Lou Bega: Der Tinnitus war wichtig für mich / Wie ein Pfeifen im Kopf das Leben verändern kann (FOTO)

(ots) -
In Deutschland leiden mehr als elf Millionen Menschen unter Tinnitus
(1) - permanent haben sie ein Klingeln, Rauschen, Brummen oder Pochen
im Ohr. Bei Lou Bega war es eine Mischung aus Pfeifen und Piepsen.
Der Tinnitus ließ den Latin-Pop-Sänger nicht schlafen und nicht mehr
klar denken. Gegenüber der Initiative beat the silence zeigt er sich
nachdenklich: "Wir halten uns für allmächtig, fühlen uns wie
Superhelden. Wir laufen durch den Tag und können alles, sind alles.
Das Quietschen im Ohr will uns sagen: Hört zu! Was stimmt in Eurem
Leben nicht?" Ein Gespräch über Tinnitus als Warnsignal des Körpers -
und wie man darauf reagieren kann.
Als das Fiepen im Ohr von Lou Bega beginnt, ist er auf dem Höhepunkt
seiner Karriere. In den Jahren 1999 und 2000 sind seine Hits wie
"Mambo No. 5" oder "I got a girl" international in den Charts, er
erhält den ECHO in zwei Kategorien, wird in Cannes mit dem World
Music Award ausgezeichnet und ist für den Grammy nominiert. Der
damals 24jährige reist um die Welt von einem Auftritt zum nächsten,
steht auf den großen Bühnen, schläft zu wenig, ernährt sich ungesund
und kommt nicht zur Ruhe. "Am Abend kam dann irgendwann immer dieser
fiese, hohe Ton", erinnert er sich. "Dieser Ton, der am Anfang fast
nicht zu hören ist und dann immer präsenter wird. Er bohrt sich in
deinen Schädel, er verdrängt die guten Gedanken - und er macht dir
auch ein bisschen Angst." Lou Bega schaudert. "Alleine das
Zurückdenken tut weh", sagt er.
Die Suche nach der Ursache
Nach den zwei intensivsten Jahren seiner Karriere leidet Lou Bega
also an Tinnitus. Nur warum? "Eine hohe Umgebungslautstärke ist der
Hauptauslöser für Tinnitus", weiß Prof. Dr. med. Birgit Mazurek aus
ihrer täglichen Praxis. Sie ist Direktorin des Tinnituszentrums an
der Charité in Berlin. Häufig geht den unangenehmen Ohrgeräuschen ein
Lärm- oder Knalltrauma voraus, das die inneren und äußeren Haarzellen
in der Hörschnecke dauerhaft beeinträchtigt. "Eine Band erreicht bei
Open Air Konzerten leicht eine Lautstärke von 100 Dezibel und mehr",
so Mazurek. Alleine das schädige die Hörzellen. Je nachdem ob die
Musiker direkt vor den Boxen stehen und der Schall direkt auf das Ohr
pralle, könne das schon innerhalb weniger Stunden passieren. "Jeder
Bauarbeiter trägt einen Hörschutz. Nur Musiker nicht. Weil es nicht
cool ist", bestätigt Lou Bega. "Dabei sollte jeder, der viel mit
Lautstärke zu tun hat, besonders gut auf sein Gehör acht geben",
mahnt er.
Die Ursachen für die Symptome von Tinnitus sind vielfältig und wollen
durch einen HNO-Spezialisten, Neurologen oder Internisten medizinisch
untersucht werden, um eine physische Ursache auszuschließen. Doch zum
Arzt geht Lou Bega damals nicht. Er hat eine andere Theorie: "Ich
habe beobachtet, wann es kommt, wann es weggeht. Und es kam immer
dann, wenn ich Dinge gemacht habe, die mir persönlich nicht
entsprochen haben oder die ich nicht gerne gemacht habe." Auch
Experten sehen heute einen Zusammenhang zwischen Tinnitus und einer
starken psychischen Belastung. Ganz gleich ob in der Familie, in der
Schule, im Beruf - oder auf der internationalen Bühne.
Ein radikaler Schritt
Lou Bega stellt sein Leben um. Er gönnt sich eine Pause. Und stößt
damit nicht überall auf Verständnis. "Von außen denkt man nur: Der
reist durch die Welt, hat viel Geld, Autos und Frauen - eine Zeit
lang genießt man das natürlich. Aber ich hab gemerkt: Dieses
Höllentempo will ich so nicht gehen. Ich war einfach nicht
glücklich." Er sagt Auftritte ab, verbringt viel Zeit in seiner
Geburtsstadt München und lässt die Zeit Revue passieren: "Ich war weg
von meiner Familie, weg von meinen Freunden. Ich war der Mensch, der
immer nur im Flieger sitzt. Jeder muss sein eigenes Tempo finden",
sagt Lou. Und seines ist deutlich niedriger. Schließlich kümmert er
sich um sich selbst, kommt wieder zur Ruhe. Doch er liebt seine
Arbeit und hört deshalb nie ganz auf damit. In der folgenden Zeit
macht er weiterhin dasselbe wie bisher, nur eben weniger davon. Mit
Erfolg: Der Ton in seinem Ohr verschwindet und kehrt bis heute nicht
zurück.
"Tinnitus ohne einen damit einhergehenden Hörverlust kann neben Lärm
auch häufig Stress als Ursache haben", sagt Birgit Mazurek. "Wenn die
Menschen auf eine ausgewogene Work-Life-Balance achten,
Entspannungsverfahren anwenden, Ruhezeiten einhalten, dann lässt sich
der Tinnitus in vielen Fällen in den Griff bekommen." Es gibt noch
keine Medikamente, die einen Tinnitus vollständig und langfristig
verschwinden lassen. Durchblutungsfördernde Medikamente können beim
ersten Auftreten des Tinnitus helfen. Nach mehr als drei Monaten
spricht man von chronischem Tinnitus - dann unterstützen Prozesse wie
die Tinnitus Retraining Therapie (TRT) oder kognitive
Verhaltenstherapie. "Wenn jedoch Lärm der Auslöser für Tinnitus ist,
muss man sein Gehör schützen - und das betrifft nicht nur Musiker,
sondern beispielsweise auch Fußballspieler. Und ihr Publikum", so
Mazurek weiter. "Das Entscheidende ist, dass man Lärm nicht sieht.
Und trotzdem kann Lärm das Ohr nachhaltig schädigen."
Ein Leben in Ruhe
Lou Bega tut auch heute noch das, was er liebt - nur nicht mehr ganz
so intensiv wie früher. Er macht Musik, steht auf der Bühne. Erst im
April ist er gemeinsam mit den DJs Felix Jaehn und Robin Schulz vor
75.000 Menschen beim Pa''l Norte Music Festival in Mexiko aufgetreten.
Er kommt ins Schwärmen: "Es war verrückt, was für einen schönen Lärm
so viele Leute machen können." Am 29. April hat Lou Begas neue Single
"Hands up for love" Premiere. Und am 27. Mai kommt die "Best of" CD
mit bislang unveröffentlichtem Material.
Nach vielen Jahren in München lebt Lou jetzt mit seiner Familie in
Berlin-Zehlendorf. Seine Frau und seine acht Jahre alte Tochter geben
ihm Halt und sorgen für Harmonie in seinem Leben. "Ich glaube, der
Tinnitus war wichtig für mich", sagt er heute. "Er war ein im
wahrsten Sinne des Wortes lautes Warnsignal meines Körpers. Wäre das
Pfeifen nicht gewesen, hätte ich es wahrscheinlich überhört und
nichts an meinem Leben geändert. Wer weiß, wie es mir dann heute
ginge."
beat the silence - der Stille entgegentreten
Die Initiative beat the silence möchte Hörverlust als Barriere für
Kommunikation überwinden und Hilfe anbieten. Auf den verschiedenen
Kanälen der Initiative können sich Betroffene und deren Angehörige
über das Thema Hörverlust informieren und austauschen. Das Herzstück
der Initiative bildet die Website www.beat-the-silence.org. Dank
einer klaren und einfachen Navigationsstruktur werden die Besucher
über verschiedene Menüpunkte zu unterschiedlichsten Themen im
Zusammenhang mit dem Wert guten Hörens aufgeklärt. Neben der Website
kommuniziert die Initiative beat the silence vor allem über ihren
Facebook- und Twitter-Account sowie den eigenen YouTube-Channel.
Unterstützt wird beat the silence u.a. vom Hörimplantathersteller
MED-EL.
1 Quelle: Deutsche Tinnitus-Stiftung Charité
Pressekontakt:
beat the silence
c/o Emanate GmbH
Holger Lappe
Theresienhöhe 12
D-80339 München
Telefon: 089 12445200
presse(at)beat-the-silence.org
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Datum: 02.05.2016 - 13:03 Uhr
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