Krebs bei unterschiedlichen Altersgruppen: angepasste Versorgungskonzepte notwendig
(ots) - Expert*innen aus der Onkologie und Psychologie sprechen sich auf 
dem Deutschen Krebskongress in Berlin für eine stärker nach dem jeweiligen Alter
ausgerichtete Therapie und Versorgung von Krebspatient*innen aus: Während junge 
Erwachsene mit Krebs einen besonderen Bedarf an Survivorship-Programmen haben, 
benötigen ältere Betroffene unter anderem eine intensivere sektorübergreifende 
Zusammenarbeit und besondere Maßnahmen zur gemeinsamen Entscheidungsfindung. Um 
diese Ziele zu erreichen, seien strukturelle Änderungen notwendig.
Etwa 3,5 Prozent aller Krebsneuerkrankungen entfallen auf Jugendliche und junge 
Erwachsene im Alter von 15 bis 39 Jahren (AYA - adolescents and young adults). 
"Krebs bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist damit insgesamt gesehen 
selten und unterscheidet sich vom Kinderkrebs oder Krebserkrankungen bei älteren
Menschen", sagt Professor Dr. Alexander Katalinic von der Universität Lübeck. 
Erfreulicherweise habe sich die Prognose bei dieser Gruppe von Betroffenen sehr 
verbessert. Bei den in dem AYA-Alter häufig auftretenden Krebserkrankungen wie 
Hodenkrebs oder beim Hodgkin-Lymphom gibt es Überlebensraten von 90 bis 100 
Prozent. Damit steigt die Anzahl der Langzeitüberlebenden an.
Langzeitüberlebende leiden häufig trotz erfolgreicher Krebsbehandlung unter 
Beeinträchtigungen, die sich auf die gesamte private Lebenssituation und auch 
auf den beruflichen Werdegang auswirken können. Dazu zählt zum Beispiel das 
chronische Erschöpfungssyndrom Fatigue. "Aber auch Angst und Anpassungsstörungen
sowie Depressionen treten in der AYA-Altersgruppe häufig auf", sagt Professor 
Dr. Anja Mehnert-Theuerkauf vom Universitätsklinikum Leipzig. Dazu kommt ein 
Beratungsbedarf, zum Beispiel beim Einstieg in den Beruf oder in die Ausbildung.
"Die psychoonkologischen und anderen Versorgungsangebote - etwa im Rahmen von 
Survivorship-Programmen - sollten niederschwellig und spezifisch auf diese 
Altersgruppe zugeschnitten sein", so Mehnert-Theuerkauf.
Während die AYA-Gruppe einen besonderen Bedarf an Survivorship-Programmen hat, 
stehen Ärzt*innen bei der Versorgung von geriatrischen Patient*innen vor ganz 
anderen Herausforderungen: Für fast alle Krebsarten steigt das Erkrankungsrisiko
mit dem Alter. Gleichzeitig steigt mit zunehmendem Alter auch das Risiko der 
Multimorbidität - also das Vorhandensein von zwei oder mehr chronischen 
Erkrankungen. "Bei älteren multimorbiden Krebspatienten kann es durch die 
Medikation zu unerwünschten Neben- oder Wechselwirkungen kommen", so Professor 
Dr. Ursula Müller-Werdan von der Charité - Universitätsmedizin Berlin. "Deshalb 
ist es sehr wichtig, gemeinsam mit dem Betroffenen die medizinischen Probleme zu
hierarchisieren und festzulegen, welche Therapieziele verfolgt werden sollen."
Aufgrund von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen ist eine gemeinsame 
Entscheidungsfindung mit geriatrischen Patient*innen aber oftmals nur schwer 
umsetzbar. "Wir benötigen hierfür auf diese Patientengruppe zugeschnittene 
Informationsmaterialien, mehr Zeit für wiederholte Gespräche sowie die 
intensivere Einbeziehung von Angehörigen. Auch eine stärkere 
sektorenübergreifende Zusammenarbeit mit Hausarztpraxen und niedergelassenen 
Onkolog*innen ist erstrebenswert", sagt Dr. Heike Schmidt von der 
Universitäts-Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des 
Universitätsklinikums Halle. Selbst bei einer erfolgreichen Therapie können 
körperliche Funktionen von geriatrischen Patient*innen während oder nach der 
Behandlung stark beeinträchtigt werden. Das kann wiederum dazu führen, dass die 
Lebensqualität nachlässt und die Betroffenen sich nicht mehr selbstständig 
versorgen oder allein zu Hause leben können. "Daher sind - vor allem in 
ländlichen Räumen mit schlechter Infrastruktur - innovative Konzepte und 
gezielte Interventionen zum Erhalt der körperlichen Funktionen dieser besonders 
vulnerablen Gruppe gefragt", so Schmidt. Im März wird ein Projekt zur Förderung 
der körperlichen Funktion älterer Patient*innen unter ambulanter 
Strahlentherapie, die sidekick-Studie, beginnen. In diesem Projekt bekommen 
Patient*innen individuelle Anleitungen zu alltagsrelevanten Bewegungsübungen zur
Verfügung gestellt, entweder papierbasiert oder videobasiert via Tablet-PC, 
sodass sie Übungen selbstständig zu Hause durchführen können.
Jedes Jahr erkranken etwa 500.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs, davon 
17.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 39 Jahren. Die 
altersstandardisierten Sterberaten an Krebs sind in Deutschland zwischen 2007 
und 2017 bei Männern um 12 Prozent, bei Frauen um 5 Prozent zurückgegangen 
(Datenquelle: Zentrum für Krebsregisterdaten, Diagnosejahr 2016).
Der Deutsche Krebskongress 2020
Der 34. Deutsche Krebskongress findet vom 19. bis 22. Februar 2020 in Berlin 
statt. Unter dem Motto "informativ. innovativ. integrativ. Optimale Versorgung 
für alle" informieren sich rund 10.000 Experten über die jüngsten 
wissenschaftlichen, medizinischen und gesundheitspolitischen Entwicklungen und 
diskutieren ihre Aufgaben von heute und morgen. Der größte und wichtigste 
deutschsprachige Kongress zur Krebsdiagnostik und -therapie wird von der 
Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe gemeinsam ausgerichtet.
www.dkk2020.de
Die Pressematerialen finden Sie hier: www.dkk2020.de/pk-und-pressemappen.html
Die Ausrichter des Deutschen Krebskongresses 2020 - starke Partner im Kampf 
gegen Krebs
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) - eine Nachfolgeorganisation des 1900
gegründeten "Comité für Krebssammelforschung" - ist die größte 
wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. In der
DKG vertreten sind über 8.000 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die 
sich mit der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen befassen; dazu 
kommen 16 Landeskrebsgesellschaften und 36 Fördermitglieder. Die DKG engagiert 
sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, 
Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiator des 
Nationalen Krebsplans und Partner der "Nationalen Dekade gegen den Krebs". 
www.krebsgesellschaft.de
Die Deutsche Krebshilfe wurde am 25. September 1974 von Dr. Mildred Scheel 
gegründet. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Krebserkrankungen in all
ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter dem Motto "Helfen. Forschen. 
Informieren." fördert die Stiftung Deutsche Krebshilfe Projekte zur Verbesserung
der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und 
psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Ihre Aufgaben 
erstrecken sich darüber hinaus auf forschungs- und gesundheitspolitische 
Aktivitäten. Sie ist ebenfalls Mitinitiator des Nationalen Krebsplans sowie 
Partner der "Nationalen Dekade gegen Krebs". Die Deutsche Krebshilfe ist der 
bedeutendste private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung - unter 
anderem der Krebsforschung - in Deutschland. Sie finanziert ihre gesamten 
Aktivitäten ausschließlich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen der 
Bevölkerung. www.krebshilfe.de
Pressekontakt:
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Buschstr. 32
53113 Bonn
Telefon: 02 28/7 29 90-96
E-Mail: presse(at)krebshilfe.de
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Datum: 21.02.2020 - 14:24 Uhr
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