Das Regensburger Stadttheater bereichert die 
Region, auch wenn es jeden Monat ein Defizit von mehr als einer 
Million Euro einfährt. Eine wohlhabende Kommune kann das schultern. 
Schauspiel und Tanz sollten nicht mit Buchhalter-Augen betrachtet 
werden. Theaterbesucher in Regensburg zahlen im Sch ...

21.05.2019

Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zum Theater Regensburg: Theater ums Geld? Aber nein! von Marion Koller


Das Regensburger Stadttheater bereichert die
Region, auch wenn es jeden Monat ein Defizit von mehr als einer
Million Euro einfährt. Eine wohlhabende Kommune kann das schultern.
Schauspiel und Tanz sollten nicht mit Buchhalter-Augen betrachtet
werden. Theaterbesucher in Regensburg zahlen im Schnitt 21 Euro für
eine Karte. Ein kostendeckendes Ticket läge bei rund 121 Euro. Die
Differenz übernimmt zum überwiegenden Teil die Stadt, den Rest der
Freistaat. Die 21 Euro sind kein schlechter Wert. Regensburg rangiert
damit im Durchschnitt vergleichbarer Bühnen. Beim Einspielergebnis
steht das Theater am Bismarckplatz mit seinen fünf Sparten
überdurchschnittlich gut da. Die Preise will Intendant Jens Neundorff
von Enzberg nicht erhöhen. Schließlich soll sich die breite Masse
Theaterkarten leisten können. Die Kosten können kaum mehr gedrückt
werden. Denn Gehälter machen den Löwenanteil aus - und die sind
ohnehin nicht üppig. Das Theater mit seinen fünf Sparten ist ein
bedeutender kultureller Magnet in Ostbayern und zieht im Jahr 180 000
Menschen an, darunter eine Menge Kinder und Jugendliche. Der rührige
Intendant Jens Neundorff von Enzberg, der sich interessiert in der
Region umhört, öffnet das Haus mit Uraufführungen, Auftragsarbeiten,
Jazzkonzerten und Lesungen von Kino-Schauspielern für neue
Zielgruppen. Eine echte Konkurrenz existiert im Bezirk Oberpfalz
nicht, denn das Stadttheater Amberg bietet ausschließlich Gastspiele,
keine Eigenproduktionen, und das Landestheater Oberpfalz ist eine
kleine Privatbühne. Jens Neundorff von Enzberg wagt etwas, das vom
Publikum oft honoriert wird. Zuletzt die Opern-Uraufführung
"Elizabetta" von Gabriel Prokofiev, einem Enkel des gleichnamigen
Pianisten. Die Auftragsarbeit mit der mörderischen Hauptfigur, die
mit jedem "Game-of-Thrones"-Protagonisten mithalten kann, begeisterte


auch überregional. Bei der bemerkenswerten "Banalität der Liebe",
einer modernen Oper der Jüdin Ella Milch-Sheriff über die Philosophen
Hannah Arendt und Martin Heidegger, ist das Publikum mitgegangen.
Uraufgeführt wurde das Werk am Tag des Gedenkens an die Opfer des
Nationalsozialismus. Das Theater verwandelt historische Stoffe in
hochkarätige Unterhaltung. Es ist ein mittelständischer Betrieb mit
319 Mitarbeitern aus aller Welt und führt im Kleinen vor, wie das
Miteinander der Nationalitäten gelingt. Kurz vor der Europawahl und
angesichts der Bedrohung durch menschen- und demokratieverachtende
Rechtspopulisten erscheint das wichtiger denn je. Die Bühne lehrt
nicht nur die junge Generation, Politikeraussagen kritisch zu
hinterfragen, Machtstrukturen zu durchschauen und die Zukunft -
jenseits von Schulnoten - zu denken. All das sollte uns, den
Steuerzahlern, etwas wert sein. Und es macht klar, dass sich nicht
mit einer mathematischen Rechnung beziffern lässt, was ein Theater
der Region schenkt. Natürlich profitieren Gastronomie und Hotels. Die
Kunst selbst aber ist etwas Flüchtiges, das in den Herzen weiterlebt.
Der Deutsche Bühnenverein stellt in seiner jüngsten Bilanz fest,
besonders Angebote, die zum Dialog mit den Menschen einladen, hätten
mehr Zuschauer angezogen. In Regensburg war das so: Jede
Veranstaltung, die ums Programm herumgestrickt wurde, bei der
Publikum und Theaterleute zusammenfanden, stieß auf große Resonanz.
Die Regensburger Bühne beschreitet den richtigen Weg. Zu hoffen wäre,
dass das Haus am Bismarckplatz ein Sponsorenkonzept stemmen kann, um
weitere Geldgeber aus der ostbayerischen Wirtschaft zu überzeugen.



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