Pflege-Report 2016: Pflegende Angehörige kennen Unterstützungsangebote, nutzen sie aber wenig (FOTO)

(ots) -
Die meisten pflegenden Angehörigen kennen die zusätzlichen
Unterstützungsangebote der gesetzlichen Pflegeversicherung. Genutzt
werden sie aber häufig nur von einer Minderheit. Das ergibt eine
aktuelle Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO)
unter 1.000 pflegenden Angehörigen im Rahmen des Pflege-Reports 2016.
Gleichzeitig sagt jeder vierte Pflegehaushalt, der weder Pflegedienst
noch Tagespflege oder Kurz- und Verhinderungspflege in Anspruch
nimmt, dass er genau diese Leistungen eigentlich benötige.
Unter den Nutzern der zusätzlichen Entlastungsleistungen ist die
Zufriedenheit hoch, und das professionelle Pflegepersonal wird als
kompetent eingestuft. Allerdings werden mit Ausnahme des
Pflegedienstes (Nutzung durch 64 Prozent) alle anderen Angebote von
weniger als jedem fünften Befragten in Anspruch genommen.
Als Gründe werden zum Beispiel Kosten, mangelnde Erreichbarkeit
oder schlechte Erfahrungen angegeben. Die am häufigste genannte
Ursache ist jedoch: Viele Pflegebedürftige wollen nicht von einer
fremden Person gepflegt werden.
Antje Schwinger, Pflegeexpertin des WIdO und Mitherausgeberin des
Reports, sieht hier Barrieren. "Wir müssen die Bedürfnisse der
Betroffenen noch besser verstehen und gleichzeitig mit guter Beratung
und niedrigschwelligen Angeboten überzeugen. Allerdings zeigt sich
hier auch ein tief sitzendes Selbstverständnis von familiärer Pflege,
in das Pflichtgefühl und Scham mit hineinspielen."
Angesichts der Umfrageergebnisse unterstreicht der
Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, die
Bedeutung von gezielter Beratung. "Die AOK-Pflegekasse hat rund 700
Pflegeberater im Einsatz. Diese kommen auf Wunsch auch zu den
Menschen nach Hause und klären in einem persönlichen Gespräch den
konkreten Hilfebedarf. Dann wird gemeinsam ein individueller
Versorgungsplan aufgestellt." Dass Beratung wichtig ist, auch das
geht aus der WIdO-Befragung hervor. Dreiviertel der Nutzer von
Beratungsgesprächen geben an, dass ihnen diese geholfen haben.
Gleichzeitig fordert Litsch eine Straffung bei den Regelungen.
"Die Pflegeversicherung hat sich bewährt. Aber wir müssen ihre
Leistungen noch einfacher und flexibler gestalten." Zum Beispiel
könne man die beiden Leistungen "Verhinderungspflege" und
"Kurzzeitpflege" zusammenlegen. "Statt hier zwei verschiedene
Regelungen und Budgets vorzusehen, sprechen wir uns für die Bündelung
aus. Es geht um 3.224 Euro für 14 Wochen je Kalenderjahr. Pflegende
Angehörige wissen selbst am besten, wie sie während einer Auszeit das
Geld am sinnvollsten einsetzen können."
Die Arbeitsleistung von pflegenden Angehörigen veranschaulicht der
Chef des AOK-Bundesverbands mit einer einfachen Rechnung. "Wenn man
die Stundenzahl, die pflegende Angehörige aufwenden, mit dem heutigen
Mindestlohn multipliziert, dann liegt die Wertschöpfung bei sage und
schreibe rund 37 Milliarden Euro pro Jahr. Eine gewaltige Summe, wenn
man bedenkt, dass die Pflegeversicherung selbst nur ein
Einnahmevolumen von rund 26 Milliarden Euro umfasst."
Der spezifische Versorgungsmix aus familiärer und professioneller
Pflege biete zwar gute Voraussetzungen für die Bewältigung des
steigenden Pflegebedarfs, so die Mitherausgeberin des Reports, Prof.
Adelheid Kuhlmey, aber dazu müssten die vorhandenen Potenziale auch
voll ausgeschöpft werden. "Entwicklungsmöglichkeiten für die
professionelle Pflege liegen in der gemeinsamen Ausbildung von
Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege sowie der weiteren
Akademisierung." Man wisse aus anderen Ländern, dass die
Akademisierung der Pflege- und anderer Gesundheitsberufe sich äußerst
positiv ausgewirkt habe. "Bildung und Aufwertung, das ist die
zentrale Botschaft, die wir dem Report entnehmen können."
Zugleich betont Kuhlmey, Pflege endlich als
gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen: "Das Engagement der Städte
und Gemeinden ist bisher noch sehr unterschiedlich ausgeprägt."
Spätestens mit dem Pflegestärkungsgesetz müsse es aber auch auf
kommunaler Ebene zu Veränderungen kommen." Damit spielt Kuhlmey auf
die Förderung von regionalen Quartierskonzepten an, für die pro Kreis
oder kreisfreie Stadt seit 2016 jährlich 20.000 Euro zur Verfügung
stehen und auch für Pflege eingesetzt werden sollten.
Mehr Unterstützungsmöglichkeiten sieht Kuhlmey noch an anderer
Stelle: "Pflege ist überwiegend noch Frauensache. Die
Gleichstellungsdebatte sollte auch auf diesen Bereich ausgeweitet
werden."
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Datum: 07.03.2016 - 11:30 Uhr
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