"Endlich einen Schlussstrich ziehen": NDR-Programmdirektor Frank Beckmann akzeptiert Bußgeld im Kika-Verfahren
(ots) - Gegen eine Zahlung von 30.000 Euro hat die
Staatsanwaltschaft Erfurt dem früheren Kika-Geschäftsführer und
heutigen NDR-Programmdirektor Fernsehen, Frank Beckmann, die
Einstellung des Ermittlungsverfahren in der Kika-Affäre angeboten. Im
Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de erklärt Beckmann, wieso er
zahlt.
Im Zuge des Untreue-Skandals beim Kika, dem gemeinsamen
Kindersender von ARD und ZDF, geriet nach einem Herstellungsleiter
auch der frühere Geschäftsführer des Senders, Frank Beckmann, ins
Visier der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Erfurt. Es ging dabei
u.a. ganz konkret um die Abrechnung einer Veranstaltung des Kika, auf
der gleichzeitig Beckmanns Abschied gefeiert wurde. "Ich hätte ganz
sicher keine Verabschiedung und keine Überraschungen gebraucht, und
schon gar nicht, wenn ich gewusst hätte, was daraus folgt", sagt
Frank Beckmann heute rückblickend im Interview mit dem Medienmagazin
DWDL.de. "Natürlich ärgere ich mich. Viel mehr ärgere ich mich jedoch
über den Betrug durch den Herstellungsleiter." Beckmann bestreitet,
selbst an der Organisation des Abends beteiligt gewesen zu sein.
Gegen eine Zahlung von 30.000 Euro steht das Verfahren gegen den
heutigen NDR-Fernsehchef vor der Einstellung, wie dieser im
DWDL.de-Interview bestätigt und gleichzeitig erklärt, warum er, der
stets seine Unschuld betonte, jetzt ein Bußgeld akzeptiert. "Erstens
bin ich jetzt fünf Jahre lang nicht mehr beim Kika, seit fast drei
Jahren wird jetzt von der Staatsanwaltschaft zum Kika ermittelt. Das
ist ein sehr langer Zeitraum und ich möchte endlich einen
Schlussstrich ziehen, damit ich mich ganz meinen jetzigen Aufgaben
widmen kann. Der zweite Grund ist für mich ein ebenso wichtiger: Das
Bußgeld in Höhe von 30.000 Euro wird zum Teil dem Kika zur Verfügung
gestellt. Das geht auf meinen Vorschlag zurück. Auch wenn ich weiß,
dass ich keine unangemessenen Kosten zu verantworten habe", erklärt
Frank Beckmann gegenüber DWDL.de. "Und drittens: Ein möglicher
Prozess würde das Verfahren weiter in die Länge ziehen und würde mich
selbst bei einem Freispruch deutlich mehr kosten."
Und Beckmann ergänzt: "Ich nehme damit aus den genannten Gründen
zwei Dinge in Kauf: Eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung und
das Risiko, dass manche das möglicherweise als Freispruch zweiter
Klasse werten. Ich weiß für mich: Ich habe mir nichts vorzuwerfen."
Ende Oktober läuft übrigens sein derzeitiger NDR-Vertrag aus. Die
Einstellung des Verfahrens kommt also zeitlich durchaus gelegen Ein
Zufall, wie Beckmann betont: "Auf staatsanwaltschaftliche Verfahren
können Sie keinen Einfluss nehmen. Die beiden Dinge haben nichts
miteinander zu tun." Bis zuletzt zögerte der NDR mit einer
Vertragsverlängerung. Für Beckmann ist verständlich: "Selbst ich
wusste zu Beginn der Ermittlungen nicht, ob ich nicht womöglich doch
irgendeinen Fehler gemacht haben könnte, den ich vielleicht nicht
bemerkt hätte. Ich habe daher selbst vorgeschlagen zunächst
abzuwarten. Heute - in Kenntnis aller Akten - weiß ich, die Vorwürfe
sind unbegründet."
Über die gesamte Kika-Affäre, in der auch schon ein
Herstellungsleiter verurteilt wurde, sagt Beckmann im Interview mit
dem Medienmagazin DWDL.de: "Wenn jemand eine hohe kriminelle Energie
hat, Komplizen findet und eine Gefängnisstrafe in Kauf nimmt, dann
ist keine Kontrolle zu hundert Prozent sicher. Der Herstellungsleiter
hatte von Anfang an ein System etabliert, bei dem er die Rechnungen
komplett an der Programmgeschäftsführung vorbeimogelte. In meiner
Amtszeit ist nie etwas Wesentliches beanstandet worden - weder vom
MDR, noch von den Rechnungshöfen und auch nicht von den Revisionen,
die über viele Jahre den Kika kontrolliert haben. Er hat alle
getäuscht, auch mich. Und, ja, das ärgert mich und das bedauere ich
wirklich - auch fünf Jahre danach."
Information für die Redaktionen:
Das gesamte Wortlaut-Interview mit Frank Beckmann finden Sie unter
http://www.dwdl.de/nachrichten/43006/kikaverfahren_beckmann_akzeptier
t_bussgeld/
Pressekontakt:
Thomas Lückerath
Chefredakteur
Medienmagazin DWDL.de
Telefon: 0221 30216730
eMail: lueckerath(at)dwdl.de
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Datum: 13.10.2013 - 07:45 Uhr
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