Open Innovation in Science: Einbindung der Bevölkerung in die Wissenschaft bringt neue Erkenntnisse
(ots) - In einem für Europa einzigartigen Open
Innovation-Projekt "Reden Sie mit!" hat die Ludwig Boltzmann
Gesellschaft PatientInnen, Angehörige und betreuende Fachleute in die
Generierung von Forschungsfragen eingebunden. Staatssekretär Mahrer:
"Die Ergebnisse zeigen, dass Open Innovation neue Perspektiven in der
Wissenschaft ermöglicht. Durch Ideen und Kreativität des gesamten
Schwarms tauchen immer neue Fragestellungen auf. Das führt zu einem
Mehr an Innovationen und konkreten Lösungen aus der Wissenschaft."
Die österreichische Bundesregierung, die derzeit eine nationale Open
Innovation-Strategie entwickelt, unterstützt das Vorhaben als
Leuchtturm-Projekt, das internationale Sichtbarkeit bringt. Nun
sollen konkrete Forschungsmaßnahmen im Bereich psychischer
Erkrankungen, basierend auf den Ergebnissen von "Reden Sie mit!",
folgen.
Knapp 20.000 BesucherInnen der Online-Plattform aus über 80
Ländern und 400 hochwertige Beiträge - dieses Resultat schaffte die
Crowdsourcing-Initiative "Reden Sie mit!" im Bereich psychischer
Erkrankungen. Die Erwartungen von ExpertInnen wurden weit
übertroffen. Die Fragestellung "Welche ungelösten Fragen zu
psychischen Erkrankungen soll die Wissenschaft Ihrer Meinung nach
aufgreifen?" beantworteten Betroffene, Angehörige, ÄrztInnen,
TherapeutInnen und andere ExpertInnen auf einer Online-Plattform in
großer Intensität. Die eingereichten Beiträge wurden analysiert und
geclustert, von der Crowd und einer Fachjury bewertet und zu
Forschungsansätzen verarbeitet.
Josef Pröll, Präsident der Ludwig Boltzmann Gesellschaft: "Laut
WHO entfallen bereits 22 Prozent aller Krankheiten in westlichen
Gesellschaften auf psychische Störungen. Das bedeutet, dass über 83
Millionen Menschen von psychischen Störungen betroffen waren bzw.
sind. In Österreich sind etwa 900.000 Menschen psychisch erkrankt und
es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer weit höher ist. Mit
der Methode, die Crowd zu befragen, hat die Ludwig Boltzmann
Gesellschaft das Potenzial aller Betroffenen (wie PatientInnen,
Angehörige, TherapeutInnen, Pflegefachkräfte und MedizinerInnen)
gebündelt und um deren Erfahrungen und Probleme gefragt. Das Vorbild
dafür lieferte ein Projekt der Harvard Medical School. Wir sahen ein
enormes Bedürfnis an neuen Forschungsarbeiten und konnten über
Mustererkennungsprozesse drei Themenfelder identifizieren, deren
Erforschung für die Crowd, die sich beteiligt hat, besonders
dringlich ist und auch von den ExpertInnen der Fachjury bestätigt
wurde: die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, die
Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen und die Erzielung von
größeren Fortschritten in der Versorgungsforschung."
Neuartigkeit steigt durch Einbindung von Betroffenen
Die Resultate des Projekts zeigen eindeutig, dass die Wissenschaft
davon profitieren kann, wenn sie Forschungsprozesse gezielt öffnet
und Open Innovation-Methoden in ihre Arbeit integriert: Die Fachjury,
in der das gesamte Spektrum der Fachexpertise zu psychischen
Erkrankungen von WissenschaftlerInnen, TherapeutInnen bis hin zu
direkt Betroffenen vertreten war, hat den Ergebnissen durchgängig
eine hohe Neuartigkeit bescheinigt. Die meisten Fragestellungen
wurden in dieser Form noch nicht oder kaum erforscht und erfordern
einen hohen Grad an Interdisziplinarität in ihrer Bearbeitung.
Österreich entwickelt nationale Open Innovation-Strategie
Die Initiative "Reden Sie mit!" der Ludwig Boltzmann Gesellschaft
steht im Einklang mit einer von der Bundesregierung begonnenen Open
Innovation-Strategie. Dr. Harald Mahrer, Staatssekretär im
Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft: "Als
eines der ersten Länder weltweit erarbeiten wir derzeit eine
nationale Open Innovation-Strategie. Dabei spielen die Erkenntnisse
der Crowdsourcing-Initiative ''Reden Sie mit!'' eine bedeutende Rolle.
Die Initiative ist ein absolutes Leuchtturm-Projekt und international
einzigartig. Sie gibt einerseits wichtige Impulse für mehr
Transparenz und Beteiligung in der Wissenschaft, andererseits setzt
sie neue Maßstäbe in der Entwicklung und Anwendung von Open
Innovation-Methoden in der europäischen Forschungslandschaft. Die
gewonnenen Erkenntnisse müssen nun zügig Eingang in den
Forschungsprozess in anderen Wissenschaftsdisziplinen finden. Und wir
müssen die Anwendung von Open Innovation-Methoden nachhaltig im
österreichischen Forschungs- und Innovationssystem verankern."
Staatssekretär Mahrer hob hervor, dass die Zusammenarbeit quer über
die Grenzen von Organisationen und Disziplinen hinweg wesentlich für
die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich sei, auch
angesichts des zunehmenden Wettbewerbs mit Asien. "Für eine kleine,
offene Volkswirtschaft, die kaum natürliche Ressourcen hat, ist hohe
Innovationskraft die einzige Überlebensversicherung. Mit der Open
Innovation Strategie wollen wir brach liegendes Innovationspotenzial
in Österreich heben. Dabei setzen wir von Beginn an auf aktive
Bürgerbeteiligung. Immerhin haben wir acht Millionen Experten im
Land, das Potenzial an Kreativität wollen wir heben. Jeder kann unter
www.openinnovation.gv.at an der Strategie mitschreiben und seine
Ideen einbringen. Ganz nach dem Motto ''Mitgestalten statt nur
Zuschauen''". Mahrer kündigte zudem an, dass BMVIT und BMWFW am 18.
Jänner 2016 in Wien im Rahmen der Erarbeitung der nationalen Open
Innovation-Strategie einen Stakeholder-Workshop durchführen würden.
Zu diesem seien die VertreterInnen aus der Wissenschaft, der
Wirtschaft und aus den Bereichen soziale Innovation /
Zivilgesellschaft herzlich eingeladen.
Ludwig Boltzmann Gesellschaft plant gezielte Maßnahmen zur
Erforschung psychischer Erkrankungen
Der logische nächste Schritt nach "Reden Sie mit" ist eine rasche
Überführung der Ergebnisse in konkrete Forschungsaktivitäten. Um
dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, ist die Ludwig Boltzmann
Gesellschaft bereits mit nationalen und internationalen PartnerInnen
in Kontakt. Ziel ist es, dass die Wissenschaft eine Brücke in die
Gesellschaft und Wirtschaft schlägt und die Fragestellungen
interdisziplinär und in Partnerschaften zwischen Wissenschaft und
anwendungsorientierten Institutionen bearbeitet werden. "2009 haben
in Österreich 900.000 Menschen Sozialleistungen aufgrund psychischer
Erkrankungen erhalten. Die Kosten werden mit rund 850 Millionen Euro
pro Jahr angesetzt", sagte Josef Pröll und fügte hinzu: "An jedem
statistischen Fall hängt ein Schicksal. Als Gesellschaft brauchen wir
hier gezielte Forschung und auch neue Lösungen aus der Wissenschaft."
Für Claudia Lingner als Geschäftsführerin der Ludwig Boltzmann
Gesellschaft ist es wichtig, umgehend mit der wissenschaftlichen
Arbeit zu beginnen: "Die große Beteiligung an unserer Open
Innovation-Initiative ist auch als Auftrag zu verstehen. Das nehmen
wir sehr ernst."
Pressekontakt:
Ludwig Boltzmann Gesellschaft
Dr. Lucia Malfent
Project Managerin Open Innovation in Science
Tel.: +43 (0) 1 513 27 50-21
Mobil: +43 (0) 676 392 19 40
E-Mail: lucia.malfent(at)lbg.ac.at
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Datum: 02.12.2015 - 11:00 Uhr
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