Lebenshilfe. Sterbehilfe. Tötungshilfe. / Nur Gesetzentwurf Brand/Griese kann organisierte Selbsttötungshilfe stoppen (FOTO)

(ots) -
In dieser Woche entscheidet der Deutsche Bundestag über laut
Bundestagspräsident Norbert Lammert das "wohl anspruchsvollste"
Projekt der Legislaturperiode. Es geht um soziale und rechtliche
Facetten der Sterbebegleitung und dabei auch um die Frage, wie unsere
Gesellschaft mit dem neuen Phänomen des Angebots organisierter
Suizidbeihilfe durch sogenannte Sterbehilfeorganisationen umgehen
will. Es geht um Leben und Tod.
Neben dem nachdrücklichen Ausbau der Hospiz- und
Palliativversorgung setzt sich der Fuldaer Bundestagsabgeordnete
Michael Brand als Mitinitiator und Mitverfasser eines
fraktionsübergreifenden Gesetzentwurfs für ein Verbot der
organisierten Suizidbeihilfe ein. "Missbrauch stoppen und Hilfen
stark ausbauen", so beschreibt Brand das Ziel.
Seit nunmehr fast zwei Jahren hat Brand die größte Gruppe von
Abgeordneten für eine Neuregelung koordiniert, die weit über 200
Abgeordnete aus allen Fraktionen umfasst. Zu den erklärten
Unterstützern zählen u.a. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler
Sigmar Gabriel, zahlreiche Minister sowie die Fraktionsvorsitzenden
Volker Kauder, Thomas Oppermann sowie Katrin Göring-Eckart. "Das
Thema Leben und Sterben macht ja nicht an Parteigrenzen halt, und so
haben wir Abgeordnete aus allen Faktionen für unseren Vorschlag
gewinnen können: Wir wollen Hilfe beim Sterben, nicht Hilfe zum
Sterben", betont Michael Brand. "Für die Zukunft wollen wir
menschliche Begleitung weiter stärken und auf keinen Fall
Suizidassistenz als Dienstleistung im Gesundheitswesen etabliert
sehen."
Anträgen der Abgeordneten um Peter Hintze oder Renate Künast zum
Ausbau besonders hin zum ärztlich assistierten Suizid halten Brand
und seine Gruppe entgegen: "Wir dürfen jetzt auf gar keinen Fall eine
Tür öffnen, die wir nicht mehr schließen können - und durch die dann
auch Menschen hindurch geschoben werden können, deren freier Wille
dies nicht ist." Die Erfahrungen aus Belgien und Niederlanden
zeigten, dass die angeblich klaren Kriterienkataloge nicht halten,
sondern "Sterbehilfe" immer weiter ausgeweitet wurde z.B. auf
Demenzkranke und sogar auf Kinder.
Bei einer Präsentation des Buchbandes bei der Deutschen
PalliativStiftung (DPS) in Fulda betonte deren Vorsitzender und
Palliativmediziner Thomas Sitte, dass die DPS den Gesetzentwurf Brand
/ Griese u.a. unterstützt, weil er die geschäftsmäßige Förderung der
Selbsttötung unter Strafe stellt und "somit gerade die
Selbstbestimmung und das Grundrecht auf Leben besonders in
schwierigen Phasen schützt". Palliativmediziner könnten viel mehr tun
als die meisten es sich vorstellen könnten. "Völlig falsch ist die
Meinung des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages,
der in seinem Gutachten konstatierte, dass Palliativmediziner diese
Art der ''Sterbehilfe'' als häufig wiederkehrenden Bestandteil ihrer
Tätigkeit ausübten. Als letzten Ausweg wegen Angst vor Schmerzen,
Atemnot, Leiden den Tod zu suchen, ist glücklicherweise nicht
notwendig, wenn man bereit ist, mögliche Hilfen anzunehmen und sich
palliativ behandeln zu lassen.", so Sitte. Bei der sogenannten
Sterbehilfe von Dr. Arnold und von Dignitas und Co. gehe es in der
Realität vielmehr um eine reine Tötungshilfe.
Der Palliativmediziner Thomas Sitte gilt als einer der Pioniere
der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in
Deutschland und arbeitet heute im Kinder-Hospiz "Sternenbrücke" in
Hamburg. Er gehört zu den Autoren des Buches mit einem Beitrag unter
dem Titel "Lebenshilfe. Sterbehilfe. Tötungshilfe. Palliative
Versorgung statt Beihilfe zum Suizid oder Tötung auf Verlangen."
Außerdem ist ein Interview mit Sitte und der Gründerin der
Sternenbrücke, Kinderkrankenschwester Ute Nerge über Beistand,
Schmerztherapie und die Angst vorm qualvollen Tod abgedruckt.
Thomas Sitte verwies darauf, dass die Statistiken die
kontinuierliche Zunahme von Suiziden in Ländern mit entsprechend
"freier" Gesetzgebung "klar belegen", wie z.B. im US-Staat Oregon und
auch der Schweiz. Er warnte davor, "auch in Deutschland diesen
sensiblen Bereich des Lebensendes dem Markt der Dienstleistungen
offen zu halten". Die Entwicklungen in allen Ländern, die sich so
entschieden haben, seien eine "ernstzunehmende Warnung, diesen Weg
nicht zu gehen". "In unseren Nachbarländern in denen Regelungen für
die Beihilfe zur Selbsttötung oder Tötung auf Verlangen eingeführt
wurden, wie auch in den entsprechenden US-Staaten, nimmt die Anzahl
der assistierten Suizide unaufhaltsam zu. In der Schweiz, wie auch im
US-Staat Oregon verdoppeln sich diese Todesfälle alle fünf bis sechs
Jahre. Dabei ist eine wahrscheinliche Dunkelziffer noch gar nicht
eingerechnet." so Sitte.
"Wir wollen nicht, dass Menschen unter Druck den fatalen Ausweg
des Todes wählen", bekräftigte Michael Brand. "Mit guter
medizinischer und menschlicher Unterstützung sind vielen noch gute
Zeiten geschenkt, wie wir aus zahlreichen sehr persönlichen
Schilderungen erfahren konnten", berichtet der Abgeordnete aus den
vielen Besuchen in Hospizen, Palliativstationen und
Diskussionsrunden, die er in den letzten Monaten bundesweit
absolviert hat.
Zu diesem großen gesellschaftlichen Thema hat Michael Brand eine
Runde führender Autoren für ein außergewöhnliches Buch gewinnen
können, das jetzt unter dem Titel "Sterbehilfe oder Sterbebegleitung?
Die Debatte" im Herder-Verlag erschienen ist. Von Kardinal Lehmann
über Bischof Huber, Ärztepräsident Montgomery und den Fuldaer
Palliativmediziner Thomas Sitte bis hin zu Ärzten, Juristen,
Ethikrat, Pflegern und Betroffenen finden sich zahlreiche Fakten und
Facetten, die in der Öffentlichkeit bislang in dieser Form nicht
präsentiert wurden.
In diesem Band melden sich diese Experten u.a. aus Medizin, Recht
und Ethik deutlich zu Wort - sie eint das Plädoyer für eine
menschliche Begleitung beim Sterben statt einer Hilfe zum Sterben.
Für ihre Positionen finden sie fundierte Argumente für eine große und
emotionale Debatte.
Wie sollen Sterbende begleitet werden? Wie ist die Rolle von
Ärzten und Angehörigen? Was bedeuten geschäftsmäßige Angebote zur
Suizidbeihilfe für Menschen, die sich schwach oder als Last für
andere fühlen? Diese und andere existenzielle Fragen werden aktuell
in Gesellschaft und Politik diskutiert. Dazu gehören auch die
Herausforderungen rund um Sterbehilfe und Sterbebegleitung, um
Palliativmedizin und Hospiz sowie um ärztlich assistierten Suizid und
Tötung auf Verlangen.
Für die Debatte im Deutschen Bundestag und darüber hinaus haben
die Autoren auf 176 Seiten lesenswerte einzelne Kapitel erstellt, zum
Nachschlagen und zum Nachdenken. Es ist im Buchhandel oder beim
Herder-Verlag zu beziehen.
Michael Brand (Hg.)
Sterbehilfe oder Sterbebegleitung?
Die Debatte
Mit Beiträgen von Steffen Augsberg, Michael Brand, Peter Dabrock,
Alois Glück, Ludwig Greven, Wolfgang Huber, Karl Kardinal Lehmann,
Gerbert van Loenen, Frank Ulrich Montgomery, Benedict Maria Mülder,
Ute Nerge, Roswitha Müller-Piepenkötter, Stephan Sahm, Werner
Schneider, Thomas Sitte, Oliver Tolmein,
Gebunden, 176 Seiten, EUR [D] 19,99, ISBN 978-3-451-30623-5, Herder
2015
Die Deutsche PalliativStiftung
Experten aus der Praxis der Sterbebegleitung (Medizin, Pflege,
Seelsorge, Physiotherapie, ...) gründeten die Deutsche
PalliativStiftung. Ein Hauptziel ist eine gute Vernetzung und
Verbesserung der ambulanten Hospizarbeit und Palliativversorgung in
Deutschland.
Die Beratung von Entscheidern und Fachleuten, Laien sowie Haupt-
und Ehrenamtlichen in Verbänden und Institutionen ist als seriöse
Lobbyarbeit eine wichtige Arbeit der PalliativStiftung. Betroffenen
und Angehörigen werden geeignete Ansprechpartner vor Ort vermittelt.
Mit Öffentlichkeitsarbeit und verschiedenen Projekten der Stiftung
wie dem Deutschen PalliativKalender sollen weite Teile der
Gesellschaft für die Thematik sensibilisiert und über
Versorgungsmöglichkeiten informiert werden.
Nach deutschem Recht darf niemand gegen seinen Wunsch am Leben
erhalten werden und kein menschliches Leben aktiv beendet werden. Um
das auch leben zu können, müssen die Menschen über die Möglichkeiten
von Hospizarbeit und Palliativ-versorgung als lebensbejahende
Alternativen Bescheid wissen. Deshalb bringt die PalliativStiftung im
eigenen Verlag fundierte und laienverständliche Muster zu
Patientenverfügungen, Bücher, Broschüren heraus. Sie klärt auf
ungewohnten Wegen auf.
Unsere Vision ist es, dass jeder sagen kann: "Wie gut, dass ich
mich auf Hospizarbeit und Palliativversorgung verlassen kann. Immer
und überall."
Pressekontakt:
Deutsche PalliativStiftung
Herr Thomas Sitte
Am Bahnhof 2
36037 Fulda
Tel. 0661 48049797
Email. thomas.sitte(at)palliativstiftung.de
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Datum: 02.11.2015 - 11:54 Uhr
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