WAZ: Lockrufe von falschen Freunden. Kommentar von Annika Fischer zum IS-Prozess
(ots) - So jung, so naiv, so ahnungslos: Nezet S. hat vor
Gericht einige Lacher geerntet mit seiner Vorstellung vom Heiligen
Krieg. Ausschlafen, viele Frauen, schöne Landschaften. Dabei ist die
Sache ernst. Dieser Mann ist angeklagt, als IS-Terrorist gekämpft zu
haben, womöglich also getötet. Es gibt Hinweise, dass er daheim
Weiteres plante. Hat dieser Schüler aus Mülheim - Moslem, aber nicht
strenggläubig erzogen - wirklich geglaubt, was man ihm erzählte von
Lagerfeuer-Romantik, Zusammenhalt, Entspannung in den Bergen? Ahnte
er nicht, wie viel Tod und Zerstörung in dem Land, das nicht das
seiner albanischen Eltern ist, wirklich herrschen? Zumindest wäre er
nicht der Erste, der glaubt, glauben will, was der IS verspricht.
Weil er suchte, was er in Deutschland nicht fand: Freundschaft,
Anerkennung, eine Aufgabe. Nach einer schwachen schulischen und einer
gewissen kriminellen Karriere war seine Reise womöglich weniger
Aufbruch als Flucht. Nezet S. sagt selbst, er habe ein Held sein
wollen. Er hat auch das nicht geschafft; vielleicht hatte er weniger
Mut als andere, vielleicht hing er trotz allem an seinem Leben. Wir
müssen wohl sagen: zum Glück.
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Datum: 08.07.2015 - 19:05 Uhr
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