Thüringische Landeszeitung: Soziale Missstände - Armutsbericht sagt längst nicht alles / Leitartikel von Sibylle Göbel zum Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes
(ots) - Zur Wahrheit gehört, dass sich Armut in einer
steigenden Zahl Bedürftiger beispielsweise bei den Thüringer Tafeln
bemerkbar macht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass etliche
Tafelgäste nicht etwa nur mit dem Hacken-Porsche, sondern mit dem
eigenen Auto vorfahren, wenn sie gespendete Lebensmittel abholen.
Kein Grund sich zu empören. Schließlich sind die Angebote der Tafel
auch dafür gedacht, Bedürftigen ein Stück mehr Freiheit zu
ermöglichen. Einen größeren Aktionsradius, als Tafel-Gäste ihn
hätten, wenn ihr schmales Budget allein für das Überlebensnotwendige
draufginge.
Doch das zeigt auch: Arm zu sein in Deutschland ist nicht
gleichbedeutend damit, am Hungertuch zu nagen. Arm zu sein heißt
nicht zwangsläufig, sich nichts, aber auch gar nichts mehr leisten zu
können, ein menschenunwürdiges Leben zu führen und womöglich gar
unter Brücken schlafen zu müssen.
Fraglos gibt es große soziale Missstände. Und natürlich ist es so,
dass Armut längst sowohl über den gesundheitlichen Status als auch
über die Lebenserwartung mit entscheidet. Aber es kommt eben immer
darauf an, wie Armut definiert, woran sie bemessen wird. Wenn heute
für eine Familie mit zwei Kleinkindern 1926 Euro im Monat als
Armutsschwelle gelten, dann mag das tatsächlich wenig sein im
Vergleich mit Gutverdienern. Aber es ist eben auch nicht weit von dem
entfernt, womit sehr viele Familien in diesem Land auskommen müssen.
Fakt ist, dass das Einkommen zahlreicher Deutscher allen
Tariferhöhungen zum Trotz nur knapp über der Armutsschwelle liegt.
Das aber sagt der aktuelle Armutsbericht nicht aus. Und auch nicht,
dass gleichzeitig die wirklich Reichen in unserem Land immer noch
reicher werden.
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Datum: 24.02.2016 - 07:00 Uhr
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