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DER STANDARD-Kommentar "Ökonomischer Blindflug" von Andreas Schnauder

ID: 857023

(ots) - Die großen Industriestaaten treten - in ungleichem
Takt - auf derselben Stelle. Weder Europa noch Japan noch die USA
haben bisher einen tauglichen Weg aus der Krise gefunden. Was
niemanden davon abhält, unterstützt vom befreundeten Ökonomenlager,
mit dem Finger auf die Mängel in der Wirtschaftspolitik des jeweils
anderen zu zeigen. Am stärksten steht derzeit Tokio in der Auslage:
Die japanische Notenbank hat mit der Ankündigung einer Verdoppelung
der ohnehin schon aufgeblähten Geldmenge viel Zündstoff geliefert.
Der Yen befindet sich im Tiefflug, der Vorwurf der
Währungsmanipulation wird immer lauter. In den USA läuft die
Notenpresse ebenfalls bereits verdächtig lange auf vollen Touren,
ohne dass allzu große Fortschritte ersichtlich wären. Die zarten
Anzeichen einer Konjunkturbelebung basieren eher auf billigem
Schiefergas, das unabhängig von der ökologischen Beurteilung zu einer
rasanten Reindustrialisierung führt, und der Stärke der
US-Technologiegiganten. Das Geld der Notenbank Fed sucht global nach
Veranlagung und findet es in Sachwerten und Spekulationsobjekten.
Während die Industriestaaten wirtschaftlich schwer zu kämpfen haben,
bilden sich bereits wieder gefährliche Blasen - was vor allem in den
Schwellenländern nicht nur Unmut, sondern zusehends Gegenmaßnahmen
provoziert. Die meisten Buhrufe erntet freilich Europa mit seinem
Sparkurs. Beim Frühjahrstreffen von Weltbank und Währungsfonds wurde
nebst Versäumnissen bei der Sanierung des Finanzsektors die
restriktive Haltung der EZB und der öffentlichen Hände gebrandmarkt.
Die Eurozone hat beim globalen Wachstumswettbewerb den goldenen
Bremsklotz seit Jahren gepachtet. Dass die Lösung der
Haushaltsprobleme am alten Kontinent - im Unterschied zu Japan und
den USA - nicht auf die lange Bank geschoben wird, zählt offenbar
nicht. Das zeigt schon, wie stark Sichtweisen und Rüstzeug der




ökonomischen Lager voneinander abweichen. Der Währungsfonds tut sich
schwer, hier als ordnende Instanz zu fungieren. Die Notenbanken
befänden sich in unbekannten Gewässern, konstatierte IWF-Chefin
Christine Lagarde. Ähnliche Ratlosigkeit dokumentieren Äußerungen des
Fonds, wonach eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik Risiken für
die Zukunft berge, bei einem Ausstieg aber Kurssturz und Zinsanstieg
drohten. Aha. Wir lernen aus dem verunglückten Spagat zwischen den
ideologischen Gräben: Im Vergleich zur Wirtschafts- und Geldpolitik
ist das Orakel von Delphi ein offenes Buch. Dazu passen die gerade
aufgeflogenen Fehlberechnungen in einer Studie der (bisher)
angesehenen Ökonomen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart, deren
Untersuchungen die negative Wechselwirkung von Verschuldung und
Wachstum unterstrichen. Die Excel-Panne der Wissenschafter ist Wasser
auf die Mühlen jener, die den bedrohlich gewachsenen Schuldenberg
trotz der alterungsbedingt explodierenden Kosten immer noch als
vernachlässig_baren Hügel betrachten. Dieser seit Jahren anhaltende
ökonomische Blindflug verhindert koordinierte Maßnahmen für Wachstum
und Regulierung sowie gegen neue Spekulationsblasen und
Währungsstreitigkeiten. Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen kommt die
Industriewelt ebenso wenig wie die Ökonomenzunft wieder aus dem
tiefen Tal der Tränen heraus.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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Datum: 19.04.2013 - 18:36 Uhr
Sprache: Deutsch
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"Nicht nur der Währungsfonds steht ratlos zwischen Schuldenbergen und Geldflut" - Ausgabe 20.4.2013


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