Schwäbische Zeitung: Verharmlosung ist fehl am Platz - Leitartikel zur Festnahme von Sven Lau
(ots) - Als Salafisten im September 2014 als
"Scharia-Polizei" durch Wuppertal zogen und junge Muslime auf ihre
angeblichen Glaubenspflichten hinwiesen, gab es unterschiedliche
Reaktionen. Während Politiker die Aktion scharf kritisierten, gab es
auch beschwichtigende Worte, die vor einer Dramatisierung warnten und
der Politik Alarmismus vorwarfen angesichts von ein paar jungen
Männern, die Glaubensbrüdern ja nur ein paar Tipps für ihr religiöses
Verhalten geben würden. Und erst vor einigen Tagen lehnte das
Landgericht Wuppertal die Eröffnung eines von der Staatsanwaltschaft
beantragten Strafverfahrens gegen eben jene Salafisten ab. Ein
Verstoß gegegen das Uniformverbot liege nicht vor, zudem sei von den
Männern keine einschüchternde, militante Wirkung ausgegangen.
Dass vor allem Letzteres vielleicht nicht ganz zutrifft, wurde
jetzt deutlich. Die Führungsfigur der "Scharia-Polizei", Sven Lau,
wurde auf Geheiß der Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der
Unterstützung einer IS-nahen Organisation festgenommen. Die
vermeintlich harmlosen jungen Männer stehen plötzlich als
Terrorunterstützer da. Das Beispiel zeigt vor allen Dingen, dass der
Sinnspruch "Wehret den Anfängen", für Radikale aller Couleur gilt.
Und es ist keineswegs überraschend. Es gibt zwar Salafisten, die
lediglich ihre Religion konservativ-streng leben. Es gibt aber auch
solche, die missionieren, andere Menschen zu radikalisieren versuchen
und teils sogar offen aggressiv und gewalttätig auftreten.
Völlig fehl am Platz ist deshalb eine Verharmlosung der Männer mit
den langen Bärten. Gerade Sven Lau gilt eher als der kumpelhafte Typ,
der junge Muslime auf die nette Tour zu beeinflussen suchte. Jetzt
steht der Verdacht im Raum, dass er mit dieser Masche islamistische
Kämpfer ins Ausland vermittelt hat. Das alles zeigt: Gerade weil der
Salafismus in seiner schärfsten Ausprägung auch Nachwuchs für
Terrororganisationen rekrutiert, muss die Überwachung durch den
Verfassungsschutz, die bereits praktiziert wird, noch intensiviert
werden.
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Datum: 15.12.2015 - 19:30 Uhr
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