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Strukturierte Versorgung statt Arzt-Hopping - Schmerzmedizin rechnet sich

ID: 1310724


(ots) - Die strukturierte Betreuung von Schmerzpatienten
ist keine unbezahlbare Utopie naiver Idealisten. Innovative Ansätze
der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) und des
Berufsverbands der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der
Schmerz- und Palliativmedizin (BVSD) in Kooperation mit Krankenkassen
zeigen seit Jahren, dass eine bessere schmerzmedizinische Versorgung
mit selektiven Versorgungsverträgen funktionieren kann. Ingo
Kailuweit, Vorstandsvorsitzender der Kaufmännischen Krankenkasse
(KKH) und Klaus Rupp, Fachbereichsleiter Versorgungsmanagement bei
der Techniker Krankenkasse (TK), betonen, dass sich das Engagement
medizinisch und finanziell lohne, weil unnötige Therapien und
Mehrfachdiagnostik durch gezielte Frühinterventionen vermieden
werden.

In Deutschland leben über 20 Millionen Menschen mit chronischen
Schmerzen. Rund 2,8 Millionen leiden an einer schweren, chronischen
Schmerzerkrankung. Flächendeckend gute Versorgung ist für diese
Patienten nur durch ein abgestuftes Versorgungmodell möglich, bei dem
Hausärzte mit Basiskenntnissen im Schmerzmanagement von
schmerzmedizinisch weitergebildeten Spezialisten unterstützt werden,
bis hin zu einem (derzeit noch nicht existierenden) Facharzt für
Schmerzmedizin.

Integrierte Schmerzversorgung - ein medizinisches und
wirtschaftliches Erfolgsrezept

2005 hat die DGS in Kooperation mit der IMC (Integrative Managed
Care) erstmals mit der Techniker Krankenkasse (TK) und weiteren
Kassen einen Integrierten Versorgungsvertrag für
Rückenschmerzpatienten konzipiert, um Patienten mit chronischen
Rückenschmerzen im Sinne einer Frühintervention besser zu versorgen.
Die Auswertung von mittlerweile über 10.000 Patienten in diesem
Programm bestätigt die medizinische und wirtschaftliche Überlegenheit
der integrierten Versorgung gegenüber der Regelversorgung eindeutig.




Ein weiterer innovativer Ansatz besteht in der interdisziplinären
Überprüfung der Notwendigkeit operativer Eingriffe an der Wirbelsäule
im Sinne einer Zweitmeinung. "Dabei haben wir ganz bewusst
schmerzmedizinische Kompetenz einbezogen, um vor operativen
Eingriffen fundierte Zweitmeinungen zu bekommen", betont Klaus Rupp,
Fachbereichsleiter Versorgungsmanagement bei der TK. Mittlerweile
gibt es erste Ergebnisse aus der begleitenden Versorgungsstudie.
Viele Patienten, denen primär zu einer Operation geraten worden war,
wurden als Folge der integrierten Versorgung mit einem multimodalen
Konzept unter Einbeziehung von Verhaltenstraining, Physiotherapie,
Psychotherapie und pharmakologischer Schmerztherapie behandelt.
"Ökonomisch rechnet sich das für eine Krankenkasse eindeutig, und
anders als mit Operationen kommen wir so zu langfristigen Lösungen
für die Patienten", so Rupp.

Ingo Kailuweit, Vorstandsvorsitzender der Kaufmännischen
Krankenkasse (KKH), sieht das genauso: "Wir haben
Rückenschmerz-Projekte, bei denen 90 Prozent der
Operationsempfehlungen nicht bestätigt werden und 70 Prozent der
Patienten letztlich die konservative Schmerztherapie wählen. Auch bei
der chronischen Migräne bringen wir im Rahmen von integrierten
Versorgungsverträgen an mehreren Orten in Deutschland Kapazitäten und
unterschiedliche Professionen zusammen, mit ebenfalls sehr guten
Ergebnissen."

Der in Kooperation mit dem BVSD seit 2011 bestehende RückenPlus
IV-Vertrag der KKH zeige, dass eine multimodale und
multiprofessionelle schmerzmedizinische Versorgung auch auf
ambulanter Ebene möglich ist und erfolgreich umgesetzt werden kann,
sagte der BVSD-Vorsitzende Prof. Dr. Dr. Joachim Nadstawek. "Unser
multimodales ambulantes Behandlungskonzept hat das Ziel, durch
präventive Maßnahmen eine Schmerz-chronifizierung zu vermeiden und
bereits erkrankte Schmerzpatienten besser zu versorgen. Die direkten
Effekte für die Krankenkasse: Reduktion der Krankengeld-Tage sowie
der stationären Einweisungen, Vermeidung von Doppeluntersuchungen und
unnötiger Operationen und der Rückgang der Arzneimittel-, Heil- und
Hilfsmittelverordnungen außerhalb der Nationalen Versorgungsleitlinie
Kreuzschmerz", so Nadstawek.

Blaupause für die Regelversorgung?

Das Problem: Selektivverträge kommen derzeit nur einem kleinen
Teil der Patienten zugute. Nur etwa ein Prozent des Budgets der
Gesetzlichen Krankenversicherung fließt in diese Versorgungsform. Das
muss aber nicht so bleiben. Rupp betrachtet Selektivverträge als ein
Vehikel, erfolgversprechende Konzepte in die Regelversorgung zu
bringen. Gerade in der Schmerzmedizin gebe es bereits mehrere
Verträge, in denen unterschiedliche, auch große Krankenkassen
kooperierten. Der im Versorgungsstärkungsgesetz angelegte
Innovationsfonds könne diesen Prozess noch voranbringen: "Der
Innovationsfonds ist für sektorübergreifende Versorgungsthemen
gedacht. Schmerzmedizinische Anträge sollten da auch Gegenstand
sein", so Rupp. Vor allem Szenarien, die eine Zweitmeinung mit einer
strukturierten Versorgung kombinieren, sind aus seiner Sicht für eine
Förderung prädestiniert.

Früh intervenieren statt zu spät therapieren

Bisher weitgehend ungenutzte wirtschaftliche Potenziale sehen
Schmerzexperten auch im Bereich der Frühinterventionen. "Chronische
Schmerzsyndrome entstehen nicht von selbst. Sie sind auch ein
Ergebnis falscher Therapieentscheidungen zu Beginn der
Patientenkarriere", betont der Präsident der DGS, Dr. Gerhard
Müller-Schwefe. Die Folge sind nicht nur teure medizinische
Maßnahmen, sondern auch erhebliche indirekte Kosten durch Arbeits-
und Berufsunfähigkeit, wie Nadstawek (BVSD) ausführte: "Wir geben
lächelnd 50 Milliarden Euro pro Jahr für den Rückenschmerz aus und
ändern nichts daran. Ziel muss es sein, Prävention zu betreiben und
die Chronifizierung zu verhindern."

Der demographische Wandel mit zunehmender Alterung unserer
Gesellschaft, Bewegungsmangel in unserer modernen Arbeitswelt und
ungesunde Ernährung sind Faktoren, die die Prävalenz
muskuloskelettaler Erkrankungen erhöhen. Die Entstehung myofaszialer
Schmerzzustände ist komplex. Komplexe Störungen erfordern komplexe
Lösungen. Dazu zählt das konzeptionelle Vorgehen mit integrativen,
aufeinander abgestimmten Therapiemaßnahmen in Form eines multimodalen
Therapiekonzepts. In der Schmerzmedizin nimmt die Bewegungstherapie
eine zentrale Rolle ein. Sie ist ein Faktor im multimodalen
Behandlungskonzept, welches dem Patienten den Zugang zur Aktivierung
der körpereigenen Ressourcen zur Überwindung seiner Schmerzzustände
ermöglicht, erklärt Andrea Rädlein, Vorstand beim Deutschen Verband
für Physiotherapie (ZVK). Die Aufgabe der Physiotherapie besteht
darin, eine Verbesserung der Bewegungs- und körperlichen
Leistungsfähigkeit zu erzielen, die es dem Patienten weitestgehend
ermöglicht, an den Aktivitäten des täglichen Lebens teilzunehmen.

Gelingen wird das nur, wenn schmerzmedizinische Expertise
flächendeckend zur Verfügung steht, um jene Patienten zu
identifizieren, bei denen schmerzmedizinische Frühinterventionen eine
Chronifizierung verhindern können: "Wir brauchen eine abgestufte
Versorgung mit Hausärzten als Primärversorger, aber wir brauchen auch
klare Richtlinien für die Weiterüberweisung der Patienten. Es muss
klar sein, wer wen versorgt und wo für die unteren Versorgungsebenen
die ''red flags'' sind", so Müller-Schwefe. Solange dergleichen in
Deutschland nicht existiere, werde die Zahl der Patienten mit
chronischem Schmerzsyndrom weiter zunehmen.

Quelle:

Nationales Versorgungsforum Schmerz der Deutschen Gesellschaft für
Schmerzmedizin e.V. (DGS), des Berufsverbands der Ärzte und
Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und
Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD) und der Deutschen
Schmerzliga e.V. (DSL) "Schmerzmedizinische Versorgung ambulant und
wohnortnah", 12. November 2015, Berlin

Terminhinweis:

Im März und im Juni 2016 wird weiter diskutiert:

1. Beim alljährlich stattfindenden Deutschen Schmerz- und
Palliativtag vom 02. bis 05. März 2016 im Congress Center Frankfurt
am Main werden alltagstaugliches schmerzmedizinisches Wissen und
Fähigkeiten in Vorträgen, Hands-on-Workshops, Diskussionen und
Seminaren an die Hand gegeben - direkt aus der Forschung in die
tägliche Arbeit. Ärzte, Physiotherapeuten und Pflegekräfte sind
herzlich eingeladen sich anzumelden (Informationen unter
www.schmerz-und-palliativtag.de)

2. Der 7. BVSD-Kongress vom 10.-11.Juni 2016 in Berlin wendet sich
den Zukunftsperspektiven der schmerzmedizinischen Versorgung zu und
bietet ein berufspolitisches Update zu GOÄ-Novelle, EBM-Reform sowie
zur Multimodalen stationären Schmerzmedizin. (Informationen unter
www.bv-schmerz.de)



Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS)
Dr. Heinz Beitinger, Tel.: 06171 - 2860 81

Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der
Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD)
Wolfgang Straßmeir, Tel.: 030 - 288 672 60

Deutsche Schmerzliga e.V. (DSL)
PD Dr. Michael Überall, Tel.: 06171 - 28 60-53

Pressekontakt:

DGS / DSL
Nicole Zeuner
Tel. 0221 / 94 999 80
nicole.zeuner(at)selinka-schmitz-pr.de

BVSD
Wolfgang Straßmeir
Tel. 030 / 2 88 67 260
ws(at)bv-schmerz.de

www.dgschmerzmedizin.de


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Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 20.01.2016 - 11:23 Uhr
Sprache: Deutsch
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