Infektionskrankheiten sind weltweit auf dem 
Vormarsch. Zudem werden immer mehr Erreger gegenüber Antibiotika 
unempfindlich und gefährden damit in hohem Maße die Gesundheit vieler
Menschen. Es droht eine "post-antibiotische Ära", in der vermeintlich
harmlose Krankheiten tödlich ende ...

14.11.2017

Multiresistente Erreger: Infektionsexperten rufen Politik zum Handeln auf


Infektionskrankheiten sind weltweit auf dem
Vormarsch. Zudem werden immer mehr Erreger gegenüber Antibiotika
unempfindlich und gefährden damit in hohem Maße die Gesundheit vieler
Menschen. Es droht eine "post-antibiotische Ära", in der vermeintlich
harmlose Krankheiten tödlich enden können. Angesichts der aktuellen
Situation ruft ein Netzwerk führender wissenschaftlicher
Einrichtungen unter der Führung der Leibniz-Gemeinschaft die neue
Bundesregierung auf, den Kampf gegen multiresistente
Krankheitserreger stärker zu unterstützen. Die Erforschung neuer
Therapien und Diagnoseverfahren erfordert eine verbesserte
interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Kliniken in Form von
öffentlich-privaten Partnerschaften. Forschungsergebnisse müssen
schneller als bisher den Patienten zu Gute kommen.

Aufgrund der sich immer weiter ausbreitenden multiresistenten
Erreger stehen Intensivmediziner vor einem besorgniserregenden
Dilemma: "Schwere Infektionen, die zu einer lebensbedrohlichen Sepsis
führen können, müssen wir viel zu oft ''blind'' mit
Breitspektrumantibiotika behandeln, da wir zunächst weder den Erreger
noch eventuell vorhandene Resistenzen bestimmen können. Gängige
Laborverfahren benötigen bis zu 72 Stunden, um uns die für die
therapeutische Entscheidung dringend benötigten Informationen zu
liefern. Daher schießen wir unter Umständen mit Kanonen auf Spatzen.
Ein Teufelskreis, der das Entstehen neuer Resistenzen begünstigt",
erläutert Prof. Michael Bauer, Direktor der Klinik für
Anästhesiologie und Intensivmedizin am Uniklinikum Jena.

Die Erforschung und Entwicklung schneller Diagnoseverfahren muss
intensiv vorangetrieben werden, so eine zentrale Forderung der
Unterzeichner des Aufrufs. Einen möglichen Ansatz bieten photonische
Technologien - Verfahren, die Licht als Werkzeug nutzen. Sie haben


das Potential, die Infektionsdiagnostik zu revolutionieren. Schnell
und direkt, ohne vorherige, zeitaufwendige Kultivierung der Proben,
lassen sich Erreger und deren Resistenzen innerhalb von zwei bis drei
Stunden bestimmen.

Zugleich müssen neuartige therapeutische Lösungen und
experimentelle Therapieansätze erforscht und klinisch getestet
werden. Hierzu zählen unter anderem die Behandlung mit neuen
Kombinationen vorhandener Wirkstoffe, der Einsatz von Nanopartikeln
als Wirkstoffträger, Immunzell-basierte Therapien oder völlig
neuartige Therapien, die eine Resistenzbildung seitens der
Mikroorganismen vermeiden oder zumindest verzögern.

Zwar gibt es bereits jetzt zahlreiche innovative Lösungsansätze,
aber es vergehen im Durchschnitt 14 Jahre für die Weiterentwicklung
hin zu einem marktfähigen Produkt. Viele Ideen können nicht
realisiert werden, da Ressourcen und Entwicklungsstrukturen nicht
vorhanden bzw. nicht nutzeroffen zugänglich sind. Damit kann das in
Deutschland vorhandene Innovationspotential nicht vollständig
ausgeschöpft werden. Patienten profitieren nur mit großer Verzögerung
von Forschungsergebnissen.

"Diesen Zustand müssen wir dringend ändern", so Prof. Jürgen Popp,
Wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für Photonische
Technologien. Er fordert: "Mit Unterstützung der Politik müssen
Kompetenzen und Erfahrungen aus unterschiedlichen Bereichen
strukturell zusammengeführt und gemeinschaftlich konkrete Strategien
zur Bekämpfung von Infektionen entwickelt werden."

In ihrem Aufruf empfehlen die Unterzeichner der neuen
Bundesregierung interdisziplinäre Forschungsinfrastrukturen zu
schaffen, in denen neue Lösungen im Kampf gegen multiresistente
Erreger erforscht und zur Marktreife weiterentwickelt werden. Hierfür
sind neben einer engen Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlern,
Technologieentwicklern, Medizinern und Medizintechnikherstellern,
standardisierte Prozesse sowie innovative Konzepte des
Forschungsmanagements notwendig. Fragen zur klinischen Validierung
und Zertifizierung müssen von Beginn an mit im Vordergrund stehen.
Vorhandene Lücken in der Innovationskette - von der
Grundlagenforschung bis zur Markteinführung - sollen strukturell
überwunden werden, um die Entwicklungszeit auf wenige Jahre zu
verkürzen.

Der Aufruf wurde in Berlin anlässlich der World Antibiotic
Awareness Week der Weltgesundheitsorganisation der Öffentlichkeit
vorgestellt. Zu den Unterzeichnern gehören führende Vertreter aus
folgenden Einrichtungen und Verbünden: Leibniz-Gemeinschaft,
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Universitätsklinikum Jena,
Leibniz-Institut für Photonische Technologien Jena,
Leibniz-Institutes für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie -
Hans-Knöll-Institut, Forschungszentrum Borstel - Leibniz-Zentrum für
Medizin und Biowissenschaften, Leibniz-Forschungsverbünde "Leibniz
Gesundheitstechnologie" und "INFECTIONS''21", Leibniz-Forschungscampus
"InfectoOptics" sowie Partner der BMBF-geförderten Initiativen
"InfectoGnostics Forschungscampus Jena" und "InfectControl 2020".

Den vollständigen Aufruf finden Sie online unter:
http://ots.de/oEXHG



Kontakt für Rückfragen:

Daniel Siegesmund
Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit und Forschungsmarketing
Leibniz-Institut für Photonische Technologien
Albert-Einstein-Str. 9
D-07745 Jena
Tel.: 03641/ 206 024 // Fax: 03641/ 206 044
E-Mail: presse@leibniz-ipht.de // Web: www.leibniz-ipht.de

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