TK-Studie: Senioren bekommen häufig falsche Medikamente
(ots) - Fast jeder fünfte Senior ab 65 Jahren (18,9
Prozent) bekommt Medikamente verordnet, die im Alter ungeeignet sind
oder gefährliche Neben- oder Wechselwirkungen verursachen können -
obwohl es in vielen Fällen verträglichere Alternativen gibt. Im Alter
verlangsamt sich der Stoffwechsel, manche Wirkstoffe können nicht
mehr so gut aufgenommen oder auch abgebaut werden. Mögliche Folgen:
Sturzgefahr, Nierenschäden, Magenblutungen.
Laut einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der Techniker
Krankenkasse (TK) für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen
(WINEG) erhielten in Deutschland allein 2012 etwa 1,8 Millionen
Menschen ab 65 Jahren kritische Arzneien verordnet (18,9 Prozent).
Vier Jahre zuvor, im Jahr 2008, lag der Anteil der Senioren, die ein
oder mehrere Rezepte mit einem potenziell gefährlichen Wirkstoff
bekamen, sogar noch geringfügig höher bei 21,7 Prozent.
"Trotz des leichten Abwärtstrends werden nach wie vor viel zu
viele kritische Medikamente verordnet", sagt Dr. Frank Verheyen,
Leiter des WINEG. Und das, obwohl 2010 die sogenannte Priscus-Liste
erschienen ist. Diese Liste hat für Deutschland auf wissenschaftlich
fundierter Basis erstmals 83 für Senioren potenziell gefährliche
Wirkstoffe und therapeutische Alternativen aufgelistet. "Das
Verordnungsverhalten der Ärzte hat sich aufgrund der Priscus-Liste
offenbar nicht grundlegend verändert", resümiert Verheyen. So hatte
bereits vor der Priscus-Veröffentlichung ein leichter
Verordnungsrückgang eingesetzt, der sich auch danach kontinuierlich
fortsetzte. Verheyen: "Ein Blick auf Dänemark zeigt, dass es auch
anders geht: Dort erhalten nur knapp sechs Prozent der Senioren
kritische Arzneimittel."
Auch Ärzte in Deutschland könnten vorsichtiger sein. Das zeigt der
Vergleich der Verordnungen für Jung und Alt. Bei erwachsenen
Patienten unter 65 Jahren, für die der Priscus-Effekt nicht so eine
große Rolle spielt, liegt der Anteil an Priscus-Verordnungen
insgesamt niedriger als in der gefährdeten Generation 65 plus.
Lediglich in einzelnen Therapiegebieten vermeiden Ärzte bei Älteren
riskante Mittel, so die TK-Studie. Zwei Beispiele: Bei
Herzrhythmusstörungen erhalten Senioren, verglichen mit jüngeren
Erwachsenen, deutlich weniger Priscus-Mittel. Das gilt auch für
Priscus-Medikamente gegen Angststörungen. Dagegen erhalten Menschen
über 65 bei Durchblutungsstörungen in den Beinen dreimal häufiger
Priscus-Mittel als Jüngere. Auch bei Depressionen werden Senioren
häufiger als Jüngeren Priscus-Arzneien verschrieben.
Um die Arzneimitteltherapie sicherer zu machen, unterstützt die TK
Patienten und Ärzte mit speziellen Angeboten. Niedergelassene Ärzte
erhalten bereits seit 2010 mit dem TK-Arzneimittelreport
Informationen zur Priscus-Liste. Der Report enthält eine Übersicht,
die dem Arzt zeigt, welche Medikamente er den TK-Versicherten im
zurückliegenden Quartal verordnet hat. Wenn der Arzt einem Patienten
über 65 Jahre ein Priscus-Medikament verschrieben hat, bekommt er
einen entsprechenden Hinweis angezeigt.
Zudem informiert die TK ihre Versicherten auf Wunsch, welche
Arzneimittel sie in den letzten zwei Jahren vom Arzt auf Kassenrezept
verordnet bekommen und über eine Apotheke bezogen haben und ob
darunter Priscus-Präparate waren. Fast 29 Prozent der
Medikamentenübersichten, die TK-Versicherte über 65 Jahre individuell
2014 angefordert haben, enthielten einen Hinweis auf Priscus-Mittel.
Auch 2015 bewegt sich der Anteil der Übersichten mit Hinweis auf
Priscus-Mittel auf einem ähnlichen Niveau (28 Prozent). Das zeigt
eine erste Auswertung der TK für den Zeitraum von Januar bis
September. Patienten, die ein entsprechendes Medikament erhalten,
sollten es auf keinen Fall eigenmächtig absetzen, sondern stattdessen
die weitere Therapie mit ihrem behandelnden Arzt besprechen.
Die individuelle Übersicht über verordnete Arzneimittel lässt sich
über die Homepage der TK unter www.tk.de (Webcode 095542) anfordern.
Zum Hintergrund:
Zur Studie:
Das Wissenschaftliche Institut für Nutzen und Effizienz im
Gesundheitswesen der TK - kurz WINEG - hat Verordnungszahlen der
Kasse aus den Jahren 2008 bis 2012 in Hinblick auf die Verschreibung
von sogenannten Priscus-Medikamenten analysiert. Die Studie
"Ärztliches Verordnungsverhalten von potenziell inadäquaten
Medikamenten für ältere Menschen" steht unter www.wineg.de (Webcode
104756) zum Download bereit.
Zur Priscus-Liste:
Die sogenannte Priscus-Liste enthält eine Aufstellung von 83
Arzneimittelwirkstoffen, die für Senioren ab 65 Jahren nur
eingeschränkt zu empfehlen sind und deswegen nur nach einer genauen
Nutzen-Risiko-Bewertung vom Arzt verordnet werden sollten. Darunter
fallen zum Beispiel Medikamente gegen Bluthochdruck, Depressionen und
Schmerzmittel. Um die Arzneimitteltherapie von älteren Patienten
sicherer zu machen, haben Wissenschaftler im Auftrag des
Bundesforschungsministeriums 2010 diese Liste erstmalig für
Deutschland erstellt. Neben der Aufstellung der Wirkstoffe erläutert
die Priscus-Liste die Risiken dieser Medikamente sowie mögliche
Therapiealternativen. Die aktuelle Priscus-Liste ist online abrufbar
unter www.priscus.net.
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Datum: 14.10.2015 - 09:41 Uhr
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