Frankfurter Neue Presse: Post-Streik
"Die Meckies hoch auf dem gelben Wagen"
Ein Kommentar von Panagiotis Koutoumanos
(ots) - "Und der Haifisch der hat Zähne. Und die
trägt er im Gesicht. Und Mackie, der hat ein Messer. Doch das Messer
sieht man nicht", dichtete Brecht in der
Moritat von Mackie Messer, dem Eröffnungsstück seiner Opernpersiflage
"Dreigroschenoper".
An die Figur des brutalen Mackie Messer dürfte sich derzeit so
mancher kulturbeflissene Paketzusteller der "Deutsche Post DHL Group"
erinnern, wenn er - nicht gerade wohlwollend - an Konzernchef Frank
Appel denkt. Ohne Rücksicht auf Verluste versucht der frühere "Mecki"
- wie die Berater der elitären Unternehmensberatung McKinsey genannt
werden - die Kosten in der Paketzustellung des weltweit größten
Logistikkonzerns zu drücken. Dazu ist der promovierte Neurobiologe
schon dabei, 10 000 Beschäftigte nicht mehr nach dem lukrativen
Haustarif bezahlen. Stattdessen sollen diese in 49 neuen regionalen
Tochtergesellschaften mit dem Namen "DHL Delivery" tätig werden, die
nach den sehr viel günstigeren Tarifverträgen der Speditions- und
Logistikbranche zahlen.
Dass die Beschäftigten dagegen auf die Barrikaden gehen, ist
verständlich. Nicht nur, weil sie sich 2011 mit Lohn-Zugeständnissen
dem Vorstand unter Appels Führung die Verpflichtung abgerungen
hatten, bis Ende 2015 keine weiteren Paket-Zustellbezirke
fremdzuvergeben - eine Verpflichtung, die Appel nun plump umgeht. Die
Beschäftigten sind auch stinksauer, weil überhaupt keine
wirtschaftliche Not in dem Geschäftsbereich besteht, das dank
wachsendem Online-Handel boomt. Zwar verweist der Vorstand darauf,
dass Konkurrenten wie Hermes, DPD oder GLS ihren Paketzustellern nur
den Mindestlohn zahlen. Aber damit kann der Bonner Konzern
offensichtlich sehr gut leben: Noch immer ist er in der
Paketzustellung unangefochtener Marktführer in Deutschland;
tatsächlich ist da sein Marktanteil in den vergangenen Jahren sogar
gestiegen: von 40 auf beinahe 46 Prozent. Dabei profitiert der "Gelbe
Riese" davon, dass seine Zusteller sowohl Briefe als auch Pakete
austragen und damit zusätzliche Anfahrten zumeist unnötig sind. So
steigt neben dem Umsatz der Sparte "Brief-Paket-E-Commerce" auch der
Gewinn, lag die Umsatzrendite zuletzt bei ansehnlichen zehn Prozent.
Dass Appel trotzdem "auf Teufel komm raus" die Personalkosten
drücken will und dabei bewusst auch unbefristete Streiks in Kauf
nimmt, ist nur mit seiner einseitigen Kapitalmarkt-Orientierung zu
begründen. Jährliche Gewinnsteigerungen von acht Prozent hat er 2014
dem Kapitalmarkt versprochen - und das gleich bis zum Jahr 2020. Eine
solch langfristige Ergebnis-Prognose gewährt kein anderer
Dax-Konzern. Und das aus gutem Grund: Denn geht etwas schief - und
irgendetwas geht in einem derart langen Zeitraum immer schief, wie
das überaus kostspielige IT-Desaster in der Frachtsparte zeigt - ,
dann müssen dies die Beschäftigten ausbaden.
Aber die Beschäftigten scheinen Appel egal zu sein. Anders ist
auch seine Entscheidung, Melanie Kreis zum Personalvorstand zu
berufen, nicht zu erklären - eine Finanzexpertin, die wie Appel ein
Ex-Mecki ist und die von den Paketzustellern, die in die "DHL
Delivery"-Gesellschaften wechseln sollen, intern als
"Befüllungsmasse" spricht. Ein klarer Ausdruck der elitären
Gedanken-Welt von McKinsey, in der neben Bilanzzahlen, Machtanspruch
und Durchsetzungsvermögen die Befindlichkeiten von Mitarbeitern
keinen Platz finden. Seit November sitzt Kreis nun hoch auf dem
gelben Wagen beim Appel vorn - da verwundert es nicht, dass es zum
unbefristeten Streik gekommen ist. Vielleicht sollte sich Kreis statt
auf ihre McKinsey-Schule lieber auf ihr Physik-Studium besinnen. Sie
habe sich für Physik entschieden, weil sie "erkennen wollte, was die
Welt im Innersten zusammenhält", hat sie mal gesagt. Kreis sollte
sich fragen, was einen Konzern im Innersten zusammenhält - schnell
dürfte sie darauf kommen, dass es zufriedene Mitarbeiter sind.
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Datum: 08.06.2015 - 18:49 Uhr
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