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Nationales Versorgungsforum Schmerz - Leitplanken für eine bessere Schmerzversorgung

ID: 1313346


(ots) - Auf Einladung der Deutschen Schmerzliga e.V.
(DSL), der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) und
des Berufsverbands der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in
der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD)
diskutierten im November in Berlin Vertreter aus Politik und
Gesundheitswesen Konzepte für eine bessere Schmerzversorgung in
Deutschland. Konsens bestand darin, dass es für Patienten mit
chronischen Schmerzsyndromen flächendeckende Versorgungsangebote
geben muss, die die spezifischen Bedürfnisse dieser Patientengruppe
besser adressieren. Selektive Versorgungsangebote in einzelnen
Regionen oder für Versicherte ausgewählter Krankenkassen werden dem
Problem demnach nicht gerecht.

Ein zentrales Thema bei der Versorgung chronischer
Schmerzpatienten stelle die Vernetzung innerhalb der Fachgebiete
sowie unter den Patienten dar. Dabei spiele das Internet als
Anlaufstelle für Patienten eine zunehmend wichtige Rolle. "Täglich
gehen bei uns über die Schmerzhotline hunderte Anrufe ein", erklärt
Birgitta Gibson, Vizepräsidentin der DSL. "Viele finden uns über das
Internet oder durch die enge Vernetzung mit den ambulanten
Schmerzzentren." Eine wichtige Aufgabe bestehe darin, für die Nöte
der Patienten ein offenes Ohr zu haben, so Gibson.

Erste Anlaufstelle für Schmerzpatienten sei häufig auch die
Apotheke, sagt Stefanie Funk, Apothekerin aus Göppingen. Sie gehört
zu dem von der DGS zertifizierten Verbund "NetzwerkApotheke" und
erklärt: "Viele Schmerzpatienten haben ihre persönliche
Stamm-Apotheke, bei der sie regelmäßig ihre Rezepte einlösen. Da
entsteht häufig eine sehr vertrauensvolle Beziehung." Jeder Apotheker
sollte daher über das nötige Schmerz-Wissen verfügen, um Patienten
entsprechend aufklären zu können. "Häufig wissen die Patienten nicht




einmal, dass es Ärzte mit einer speziellen schmerzmedizinischen
Ausbildung gibt", so Funk. Allein das sei eine wichtige Information,
um dem Patienten neue Möglichkeiten aufzuzeigen.

Kein Raum für Beziehungsmedizin?

Ärzte mit einer Qualifizierung in der Schmerzmedizin haben
gelernt, die verschiedenen Aspekte der Schmerzerkrankung zu
berücksichtigen. "Bei chronischen Schmerzen liegt die Kunst der
Behandlung nicht in der Reparatur oder der operationalen
Vereinheitlichung, sondern in der Adaptation an die
bio-psycho-soziale Komplexität des individuellen Patienten", erklärt
der Präsident der Deutschen Schmerzliga e.V. (DSL), PD. Dr. Michael
Überall. In den Versorgungsstrukturen des deutschen Gesundheitswesens
sei ein solcher ganzheitlicher Umgang mit chronischen
Schmerzpatienten allerdings bisher nicht ausreichend vorgesehen.

Laut Dr. Michael Schenk vom Berufsverband der Ärzte und
Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und
Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD) müsse man in der
Schmerzmedizin letztlich von Beziehungsmedizin sprechen: "Im
derzeitigen Versorgungssystem versucht zwar jeder im Rahmen seines
Fachgebietes das Beste. Aber um die Patienten mit ihren komplexen
Problemen auch adäquat wahrzunehmen, braucht es ein Wissen, das über
einzelne Fachgebiete deutlich hinausgeht."

Um eine ganzheitliche Schmerzversorgung zu gewährleisten, muss
eine adäquate Zahl an Schmerztherapeuten existieren. Davon, so Dr.
Oliver Emrich, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für
Schmerzmedizin (DGS) könne aber keine Rede sein: "Die
qualitätsgestützte schmerzmedizinische Versorgung durch anerkannte
Schmerzpraxen und Schmerzambulanzen ist weit davon entfernt, als
sichergestellt bezeichnet zu werden. Knapp tausend niedergelassene
Schmerzmediziner versorgen derzeit rund 2,8 Millionen Patienten mit
problematischen chronischen Schmerzen. Es mangelt an ärztlichen
Schmerztherapeuten, an Schmerzambulanzen und ganz besonders an
fachkundigen Psychotherapeuten."

Selektivverträge greifen zu kurz

Auch der Präsident der DGS, Dr. Gerhard Müller-Schwefe, hält die
derzeitige Versorgung von Schmerzpatienten in Deutschland für
unzureichend: "Wir bräuchten einen qualifizierten Schmerzmediziner
pro 10.000 Einwohner." Als Vorbild für die Schmerzmedizin bezeichnete
Müller-Schwefe einige wenige selektive Versorgungsverträge zwischen
Krankenkassen und ambulanten Versorgern. "Ziel dieser integrierten
Versorgungsverträge ist es, eine Vernetzung zwischen den Beteiligten
zu erreichen, um so dem Ideal der ganzheitlichen Versorgung besser zu
entsprechen", sagt Boris von Maydell, Leiter der ambulanten
Versorgung beim Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek).

Bisher sind diese punktuellen Versorgungsangebote allerdings meist
auf bestimmte Indikationen wie Migräne oder Rückenschmerz begrenzt.
Außerdem stehen sie nur wenigen Versicherten zur Verfügung. "Aus
unserer Sicht sind die Versorgungstrukturen noch nicht ausreichend.
Wir haben in den vergangenen Jahren Schritte nach vorne unternommen.
Aber insbesondere die sektorübergreifende Beratung und Behandlung
steckt noch in den Kinderschuhen", sagte DAK-Vorstandsmitglied Thomas
Bodmer. Ziel müsse eine Versorgung sein, die sowohl in Großstädten
als auch auf dem Land adäquat ist und die nicht-ärztliche
Leistungserbringer wie Physio- und Psychotherapeuten mit einschließt,
so Bodmer.

Vom "nice to have" zum "must have"

Aus Sicht der Schmerzpatienten muss gewährleistet werden, dass die
Schmerzversorgung im Gesundheitssystem kein "nice to have" sondern
ein "must have" wird. Dies könne gelingen, wenn entweder
Selektivverträge flächendeckend zur Verfügung stehen oder die
ambulante Schmerzmedizin im Kollektivvertrag verankert wird. Hier
spiele auch die Vergütung ärztlicher Leistungen eine Rolle: "Die
Anreize in den Vergütungssystemen stimmen nicht, wir honorieren
oftmals die falschen Dinge. Auch deswegen haben wir in der
Schmerzversorgung genauso wie in der Palliativmedizin
Versorgungsprobleme", sagt Jürgen Hohnl, Geschäftsführer der IKK
e.V., der Gemeinsamen Vertretung der Innungskrankenkassen. Was die
Palliativpatienten angeht, setzt Hohnl auf die Umsetzung des kürzlich
vom Bundestag verabschiedeten Palliativgesetzes. Für chronische
Schmerzpatienten außerhalb der Palliativmedizin werde dieses Gesetz
keinen Fortschritt bringen, so Schenk: "Wir sind einfach meilenweit
von einer adäquaten Bedarfsplanung für Schmerzpatienten entfernt.
Solange die Bedarfsplanung an den Facharztstatus gekoppelt ist,
brauchen wir deswegen einen Facharzt für Schmerzmedizin."

Schmerzmedizin geht alle etwas an

"Die Vielfalt von Schmerzen im täglichen Leben trifft jeden - sei
es als Betroffene, als Partner, als Begleiter in Heilberufen, als
Versorger/Krankenkasse oder als Politiker", betont Dr. Gerhard
Müller-Schwefe. Diese Relevanz im täglichen Leben aufzugreifen und
praxistaugliche Versorgungskonzepte zu entwickeln sei daher seit über
30 Jahren ein wesentliches Anliegen der Deutschen Gesellschaft für
Schmerzmedizin. Dazu gehöre auch, dass oft scheinbar
Selbstverständliche kritisch zu hinterfragen und die Versorgung der
betroffenen Patienten in das Zentrum aller Überlegungen und
Bemühungen zu stellen.

Der BVSD-Vorsitzende Prof. Dr. Dr. Nadstawek fasst zusammen: "Zu
unseren Lösungsvorschlägen, die wir sowohl auf Bundes- als auch auf
Landesebene mit unseren Verhandlungspartnern besprechen, gehören eine
an dem schmerzmedizinischen Versorgungsbedarf adäquat orientierte
Bedarfsplanung, die Einführung eines Facharztes für Schmerzmedizin,
eine dringend notwendige Planungssicherheit für ambulante
schmerzmedizinische Einrichtungen, der Ausbau einer teil- bzw.
vollstationären Versorgungsstruktur und eine tragfähige
Nachwuchsförderung von Schmerzmedizinern."

Quelle:
Nationales Versorgungsforum Schmerz der Deutschen Gesellschaft für
Schmerzmedizin e.V. (DGS), des Berufsverbands der Ärzte und
Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und
Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD) und der Deutschen
Schmerzliga e.V. (DSL) "Schmerzmedizinische Versorgung ambulant und
wohnortnah", 12. November 2015, Berlin

Veranstalter:

Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS)

Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der
Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD)

Deutsche Schmerzliga e.V. (DSL)

Terminhinweise:

Im März und im Juni 2016 wird weiter diskutiert:

1. Beim alljährlich stattfindenden Deutschen Schmerz- und
Palliativtag vom 02. bis 05. März 2016 im Congress Center Frankfurt
am Main werden alltagstaugliches schmerzmedizinisches Wissen und
Fähigkeiten in Vorträgen, Hands-on-Workshops, Diskussionen und
Seminaren an die Hand gegeben - direkt aus der Forschung in die
tägliche Arbeit. Ärzte, Physiotherapeuten und Pflegekräfte sind
herzlich eingeladen sich anzumelden (Informationen unter
www.schmerz-und-palliativtag.de)

2. Der 7. BVSD-Kongress vom 10.-11.Juni 2016 in Berlin wendet sich
den Zukunftsperspektiven der schmerzmedizinischen Versorgung zu und
bietet ein berufspolitisches Update zu GOÄ-Novelle, EBM-Reform sowie
zur Multimodalen stationären Schmerzmedizin (Informationen unter
www.bv-schmerz.de)



Pressekontakt:

DGS / DSL
Nicole Zeuner
Tel. 0221 / 94 999 80
nicole.zeuner(at)selinka-schmitz-pr.de

BVSD
Wolfgang Straßmeir
Tel. 030 / 2 88 67 260
ws(at)bv-schmerz.de


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Datum: 27.01.2016 - 08:00 Uhr
Sprache: Deutsch
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