Heilmittelbericht 2014 / Einschulung bedeutet für viele Kinder: Ranzen, Tüte und Therapie
(ots) - Mit dem Beginn der Schulpflicht gehen viele Kinder
zum Logopäden: Die altersgerechte Sprech- und Sprachentwicklung wurde
im Jahr 2013 bei jedem vierten sechsjährigen Jungen therapeutisch
unterstützt. Dies entspricht einer Steigerung von 16 Prozent
gegenüber 2007, als etwa jeder fünfte sechsjährige Junge eine
Sprachtherapie erhielt. Von den sechsjährigen Mädchen war 2013 jedes
sechste zeitweilig in sprachtherapeutischer Behandlung, zeigt der
aktuelle Heilmittelbericht 2014 des Wissenschaftlichen Instituts der
AOK (WIdO). "Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule wird in
Deutschland zu großen Teilen mit ergotherapeutischer und
logopädischer Hilfe gemeistert. Nach den deutlichen Steigerungen in
den letzten Jahren mit immer mehr Grundschulkindern in diesen
Therapien scheint das Verordnungsgeschehen nun eher auf einem hohen
Niveau zu stagnieren", sagte Helmut Schröder aus der
WIdO-Geschäftsführung.
Knapp die Hälfte (48 Prozent) aller in 2013 verordneten
sprachtherapeutischen Therapien wurden von Kindern zwischen fünf und
neun Jahren in Anspruch genommen. Dabei steigen im fünften Lebensjahr
vor allem bei den Jungen die logopädischen Behandlungen sprunghaft an
und liegen bei 19,1 Prozent (Mädchen: 12,8 Prozent). Bei den
sechsjährigen Kindern liegt die Verordnungszahl am höchsten: Je 1.000
AOK-versicherte Jungen wurden 808 Leistungen verordnet, ein Viertel
der Jungen (24,6 Prozent) war in Behandlung. Bei den sechsjährigen
Mädchen lag die Anzahl der Verordnungen bei 539 je 1.000
AOK-versicherten Mädchen und 16,7 Prozent der Mädchen erhielten
mindestens eine Behandlung.
Auch bei der Ergotherapie bilden Kinder und Jugendliche das Gros
der Patienten: 40 Prozent sind unter 15 Jahre, wovon etwa 70 Prozent
wiederum Jungen sind. Wie bei der Sprachtherapie werden die meisten
Ergotherapien im Einschulungsalter verordnet: Von 1.000
AOK-versicherten sechsjährigen Jungen waren in 2013 125 in
ergotherapeutischer Behandlung (387 Verordnungen je 1.000
AOK-versicherten Jungen). Von den gleichaltrigen Mädchen befanden
sich 51 in dieser Therapieform (151 Verordnungen je 1.000
AOK-versicherte Mädchen).
Über die möglichen Ursachen der starken Verbreitung von
ergotherapeutischen und logopädischen Behandlungen rund um den
Schuleintritt wird in der Fachwelt seit Jahren diskutiert. Eine
Erklärung ist, dass sich die zu diesem Alter angemessenen Fähigkeiten
bei den Kindern verschlechtert haben. Gleichzeitig wird aber auch ein
Wandel bei den Anforderungen von Schule und Elternhaus an die Kinder
beobachtet, wie auch ärztliches Diagnoseverhalten und
Therapiemöglichkeiten kontinuierlichen Veränderungsprozessen
unterliegen.
Werden alle ergotherapeutischen Therapien des Jahre 2013
betrachtet, zeigt sich ein leichter Anstieg von 3,5 Prozent gegenüber
dem Vorjahr. Dies ist auf den Verordnungszuwachs bei älteren
Versicherten zurückzuführen: Bei den AOK-Versicherten mit einem
Lebensalter zwischen 50 und 65 Jahren stieg die Verordnungsmenge je
1.000 AOK-Versicherte um 11 Prozent. Dagegen nahm die
Verordnungsmenge der Sprachtherapien je 1.000 AOK-Versicherte in 2013
nur um 1,3 Prozent zu, die der Physiotherapien je 1.000
AOK-Versicherte um 0,4 Prozent.
Jeder zweite Besuch in physiotherapeutischer Praxis wegen
Rückenschmerzen
Im Jahr 2013 wurden GKV-weit 36,5 Millionen Leistungen - und damit
der mengenmäßig weitaus größte Teil aller Therapien - aus dem
Maßnahmenkatalog der Physiotherapie in Anspruch genommen (AOK: 12,4
Millionen). Dies entspricht knapp 242 Millionen einzelnen
physiotherapeutischen Behandlungen mit einem Gegenwert von 3,86
Milliarden Euro. Physiotherapien haben damit einen Anteil von 85
Prozent an allen Heilmittelverordnungen.
Beinahe jeder zweite Besuch (48,8 Prozent) in der
physiotherapeutischen Praxis diente der Behandlung von
Rückenbeschwerden. Die verordnungshäufigste physiotherapeutische
Methode, die normale Krankengymnastik (rund 37,6 Millionen
Behandlungen), wurde im Wesentlichen aufgrund dieser Beschwerden (43
Prozent) oder Erkrankungen des Beckens oder der Extremitäten (36
Prozent) nachgefragt.
Für den Heilmittelbericht 2014 hat das Wissenschaftliche Institut
der AOK (WIdO) die im Jahr 2013 für etwa 70 Millionen GKV-Versicherte
ausgestellten Heilmittelrezepte analysiert. Diese erreichten einen
Umsatz von insgesamt 5,36 Milliarden Euro. Der Bericht zeigt
Versorgungstrends für die vier Heilmittelbereiche Ergotherapie,
Sprachtherapie, Physiotherapie und Podologie auf und stellt die
regionale Inanspruchnahme durch die Versicherten dar. Mit
übersichtlichen Darstellungen nach Altersgruppen und Geschlecht sowie
Arztgruppen und Indikationen schafft er eine Grundlage für Gespräche
und Verhandlungen zwischen Ärzten, Therapeuten und Krankenkassen über
die bundesweite Heilmittelversorgung.
Mehr Infos im Internet: http://wido.de/heilmittel_2014.htm
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Datum: 25.11.2014 - 10:39 Uhr
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