Konjunkturell wird es nun ungemütlich. Die 
Industriestaatenorganisation OECD rechnet auf globaler Ebene mit dem 
schwächsten Wachstum seit der Finanzkrise vor rund einem Jahrzehnt. 
Das globale Bruttoinlandsprodukt soll den OECD-Schätzungen zufolge in
diesem Jahr noch um 2,9 Prozent und 2020 um ...

20.09.2019

Börsen-Zeitung: Es wird ungemütlich, Marktkommentar von Kai Johannsen


Konjunkturell wird es nun ungemütlich. Die
Industriestaatenorganisation OECD rechnet auf globaler Ebene mit dem
schwächsten Wachstum seit der Finanzkrise vor rund einem Jahrzehnt.
Das globale Bruttoinlandsprodukt soll den OECD-Schätzungen zufolge in
diesem Jahr noch um 2,9 Prozent und 2020 um 3,0 Prozent zulegen. Im
Mai waren die Experten noch von Zuwächsen von 3,2 bzw. 3,4 Prozent
ausgegangen. Nach Ansicht von OECD-Chefvolkswirtin Laurence Boone
haben sich die Aussichten weltweit weiter eingetrübt.
"Handelskonflikte und politische Spannungen befeuern die Gefahr eines
anhaltend schwachen Wachstums", so Boone.

Einen klaren Dämpfer bekommen die Volkswirtschaften rund um den
Globus offenkundig durch den Handelskonflikt der USA mit China - so
sieht es die OECD. Denn allein die von den USA und China gegenseitig
verhängten Strafzölle dürften laut OECD das weltweite Wachstum im
nächsten Jahr um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte belasten. Und es könnte
durchaus noch schlimmer kommen. Ein harter Brexit, die politischen
Unsicherheiten in Europa und eine womöglich noch stärkere
Konjunkturabkühlung im Reich der Mitte sollten dann das Wachstum auf
globaler Ebene noch stärker beeinträchtigen.

Diese Ängste teilen Marktteilnehmer und Notenbanken ebenfalls. Und
Zentralbanken haben bereits angefangen, sich gegen die
Negativeinflüsse des Handelskonfliktes auf die Wirtschaften zu
stemmen. Japans Notenbank steuert den Niedrigzinskurs und
signalisierte, bei Bedarf die Geldschleusen noch weiter zu öffnen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagensatz weiter ins
Minus zurückgestuft und wird ab November wieder Nettoanleihekäufe
vornehmen - ein klares Signal auch gegen die konjunkturelle
Abschwächung. Und die Fed hat in der gerade abgelaufenen Woche erneut
den Leitzins gekappt, und zwar um 25 Basispunkte auf nun 1,75 bis 2,0


Prozent. Fed-Chef Jerome Powell erklärte im Anschluss an den
Zinsentscheid, dass weitere Zinssenkungen notwendig werden könnten,
wenn die Wirtschaft zur Schwäche neigen sollte. Sieben von 17
US-Notenbankern sehen einen weiteren Zinsschritt noch in diesem Jahr
als angemessen an. James Bullard hatte sogar eine doppelt so starke
Rücknahme der Fed Funds Rate um 50 Basispunkte eingefordert.

Die Fed gab in Summe betrachtet aber keine klaren Signale ab, wo
die Reise bei den Zinsen hingehen soll. Nach Ansicht der Experten der
Investmentgesellschaft Franklin Templeton lautete die Botschaft der
Fed nach der jüngsten Zinsentscheidung, dass es derzeit keinen Grund
zur Panik gibt, dass man nicht am Rande der Rezession steht und es
derzeit keinen Grund gibt, mit einer massiven weiteren monetären
Lockerung zu rechnen. Die Fed habe sich in diesem Jahr schon in eine
Ecke drängen lassen und sich an die Markterwartungen für
Zinssenkungen gehalten. Nun habe sie einige Schritte unternommen, um
sich daraus zu befreien. Für Franklin Templeton lautet die Aussage
der Fed nun: Warten wir die Auswirkungen der Zinssenkungen ab, die
US-Wirtschaft wächst weiterhin stabil.

Natürlich will die Fed sich nicht in die Ecke gedrängt sehen, ein
Getriebener der Märkte zu sein, genauso wenig, wie sie als politisch
beeinflussbar gelten will. Das ist nur allzu normal. Es ist auch
vollkommen klar, dass sie die Wirkungen ihrer Maßnahmen abwarten will
und sich nicht kategorisch auf immer weitere Maßnahmen vorab
festlegen möchte. Die Fed ist ja bekannt dafür, auch mal länger
abzuwarten. Man denke nur daran, wie lange sie gewartet hat und immer
wieder alle möglichen Gründe genannt hat, warum sie keine
Zinserhöhung vornehmen kann. Das reichte von der Verfassung des
US-Arbeitsmarktes über die geopolitischen Risiken und Chinas Wachstum
bis hin zur Situation in den Emerging Markets und ob diese einen
US-Zinsschritt verkraften können.

Nichts anderes macht die Fed jetzt. Natürlich kann es dazu kommen,
dass sie in diesem Jahr auch noch auf einer Sitzung nicht die Zinsen
senkt. Man müsste sich eigentlich wünschen, dass sie auf beiden noch
verbleibenden Sitzungen im Oktober und Dezember genau das tun könnte.
Welche Bedingungen müssten da vorliegen? Vermutlich eine Beendigung
des US-Handelskonflikts, ein geordneter Brexit, eine US-Wirtschaft,
die ihren mehr als zehnjährigen Expansionstrend fortsetzt, sowie
noch einige weitere positive Konjunkturmeldungen auf globaler Ebene.
Natürlich kann das passieren. Aber das ist nicht das von der OECD
jetzt prognostizierte Szenario. Zinssenkungen sind da schon
wahrscheinlicher.



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