Zahl der Tuberkulose-Opfer steigt wieder / DAHW: Weltweit 9,6 Mio. Kranke, in Deutschland fast 6.000
(ots) - Nach Jahren der leichten Entspannung ist die Zahl
der an Tuberkulose erkrankten Menschen wieder angestiegen: Weltweit
ist die geschätzte Zahl der Neuerkrankungen um 600.000 (+6,7%) auf
9,6 Millionen gestiegen. In Deutschland wurde 2015 bei 5.865 Menschen
die Diagnose TB gestellt, eine Steigerung von mehr als 1.300 (+30%).
Die Zahl der Todesopfer ist um 30.000 (+2,1%) auf 1,49 Mio.
angestiegen, davon waren 390.000 gleichzeitig mit HIV infiziert,
ebenfalls 30.000 mehr als im Vorjahr (+8,3%). Die Zahl der
TB-Todesopfer ohne HIV-Infektion ist gleich geblieben.
Die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe sieht dies mit
großer Sorge: Zwar ist die geringere Rate von Todesopfern unter den
an TB erkrankten Menschen durchaus ein Erfolg der Tuberkulosearbeit,
dürfe jedoch nicht zu Euphorie führen, sagt DAHW-Geschäftsführer
Burkard Kömm: "Insgesamt müssen wir leider mehr TB-Kranke
verzeichnen. Dabei gilt unsere größte Sorge Menschen, die an
resistenten Formen von TB erkrankt sind. Damit sind die meisten
Gesundheitssysteme in armen Ländern überfordert."
Besonders dramatisch ist die Situation in den Slums indischer
Großstädte: Viele Menschen auf engem Raum, schlechte hygienische
Bedingungen sowie Unter- und Mangelernährung begünstigen die
Erkrankung. Die Ansteckung wird gefördert durch die hohen, engen
Bauten fast ohne Sonnenlicht: UV-Strahlung tötet die Bakterien ab, in
dunklen Räumen hingegen verbreiten sie sich ungehindert über die
Luft. Indien ist mit fast 1,7 Mio. registrierten Patienten und
geschätzt 2,2 Mio. Erkrankten (davon ca. 250.000 Todesopfern) das
Land mit den meisten TB-Opfern weltweit. Die größte Gefahr geht von
Therapieabbrüchen aus: 12% aller Patienten beenden die Therapie nicht
wie vorgesehen. Als Folge davon entwickeln Bakterien Resistenzen
gegen die Medikamente. In Indien sind mehr 70.000 Menschen an
multiresistenter TB (MDR-TB) erkrankt, weltweit fast 500.000, davon
sind 190.000 gestorben.
Die DAHW geht jetzt in der indischen Millionenstadt Jaipur ganz
neue Wege: Mit vernetzten Fingerabdruck-Scannern, angeschlossen über
eine App für Smartphones und Tablets und gebündelt in einem zentralen
Server, können die Patienten überall in der Stadt die speziell auf
ihre Erkrankung abgestimmten Medikamente bekommen und kontrolliert
einnehmen. Niemand muss mehr die schwierige Entscheidung zwischen
Arbeit und Medikamentenausgabe treffen - eine Entscheidung, die bei
Monatslöhnen von umgerechnet 30 Euro in den Slums der wichtigste
Grund für den Abbruch einer Therapie ist. Ergänzende medizinische
Befunde werden ebenfalls über die App von den Gesundheitskräften
eingegeben und zentral gespeichert.
TB in Deutschland: Flüchtlinge sind Opfer
In der medizinischen Fachwelt zeichnet sich eine Erkenntnis ab:
Viele Flüchtlinge stammen zwar aus Ländern, in denen TB weit
verbreitet ist und könnten sich schon dort infiziert haben. Gentests
der Erreger zeigen jedoch, dass sie sich auf der langen und
kräftezehrenden Flucht sowie in der Enge der Flüchtlingslager
infizieren.
"Die an TB erkrankten Flüchtlinge sind also nicht nur Opfer der
Krankheit, sondern auch der unerträglichen Umstände auf ihrer Flucht,
die wir täglich in den Medien sehen und die unsere
Staatengemeinschaft zulässt - also wir alle", fasst
DAHW-Geschäftsführer Kömm diese Fakten zusammen.
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Datum: 21.03.2016 - 07:30 Uhr
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