Lausitzer Rundschau: Im Osten was Neues
Bevölkerungsforscher sehen Abwanderung gestoppt
(ots) - Es gibt hartnäckige Grundüberzeugungen, die mit
der Wirklichkeit nur wenig gemein haben. Eine davon lautet: Die neuen
Bundesländer sind ein Fass ohne Boden. Tatsächlich wurden mit den
vielen Fördermilliarden aber keine "Klodeckel vergoldet", wie es die
Ost-Beauftragte der Bundesregierung Iris Gleicke jetzt plastisch auf
den Punkt brachte. Vielmehr ist die Saat der teuren Hilfsprogramme
vielerorts aufgegangen. Dafür gibt es mehrere Beweise: Immerhin ist
die Abwanderung aus den neuen Ländern zum Erliegen gekommen, sind
Universitätsstädte wie Leipzig oder Jena kein Geheimtipp mehr,
herrscht mancherorts sogar Arbeitskräftemangel. In diesen Regionen
ist der Osten schon seit längerer Zeit "Westen" und damit ein
Ausdruck von Normalität. Das hat nicht nur mit den liebevoll
restaurierten Häusern und einer gut ausgebauten Infrastruktur zu tun.
Zur Erfolgsbilanz gehört genauso eine spürbare Reindustrialisierung,
auch wenn sie deutlich kleinteiliger ausfällt als in den alten
Bundesländern. Es hat sich also eine Menge zum Positiven gewendet.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die wenigen "Leuchttürme"
die weiter stark schrumpfenden Gebiete nicht zu überstrahlen
vermögen. In den alten Ländern gibt es zwar vergleichbare Probleme.
Nur eben nicht in der Intensität. Dafür genügt ein simpler
Zahlenvergleich. Im Osten wird Prognosen zufolge schon im Jahr 2030
fast jeder dritte Einwohner 64 und älter sein. Im Westen ist dieser
Anteil erst für 2060 realistisch. Der Unterschied erklärt sich in
erster Linie aus dem großen Aderlass an jungen Menschen, die nach dem
Mauerfall in den Westen gegangen sind. Auf diese Weise wird der Osten
nun gewissermaßen zum Versuchslabor für eine Entwicklung, die
längerfristig für ganz Deutschland programmiert ist, und die auch
politische Konsequenzen verlangt. Gefragt sind unkonventionelle
Ideen, um auch ländliche Räume zu stärken. So holte der
Bürgermeister von Golzow, einer kleinen Gemeinde im Oderbruch, vor
einigen Monaten zwei syrische Familien ins Dorf, um die Schließung
der Schule zu verhindern. Ohne deren Nachwuchs wäre die
vorgeschriebene Klassenstärke nicht erreicht worden. Überhaupt könnte
der Osten von einer gesteuerten Zuwanderung in besonderem Maße
profitieren. Denn wer als Brandenburger oder Sachse längst in München
oder Stuttgart sein Geld verdient, der wird kaum mehr in seine alte
Heimat zurückkehren, um dort Personallücken zu füllen. Ausländer
womöglich schon. Dazu müssten sich allerdings in der Tat vielerorts
die Einstellungen ändern. Mit Pegida & Co werden die Probleme
jedenfalls nicht zu lösen sein.
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Datum: 26.01.2016 - 20:42 Uhr
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