleon, Churchill und Co. heute behandeln
(ots) - Quecksilber gegen Darmbeschwerden, Elektroschocks
zur Heilung von Depressionen: Historische Persönlichkeiten wie
Napoleon oder Hemingway wurden zu Lebzeiten mit zum Teil fragwürdigen
Mitteln therapiert. Fünf Mediziner erläutern, wie sie es heute besser
machen würden.
Ernest Hemingway (1899 - 1961)
Abenteurer, Nobelpreisträger, Schriftsteller: Der 1899 geborene
Ernest Hemingway überlebte den Ersten Weltkrieg, einen Autounfall,
eine Blutvergiftung und zwei Flugzeugabstürze. Während ihm heftigste
Unfälle nichts anhaben konnten, erlag Hemingway letztlich seiner
Psyche: Er entwickelte manisch-depressive Symptome und gab sich dem
Alkohol hin. Die Ärzte versuchten anfangs, seine Leiden mit
hochdosierten Medikamentencocktails zu behandeln. Doch es zeigten
sich verstärkt Anzeichen einer bipolaren Störung, eine psychische
Erkrankung, die meist mit extremen Stimmungsschwankungen einhergeht.
Bei seinen Klinikaufenthalten Anfang der 1960er Jahre bekam Hemingway
Elektroschocks gegen die schweren Depressionen, die jedoch ihre
Wirkung verfehlten. Zwei Wochen nach seiner Entlassung aus der Klinik
erschoss sich Hemingway am 2. Juli 1961 mit seinem Jagdgewehr.
Das rät der Mediziner heute: Prof. Dr. Cornelius Wurthmann,
Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatische Medizin am Katholischen Klinikum Essen: Depressionen
haben zum Teil eine erbliche Komponente. Ausgelöst wird die Störung
aber immer durch ein oder mehrere negative Ereignisse. Dabei kann es
sich um einschneidende Erlebnisse wie der Tod eines Angehörigen oder
eine Scheidung handeln. Aber auch eine langfristige Einwirkung wie
private oder berufliche Überforderung kann zu einer Depression
führen. Depressionen sind heutzutage sehr gut behandelbar. Die
Psychotherapie ist dabei das Mittel der Wahl, eventuell erfolgt eine
begleitende Psychopharmaka-Behandlung. Die im Allgemeinen dadurch
erzielten Behandlungserfolge erfordern daher nur noch selten eine
Elektrokrampftherapie. Die Elektrokrampftherapie, kurz EKT, kommt
heute nur noch vereinzelt zum Einsatz und ist vor allem bei schweren
Depressionen wirksam. Allerdings wird heutzutage der Patient
vollständig narkotisiert und intensivmedizinisch unter Verwendung
modernster, medizinischer Geräte begleitet.
Napoleon Bonaparte (1769 - 1821)
Napoleon Bonaparte kämpfte im Laufe seines Lebens mit zahlreichen
Erkrankungen, darunter Fieberanfälle, Magenkrämpfe und
Darmbeschwerden. Eine Leberentzündung und Magenschmerzen behandelten
Ärzte mit Opium, Schwefel, Abführmitteln sowie Quecksilberchlorid. Am
5. Mai 1821 starb er. Eine Obduktion ergab einen Magentumor als
Ursache. Knapp ein Jahrhundert später wurden zwei konservierte
Gewebeproben aus Napoleons Darm ausgewertet, die auf eine
Amöbeninfektion schließen ließen.
Das rät der Mediziner heute: "Die primäre Option bei Magenkrebs
ist immer eine operative Entfernung des Tumors", sagt Prof. Dr.
Hans-Georg Krengel, Chefarzt am Katholischen Klinikum Essen und
Facharzt für Innere Medizin. "Eine weitere Möglichkeit wäre
Chemotherapie, gerade bei großen oder ausgedehnten Tumoren und
Metastasen." Die Amöbenruhr würde dank verbesserter Hygienestandards
und einem gesunden Ernährungsbewusstsein heute vermutlich kaum noch
auftreten. "Die durch eine Amöbe ausgelöste schwere
Magen-Darm-Infektion kann Abszesse in der Leber verursachen und
äußert sich durch Bauch- und Magenschmerzen, heftige Krämpfe und
blutige Diarrhoen", beschreibt Prof. Krengel. Behandeln würde er sie
durch die Gabe von Antibiotika.
König Eduard VII. von Großbritannien (1841 - 1910)
König Eduard VII. zeigte zwei Tage vor seiner geplanten Krönung
deutliche Symptome einer Entzündung des Wurmfortsatzes am Blinddarm
mit Durchbruch der Darmwand. Entgegen der damals üblichen Praxis, die
eine Behandlung mit Tees und Salben vorsah, entfernte der Hausarzt
den Blinddarm des Kronprinzen. Zwei Wochen später wurde die Krönung
nachgeholt. Das verhalf der Medizin in Europa zu einem Durchbruch.
Das rät der Mediziner heute: "Seit Jahrzehnten ist die Operation
der akuten Appendizitis die Therapie der Wahl", stimmt PD Dr. Olaf
Guckelberger, Chefarzt der Chirurgischen Klinik I am Katholischen
Klinikum Essen, der Intuition des königlichen Arztes zu. "Heute wird
sie zumeist minimalinvasiv durchgeführt und ist mit sehr niedrigen
Komplikationsraten verbunden". Die Diskussion über eine
nicht-operative Behandlung der Appendizitis wird derzeit neu geführt.
Aus Guckelbergers Sicht kann eine Antibiotikatherapie zwar zur
Ausheilung führen, eine Operation werde damit aber nur aufgeschoben.
"Laut einer aktuellen Studie wurde rund die Hälfte aller konservativ
behandelten Patienten mit einer frühen Appendizitis innerhalb eines
Jahres nach Erstdiagnose trotzdem operiert."
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900)
Erst Migräne, dann Nervenzusammenbruch: Den Philosophen Friedrich
Nietzsche soll eine sogenannte progressive Paralyse, eine
fortschreitende Lähmung, zum Wahnsinn getrieben haben. Nach mehreren
Schlaganfällen war er teilweise gelähmt und konnte weder stehen noch
sprechen. Die Ursache ist bis heute ungeklärt - vermutet wird eine
Syphilis-Erkrankung, aus der die Lähmung entstand. Schließlich starb
er an den Folgen einer Lungenentzündung und eines weiteren
Schlaganfalls.
Das rät der Mediziner heute: "Nietzsche wurde nie obduziert,
weshalb über seine Erkrankung nur Mutmaßungen angestellt werden
können", sagt Privat-Dozent Dr. Horst Gerhard, Neurologe am
Medizinischen Versorgungszentrum Essen-Nord-West. "Am
wahrscheinlichsten ist eine Neurolues", vermutet der Facharzt. Dies
ist keine eigenständige Erkrankung, sondern das Spätstadium einer
unbehandelten Syphiliserkrankung. "Einige Patienten entwickeln dabei
Wahnvorstellungen, Persönlichkeitsstörungen und Demenz. Das Gehirn
verkümmert", erklärt Dr. Gerhard. Die sexuell übertragbare
Infektionskrankheit, die sich zu Beginn durch schmerzlose Geschwüre
an den Geschlechtsorganen bemerkbar macht, wird heute mit
hochdosiertem Penicillin therapiert. "Das führt in der Regel zur
vollständigen Heilung."
Winston Churchill (1874 - 1965)
Der britische Premier Winston Churchill erlitt im Dezember 1941
eine Herzattacke. Sein Arzt vertuschte den Anfall, um die
Öffentlichkeit nicht zu beunruhigen. Die Anzeichen einer
fortschreitenden Arterien-Verkalkung wurden jedoch immer deutlicher.
Sein Arzt verabreichte Churchill Sulfonamide, die damals aufgrund
ihrer antimikrobiellen Wirkung als allheilende Antibiotika eingesetzt
wurden. Eine weitere Therapie erhielt er nicht. Nach mehreren
Schlaganfällen war Churchill teilweise gelähmt und hatte
Sprachprobleme. Dennoch wurde er 91 Jahre alt.
Das rät der Mediziner heute: "Winston Churchill hatte, bedingt
durch seinen ungesunden Lebensstil und sein enormes Arbeitspensum,
eine Neigung zu erhöhtem Blutdruck", erläutert Privat-Dozent Dr.
Oliver Kastrup, Leitender Arzt der Klinik für Neurologie am
Katholischen Klinikum Essen. Deshalb sei es zu einer Herzattacke
gekommen. Zu seinem ersten Schlaganfall habe vermutlich eine früher
eingetretene Arteriosklerose mit Einengung der Halsschlagader
geführt. "Der typische Schlaganfall kündigt sich an durch halbseitige
Symptome oder auch durch heftigen Schwindel, doppeltes Sehen,
Taubheit im Gesicht und Schluckstörungen", so Dr. Kastrup. "Treten
diese Symptome auf, ist rasches Handeln in einem Krankenhaus mit
sogenannter Schlaganfalleinheit notwendig." Bei Winston Churchill
hätte man aus heutiger Sicht eine Einengung von Schlagadern
frühzeitig erkennen und so den späteren Schlaganfall vielleicht
verhindern können.
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Datum: 02.06.2016 - 10:28 Uhr
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