DER STANDARD - Kommentar: "Die Zeitung lebt" von Alexandra Föderl-Schmid
(ots) - Print oder Online: Dieser Grundsatzkonflikt wird
unter Journalisten häufig verbissen ausgetragen. Kollegen aus dem
elektronischen Bereich oder der Online-Welt bezeichnen die Zeitung
als tot, Printkollegen sehen häufig ihre Arbeit als einzig wahren
Journalismus. Hier Schnelligkeit, da Reflexion. Dabei nutzen immer
mehr Leserinnen und Leser beide Angebote. Was zählt, ist der
journalistische Inhalt und damit die Qualität, nicht der
Verbreitungsweg. Dass Zeitungen höchst lebendig sind, zeigte sich
jüngst in den USA: Amazon-Gründer Jeff Bezos kaufte die Washington
Post, Investor Warren Buffett investierte seit 2011 rund 344
Millionen Dollar und hat damit 63 Tages- und Wochentitel im Süden der
USA, weitere 29 Tageszeitungen im Rest des Landes gekauft. Auf das
geänderte Nutzungsverhalten muss sich die Medienbranche einstellen:
Online kann schneller reagieren, Print besser analysieren. Jedes
Medium hat seine eigenen Stärken, es gilt voneinander zu lernen. Für
den Journalismus bedeutet dieser Strukturwandel neue Chancen und
Risiken. Es ist nicht überraschend, dass die von Journalisten
beschriebenen Auswirkungen der Finanzkrise und der Globalisierung
sowie die technologischen Umwälzungen auch die eigene Branche erfasst
haben. Ökonomischen Druck hat es immer gegeben, wie ein Blick in die
Standard-Geschichte zeigt. Neu ist aber die Gleichzeitigkeit von
Entwicklungen, deren Auswirkungen noch gar nicht alle absehbar sind.
Die Medien, insbesondere jene im Qualitätsbereich, stehen vor
finanziellen, inhaltlichen und technologischen Her?ausforderungen -
sie müssen sich fit machen für neue Zeiten. Im Unterschied zu anderen
Firmen stellen Medienunternehmen aber Produkte her, die für die
Demo-kratie unverzichtbar sind. Information und Aufklärung, Kritik
und Kontrolle gehören zu den demokratiepolitischen Aufgaben der
Medien. Diese Aufgaben sind umso wichtiger in ei?nem Land wie
Österreich, in dem die Gewaltentrennung nicht das Gewicht hat, das
sie in einer entwickelten Demokratie haben sollte, und wo die
?Verhaberung regiert. Wie wichtig Auf?deckungs- und Aufklärungsarbeit
ist, zeigen die Korruptionsfälle, die immer häufiger den Weg von
Zeitungsspalten in die Gerichtssäle finden. Qualitätsjournalismus
setzt die Trennung von Anzeige und Redaktion voraus, redaktionelle
Unabhängigkeit im Handeln und Denken, aber auch gut ausgebildete
Journalisten, die Fakten und Aussagen bewerten können. Kritische
Distanz, Glaubwürdigkeit, Unabhängigkeit und Unbeugsamkeit sind
journalistische Notwendigkeiten. Ökonomische Solidität ist eine
weitere Voraussetzung, denn guter Journalismus kostet Geld. Der
Strukturwandel in den Medien führt dazu, dass Erlösmodelle nicht mehr
wie bisher funktionieren. Alle Medienunternehmen suchen nach
Antworten und praktikablen Lösungen. Das Modell, das alle Fragen
beantwortet, gibt es noch nicht. Es geht auch um die Frage, was eine
Gesellschaft bereit ist, für qualifizierte Informationsleistungen zu
zahlen. Und es geht nicht "um die Subvention einer schwächelnden
Branche, sondern eine Investition in die Infrastruktur der
Demokratie", wie es der Medienwissenschafter Matthias Karmasin
formuliert. Das gilt umso mehr für Österreich, wo die Regierung mit
In?seraten - aus Steuergeld finanziert - den Boulevard außerhalb der
nachvollziehbaren Presseförderung füttert.
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Datum: 18.10.2013 - 18:01 Uhr
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Print und Online müssen voneinander lernen und sich wechselseitig stärken. (Ausgabe vom 19.10.2013)
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