Von "AAA" zu "D" - so könnte man mit den Codes 
der Bonitätsprüfer die Karriere des Projekts "Europäische 
Ratingagentur" beschreiben. Anfang 2012 genoss der Initiator Markus 
Krall, damals Partner des Beratungshauses Roland Berger, zumindest in
der öffentlichen W ...

29.04.2013

Börsen-Zeitung: Ende einer guten Idee, Kommentar zum Ende des Projekts "Europäische Ratingagentur", von Stefanie Schulte.


Von "AAA" zu "D" - so könnte man mit den Codes
der Bonitätsprüfer die Karriere des Projekts "Europäische
Ratingagentur" beschreiben. Anfang 2012 genoss der Initiator Markus
Krall, damals Partner des Beratungshauses Roland Berger, zumindest in
der öffentlichen Wahrnehmung höchste Bonität, denn er wurde als
potenzieller Retter des in Verruf geratenen Ratinggeschäfts
gehandelt.

Nur gut ein Jahr später wird das Projekt mangels Finanzierung in
aller Stille beerdigt. Vergleiche mit Hypothekenverbriefungen der
Subprime-Krise, die eine ähnliche Ratinghistorie aufweisen, verbieten
sich dennoch. Denn anders als manch toxisches Wertpapier hatten
Kralls Ideen durchaus Substanz.

Um sie sinnvoll umzusetzen, hätte der Ex-Berater allerdings
Unterstützung der Regulierer gebraucht. Ohne diese waren die
wirtschaftlichen Aussichten seines Projekts bescheiden und die
Zurückhaltung potenzieller Geldgeber nachvollziehbar.

Gescheitert ist Krall mit seinem Vorschlag, Ratings künftig von
Investoren - statt wie bisher von Emittenten - finanzieren zu lassen.
Letztere stehen seit langem im Verdacht, die Agenturen manchmal
dahingehend zu beeinflussen, zu freundliche Noten zu vergeben. Um das
zu ändern, hätte man, so Krall, die Erstzeichner von Anleihen
europaweit dazu verpflichten können, ein Rating zu erwerben. Wäre
dies Realität geworden, hätte Kralls Unternehmen vorn mitmischen
können, während etablierte Agenturen erst mühevoll eingefahrene
Geschäftsmodelle hätten reformieren müssen. Allerdings fand Krall in
Brüssel kein Gehör. Was blieb, war der Plan, ein weiteres von
Emittenten finanziertes Ratinghaus aufzubauen, ein Vorhaben, mit dem
schon viele gescheitert sind.

Obwohl öffentlich über Ratingagenturen geklagt wird, profitieren
viele Akteure vom Status quo. Investoren sindfroh, nicht für


Bonitätsnoten bezahlen zu müssen. Emittenten sind froh, bei
Nichtgefallen des Ratings die Agentur wechselnzu können. Beide
zögern, sich auf Bonitätsnoten von Neulingen zu stützen, auch wenn
etablierte Häuser in der Subprime-Krise teilweise schwer
danebenlagen.

Kralls Scheitern zeigt, wie gering die Bereitschaft von
Regulierern und Finanzbranche zu einer tiefgreifenden Veränderung des
Ratingsystems ist. Sein Vorschlag, die Finanzierung der Agenturen
umzustellen, wäre zumindest eine Diskussion wert gewesen. Damit
dieser noch einmal auf den Tisch käme, nachdem der umtriebige Krall
das Handtuch geworfen hat, müsste aber wohl ein Wunder geschehen.

(Börsen-Zeitung, 30.4.2013)



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