PRISM und die Folgen: Sicherheitsgefühl im Internet verschlechtert
(ots) - 3. Juli 2013 - Das Sicherheitsgefühl der
Deutschen im Internet hat sich durch den Abhörskandal amerikanischer
und britischer Sicherheitsbehörden grundsätzlich verschlechtert. Das
belegt eine repräsentative Studie des Deutschen Instituts für
Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI), die heute in Hamburg
vorgestellt wurde. Danach gaben 39 Prozent der Befragten an, sie
fühlten sich bei ihren Internet-Aktivitäten unsicherer als zuvor.
DIVSI-Direktor Matthias Kammer: "Diese signifikante
Verschlechterung dürfen wir nicht ignorieren. Es könnte eine
allgemeine Vertrauenskrise im Umgang mit dem Internet drohen. Und
eine solche Krise dürfte auch Auswirkungen auf die Wirtschaft und die
Konjunktur haben."
Seit Wochen erschüttern PRISM und seine Folgen die Öffentlichkeit.
Vor diesem Hintergrund hatte DIVSI das SINUS-Institut mit einer
Blitzumfrage beauftragt: Wie wirken sich Überwachungsmaßnahmen von
elektronischen Daten auf die Nutzung von Online-Angeboten aus? Hierzu
wurden bundesweit 2.016 Menschen in einer repräsentativen
Online-Erhebung interviewt. Immerhin 68 Prozent der Befragten ist das
PRISM-Programm des US-Geheimdienstes bekannt. Nur 32 Prozent gaben
an, davon noch nichts gehört zu haben. Im Hinblick auf das
grundsätzlich verschlechterte Sicherheitsgefühl gilt auch, dass die
Menschen sich umso stärker verunsichert fühlen, je mehr Details sie
über die Affäre kennen.
Bereits jetzt schon hat fast jeder Fünfte (18 Prozent) sein
Verhalten bei der Nutzung des Internets geändert. Vor allem im Umgang
mit Online-Diensten wollen diese User sich vorsichtiger verhalten.
Vier von zehn schränken sogar bereits ihren Umgang mit sozialen
Netzwerken ein. Und sie wollen künftig versuchen, lieber auf deutsche
bzw. europäische Internet-Plattformen zuzugreifen. Die Entwicklung
geht zu Lasten von Plattformen, die in den USA zuhause sind. 38
Prozent der genannten Gruppe wollen diese künftig weniger besuchen.
Dr. Silke Borgstedt, Direktorin Sozialforschung beim
SINUS-Institut: "Die deutsche Bevölkerung gilt im internationalen
Vergleich als besonders sensibel, wenn es um ihre persönlichen Daten
geht. Die Ergebnisse unserer Befragung bestätigen dies nicht nur,
sondern zeigen, dass die aktuellen Abhörskandale die Sensibilität
sogar noch verstärken und mittelfristig Verhaltensänderungen in der
Internetnutzung erwarten lassen."
83 Prozent der Deutschen wollen staatlichen Sicherheitsorganen nur
dann Maßnahmen zur Internet-Überwachung erlauben, wenn diese einer
richterlichen Kontrolle unterliegen. Jeder zweite meint dabei, dass
deutsche Sicherheitsorgane grundsätzlich durchaus Zugriff auf private
Daten haben dürfen. Ein klares Nein zeigt sich dagegen zum
Datenzugriff aus dem Ausland. 84 Prozent der Befragten sind strikt
dagegen, dies fremden Sicherheitsbehörden zu gestatten.
Die größte Kompetenz, sich vor Überwachungsangriffen zu schützen,
sehen die Internet-Nutzer bei sich selbst. 41 Prozent sind überzeugt,
dass es für sie am besten ist, entsprechende Maßnahmen persönlich
vorzunehmen. Auch Sicherheitsbehörden (38 Prozent) sowie staatliche
Datenschutzbeauftragte (36 Prozent) werden ebenfalls als kompetent
erachtet.
Weiter zeigt die DIVSI PRISM-Blitzumfrage, das nur knapp jeder
Dritte (31 Prozent) den eigenen Familienangehörigen den Zugriff auf
seine privaten Daten gestatten würde. Damit rangieren sie in der
Einschätzung deutlich hinter den Sicherheitsorganen.
Krankenkassen und Finanzämter stehen in der öffentlichen
Einstufung besonders schlecht da. Nur acht bzw. zehn Prozent der
Befragten würden Vertretern dieser Institutionen gestatten, auf ihre
privaten Daten zuzugreifen. Noch kritischer auf der Negativ-Liste
werden Arbeitgeber beurteilt: Lediglich drei Prozent der Befragten
würden ihnen einen Datenzugriff erlauben.
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Joachim Haack, PubliKom Kommunikationsberatung GmbH,
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Datum: 03.07.2013 - 14:20 Uhr
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