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Interprofessioneller Gesundheitskongress in Dresden: Expertengruppe stellt Kompressionstherapie auf den Prüfstand (FOTO)

ID: 1344576


(ots) -
Zum Interprofessionellen Gesundheitskongress fanden sich am 8. und
9. April zahlreiche Interessierte aus Pflege, Medizin, Therapie und
Wissenschaft zusammen, um sich über aktuelle Methoden und neue
Entwicklungen zu informieren. Die Expertengruppe
"Kompressionstherapie" des Starnberger Medical Data Institute (MDI)
stellte im Rahmen einer hochkarätig besetzten Sitzung unter
Moderation des Kölner Juristen Prof. Dr. Volker Großkopf, die
aktuellen Entwicklungen in der Kompressionstherapie vor.

Als Ressortleiter der Expertengruppe "Kompressionstherapie" des
MDI eröffnete Prof. Dr. Dissemond die Sitzung mit einem Beitrag über
die Historie dieser Therapieform, die den Menschen von der Steinzeit
über das Mittelalter bis in die heutige Zeit begleitet hat. Der
phlebologische Kompressionsverband mit elastischen Kurzzugbinden, wie
wir ihn heute kennen, geht auf die Pioniere der Kompressionstherapie
Fischer, Pütter und Sigg zurück. Ihre Namen stehen für eine Anzahl
unterschiedlicher Anlagetechniken. Ab der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts setzte auch die Entwicklung der Kompressionsbestrumpfung
ein, die über Beinanschetten aus Hundeleder oder Holz zur aktuellen,
umfangreichen Palette aus Formen, Mustern und Farben führte. Eine
weitere, aktuelle Option stellt die Versorgung mit adaptiven
Kompressionsbandagen bzw. Klettbandagen dar, die eine einfache
Justierung des Kompressionsdrucks ermöglichen. Solche Wrap-Verbände
sind relativ einfach vom Betroffenen oder Angehörigen selbst
anzulegen. Dr. Dissemond veranschaulichte an diesen Beispielen, dass
heutzutage moderne Produkte und Methoden zur Verfügung stehen, die es
dem Therapeuten ermöglichen, jedem Patienten eine individualisierte
Therapieoption zu eröffnen.

Auch wenn die Entwicklung der Kompressionstherapie
vorangeschritten ist, gilt es doch weiterhin, überkommene Dogmen zu




hinterfragen, so ergänzte Dr. Stefanie Reich-Schupke. Die Bochumer
Dermatologin sprach gängige Ansichten über die Kompressionstherapie,
als kontraindiziert geltende Krankheitsbilder, und die als allgemein
gesichert geltenden Vorgehensweisen an. Das Dogma, "je mehr Druck,
desto besser", sei beispielsweise zu hinterfragen, so Reich-Schupke
und Kompressionsversorgungen mit geringen Druckwerten, die von
Patienten besser toleriert werden, seien häufiger in Betracht zu
ziehen. Eine als gesichert geltende Ansicht, dass ein
Kompressionsverband ein herzwärtiges Druckgefälle erzeugen soll, bei
dem der Druck am Knöchel stärker einwirkt, als an der Wade, wird
aktuell durch eine Studie in Frage gestellt. Diese konnte aufzeigen,
das ein herzwärts zunehmender Druck die venöse Abpumpleistung
steigert, was in der Fachwelt Diskussionen auslöste. In der
Kompressionstherapie gilt es, so zeigte Reich-Schupke auf, die
aktuellen Kenntnisse kompetent umzusetzen, dabei aber stets neue
Entwicklungen und die Aussagen der Studienlage im Blick zu haben.

Die Evidenzbasierte Medizin (EBM) bezieht sich auf eben solche
Studien, ergänzte Prof. Dr. Knut Kröger im Anschluss. Es ist eine
Entwicklung, die sich in den letzten Jahrzehnten etablierte und seit
2000 auch im Sozialgesetzbuch Niederschlag fand. EBM stützt sich bei
der Empfehlung bestimmter Therapien auf Daten und Ergebnisse
möglichst vieler großer Studien. Kritiker beschrieben die EBM daher
als "Kochbuchmedizin", so merkte der Krefelder Angiologe an. Nach
Ansicht ihrer Kritiker sei die EBM, je mehr Studien in eine
Auswertung einbezogen werden, umso weniger für die individuelle
Therapie zu gebrauchen, weshalb von namhaften Medizinern bereits eine
"Entideologisierung" der EBM gefordert wurde. Kröger betonte den
unbestreitbaren Stellenwert der EBM, unterstrich aber auch den Wert
der eigenen Erfahrung. Die auf Expertenkonsens gründenden
S3-Leitlinien beziehen daher sowohl die EBM, als auch eigene
Erfahrungen mit ein. Manchmal komme der Rückgriff auf die Evidenz
daher, so Kröger abschließend, dass nichts Besseres zur Verfügung
steht. Zur Kompressionstherapie fehle es insbesondere an großen und
umfassenden Studien.

Auf die Anforderungen der Kompressionstherapie sind die Versorger
unterschiedlich vorbereitet, so merkte Dr. Christian Münter an.
Notaufnahmen oder Hausärzte haben, so berichtete der Hamburger
Allgemeinmediziner, nicht oft mit Kompressionsversorgungen zu tun und
verfügen somit selten über geschultes Personal und adäquates
Material. Zu den Einrichtungen, die auf auf die indizierten
Krankheitsbilder spezialisiert sind gehören Wundsprechstunden oder
Schwerpunktpraxen, wo die Betroffenen nach den aktuellsten Standards
und Leitlinien versorgt werden. Dabei stelle sich aber stets die
Frage nach der Fortsetzung der begonnenen Therapie, wenn der Patient
wieder nach Hause, zurück in eine betreuende Einrichtung, oder in die
häusliche Pflege geht. Die Verordnungen der auf Kompressionstherapie
spezialisierten Therapeuten, Phlebologen, Angiologen und
Gefäßchirurgen müssen daher exakt und die verwendete Technik
einheitlich sein. Auch wenn die mit den Möglichkeiten der
Kompressionstherapie vertrauten Spezialisten manchmal einen
eingeschränkten Visus haben, wie Münter kritisch anmerkte, habe die
Therapie durch spezialisierte Versorger viele Vorteile, so zum
Beispiel hinsichtlich der Diagnostik und des adäquaten
Materialeinsatzes. Es gelte aber für alle Beteiligten, den "Blick
über den Tellerrand" nicht zu scheuen.

Kompetenzen und Kenntnisse der Versorger in Deutschland erläuterte
Kerstin Protz im Anschluss anhand aktueller Studien zur tatsächlichen
Versorgungssituation. Die Projektmanagerin Wundforschung am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sprach über aktuelle
Erkenntnisse, die eine ungenügende Verbreitung des Wissens um
Material und Methoden der Kompressionstherapie beim Ulcus cruris
venosum nahelegen und Defizite auf Seiten der Versorger hinsichtlich
deren Anwendung offenbaren. Bei Patienten bestünde zudem ein
erheblicher Verbesserungsbedarf hinsichtlich Informationen zur
Wirkweise der Therapie und zum Umgang mit den
Kompressionsmaterialien. Protz forderte Pflegende und Therapeuten
dazu auf, Möglichkeiten zur Schulung anzunehmen und gleichzeitig ihre
Patienten besser aufzuklären. Die Nutzung von Materialien, die eine
Orientierung zur Druckbestimmung ermöglichen, wie Binden mit
visuellen Markern oder die adaptive Klettbandage JuxtaCures® stellen
nach Ansicht der Hamburger Krankenschwester und Fachautorin weitere
Verbesserungsmöglichkeiten dar. Als Lösungsansatz für die Defizite in
dem Bereich Kompressionstherapie und die damit verbundenen Maßnahmen
benannte Protz weiterführende Qualifizierungen und Schulungen, die
sich nicht nur an Therapeuten und Pflegende, sondern auch an
Patienten und ihre Angehörigen richten.

Der abschließende Vortrag des Pflegedirektors Josef Hug, fasste
die Ergebnisse eines Projekts des Karlsruher Klinikums zusammen: das
Klinikum soll "Thrombosefreies Krankenhaus" werden. Damit die im
Krankenhaus begonnene Therapie im ambulanten Bereich nahtlos
fortgesetzt werden kann wird, Hug zufolge, das Überleitungsmanagement
hierbei mit eingebunden. Der erste Schritt zur Realisierung dieses
ehrgeizigen Ziels war die Identifizierung von Stationen, die einen
erhöhten Bedarf an Strümpfen zur Thromboseprophylaxe (MTPS)
aufwiesen, sogenannte Hauptanwender, dann wurden diese auf
einheitliche MTPS umgestellt. Es folgte eine Befragung von Patienten
in der gleichermaßen die persönliche Erfahrung mit dem Produkt, als
auch der Informationsstand zu dessen Anwendung und Wirkung erfasst
wurde. Der nächste Schritt war die Befragung der Mitarbeiter. Von
diesen schätzen die meisten ihren Informationsstand als ausreichend
ein, wie Hug anmerkte. Die Patientenbefragung wird mit dem Ziel, bis
Jahresende 150 Patienten einzubinden, fortgeführt. Das Klinikum
Karlsruhe hat die Kompressionstherapie als Fokusthema definiert und
strebt eine einheitliche Qualifizierung der Mitarbeiter an.

Die Kompressionstherapie ist eine moderne, hochwirksame und
aktuelle Methode der Versorgung, deren Erfolg auf auf den
Möglichkeiten der Patienten, den Angaben der Verordner, der Qualität
des Materials und den Fähigkeiten der Anwender basiert. Für eine
flächendeckende und umfassende Versorgung der Betroffenen ist
entscheidend, dass moderne Materialien und Methoden sich in der
Versorgungsrealität als selbstverständlicher Bestandteil der
alltäglichen Praxis etablieren.

Weitere Informationen:
http://www.md-institute.com/cms/gesundheitskongress-dresden-2016.html



Pressekontakt:
Pressestelle Medical Data Institute
Mobil: +49 (0)174 2460808
E-Mail: fkamperhoff(at)md-institute.com
www.md-institute.com


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Datum: 14.04.2016 - 08:16 Uhr
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