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DER STANDARD-Kommentar "Ökonomie mit dem Paukenschlag" von Lukas Sustala

ID: 847070

(ots) - Wer den Karren aus dem Dreck ziehen möchte, muss sich
selbst schmutzig machen. Diese Lektion müssen die sonst so elitären
Zentralbanken in der größten Finanzkrise der Nachkriegszeit erst
verinnerlichen. In Japan hat sich die Bank of Japan (BoJ) am
Donnerstag Hals über Kopf in das Schlamassel gestürzt: Nach zwei
Jahrzehnten wirtschaftlichen Schrumpfens bzw. einer Stagnation der
Wirtschaft will die Zentralbank mit Anleihenkäufen und dem Anwerfen
der Druckerpresse aus der Krise kommen. Dafür nimmt der neue BoJ-Chef
Haruhiko Kuroda auch in Kauf, die Zukunftserwartungen der Japaner
"drastisch zu ändern". In der sonst so ruhigen Welt der Zentralbanken
versucht es Japan mit einem geldpolitischen Paukenschlag.
Der Fall Japans zeigt, dass die Macht der Zentralbanken als Hüter des
Geldes an ihre Grenzen stößt. Denn sie sind nur für einen kleinen
Teil des Geldes verantwortlich, das in der Wirtschaft zirkuliert. Ein
Gros wird von Geschäftsbanken, privaten Instituten, geschöpft und in
Umlauf gebracht. Wenn diese unter der Last fauler Kredite am Boden
liegen, stockt der Geldfluss - egal, wie niedrig der Zinssatz auch
sein mag.
Heute steht Europa vor Herausforderungen wie Japan vor gut zwanzig
Jahren. Das demografische Problem ist ähnlich. Japan erreichte seinen
Zenit der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter 1990. Das hat zur
Wirtschaftserlahmung beigetragen. In Europa steht der Wendepunkt
heuer an. Der Rückenwind des Bevölkerungswachstums hat sich gedreht.
An den Geburtenquoten können die Zentralbanken aber nichts ändern.
Doch eine andere Baustelle müssen die Währungshüter bearbeiten. Der
Kontinent leidet genauso wie das asiatische Land an den Folgen eines
jahrelangen Kreditrausches, als Projekte schnell finanziert, aber
kaum geprüft wurden. Die heute maroden Banken sind nun ein
Flaschenhals und verhindern, dass die lockere Geldpolitik in der




Realwirtschaft ankommt. Die Kreditvergabe ist trotz Niedrigstzinsen
extrem zurückhaltend, weil die Banken ihre Bilanzen reparieren
müssen. Hier könnte Europa von japanischen Versäumnissen lernen und
faule Banken abwickeln: Denn nur so wird der Dreck aus alten
Schulden, in dem der Karren steckt, abgebaut.
"Whatever it takes." Mit diesen Worten hatte der Chef der EZB, Mario
Draghi, angekündigt, dass er einen Zerfall des Euro um jeden Preis
verhindern will. Mit demselben Elan muss die EZB sicherstellen, dass
Europa nicht in eine so tiefe Wirtschaftsflaute rutscht, dass
Konsumenten und Unternehmen auf Jahre verunsichert werden. Sonst
findet die Saat des Optimismus keinen fruchtbaren Boden. Kein Wunder,
dass in Japan nach langer Krise kaum innovative Unternehmen neu
gegründet werden.
Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, könnte die EZB wie andere
Zentralbanken beginnen, die Banken noch viel radikaler zur
Kreditvergabe zu drängen. Wenn der Kanal an kleine und
mittelständische Unternehmen in breiten Teilen Europas verstopft ist,
sollte die EZB ihre jüngsten Ankündigungen wahrmachen und der
Job-Maschine, den KMUs, den Zugang zu Geld erleichtern.
Nach wie vor zaudert die EZB und stellt lediglich niedrigere Zinsen
in Aussicht. Doch die ökonomischen Herausforderungen sind so groß,
dass eine Zinssenkung wenig hilft. Es wird Paukenschläge brauchen, um
dem Karren einen Schubs zu geben.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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Datum: 04.04.2013 - 18:20 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 847070
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"Die tiefe Krise verlangt von den Notenbanken drastische Lösungen" - Ausgabe 5.4.2013 wien


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Banken und Versicherungen


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