Schwäbische Zeitung: Späte Genugtuung - Kommentar
(ots) - Die Messer waren schon gewetzt. Nach einer
dürftigen Vorrunde, die in der ersten EM-Niederlage nach 28 Jahren
(0:1 gegen Norwegen) gipfelte, wähnten sich die Kritiker von Silvia
Neid kurz vor dem Ziel. Schon nach der WM 2011 im eigenen Land, die
mit einer unglücklichen 0:1-Niederlage im Viertelfinale gegen den
späteren Weltmeister Japan ein unangenehm frühes Ende für die
Gastgeberinnen genommen hatte, war der Bundestrainerin in manchen
Blättern die soziale Kompetenz zur erfolgreichen Mannschaftsführung
abgesprochen worden.
Neid hat den Anfeindungen standgehalten, gestützt vom damaligen
DFB-Präsidenten Theo Zwanziger. Wie richtig die Verbandsführung damit
lag, der Bundestrainerin den Rücken zu stärken, hat sich nun bei der
Europameisterschaft in Schweden erwiesen. Nachdem gleich sechs
Stammspielerinnen verletzungs- und krankheitsbedingt ausfielen, war
die stark verjüngte Mannschaft des siebenmaligen Europameisters nicht
wie üblich als klarer Favorit ins Rennen gegangen. Die
Startschwierigkeiten der unerfahrenen Mannschaft schienen die
Skeptiker zu bestätigen, doch nach dem Viertelfinalerfolg gegen
Italien (1:0) wendete sich das Blatt.
Jetzt steht der deutsche Frauenfußball besser da denn je. Die
vielen jungen Talente, die in die Mannschaft drängen, versprechen
weitere Erfolge, vielleicht schon in Kanada bei der WM 2015. Wenn zur
unübersehbaren Leidenschaft noch ein Schuss Abgeklärtheit kommt, wird
die spielerisch hoch veranlagte Mannschaft nicht mehr bis zur letzten
Minute um den Erfolg bangen müssen, wie zuletzt bei den 1:0-Siegen
gegen Schweden und Norwegen.
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Datum: 28.07.2013 - 22:14 Uhr
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