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WAZ: Macht und Magie des Fußballs. Leitartikel von Klaus Wille

ID: 654442

(ots) - Philipp Lahm ist der Kapitän der deutschen
Nationalmannschaft, er ist ein schmächtiger Athlet und sieht immer
ein wenig so aus, als habe er den Stimmbruch noch nicht ganz
überwunden. Aber Lahm ist jetzt 28 Jahre alt, ein gestandener
Fußballer, und er hat vor der Europameisterschaft 2012 ein paar
wichtige und richtige Sätze gesagt. Im Kern: Die Gesellschaft würde
es nicht mehr akzeptieren, wenn 23 Fußballer in ein Land reisen, in
dem vieles anders ist als bei uns, und keiner von ihnen sagt etwas
dazu. Lahm hat etwas gesagt, er hat unter anderem den Präsidenten der
Europäischen Fußball-Union, Michel Platini, dazu aufgefordert,
nachdem sein Verband diese EM an Polen und die Ukraine vergeben hat,
nun auch mal das Wort zu Menschenrechten und ethischen Standards zu
ergreifen. Der Uefa-Chef hat reagiert, wie man es von viel zu vielen
Sportfunktionären gewohnt ist: Er hat Lahm gerüffelt. Und weiter
geschwiegen. Der Sport bewegt sich mit seinen großen Festen längst
auf schwierigem Boden. Selbst in Polen wird inzwischen so getan, als
habe man mit der Ukraine zufällig einen Mitausrichter an die Seite
gestellt bekommen, mit dem man lieber nichts zu tun haben möchte. Der
Umgang mit der einstigen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko ist
nur einer der Fallstricke, in denen sich der Fußball verfangen kann.
Er kann für drei Wochen wie unter dem Brennglas den Blick auf
Abzocke, Menschenrechtsverletzungen oder einen Oligarchen-Staat im
Staat lenken. Aber woran die Politik bis jetzt gescheitert ist, wird
der Sport nicht lösen können. Er kann sich nur möglichst achtbar aus
der Affäre ziehen. Die Nationalelf taugt da durchaus als Vorbild: Man
möchte diese EM genießen und doch moralisch handeln. Was zählt, ist,
dass Lahm und Co. im richtigen Moment etwas Richtiges gesagt haben.
Europa verschiebt sich jetzt für drei Wochen nach Osten, und




Deutschland bewegt sich in beiden Ländern wegen seiner
geschichtlichen Verantwortung und in der Ukraine zudem wegen seiner
moralischen Standards auf besonderem Boden. Diese Nationalelf ist
nicht nur auf dem Platz, sondern auch in ihrem Auftreten -
ausdrücklich auch beim Besuch in Auschwitz - ein wunderbares Beispiel
dafür, wie sich Dinge verändern können. Was Reformen bewegen können,
wenn sie greifen. 1978 noch hat der DFB bei der WM im von einer
Militärdiktatur geknechteten Argentinien Nazi-Oberst Rudel
eingeladen. Und ein Spieler, man sagt, es sei Berti Vogts gewesen,
erklärte später lapidar, er hätte keine politischen Gefangenen
gesehen. Heute würde ein Aufschrei durchs Land gehen. Schließlich
aber ist diese EM vor allem eins: Ein großes Fußballturnier, an dem
die Menschen ihren Spaß haben möchten. Der Fußball kann die Welt
nicht ändern, aber er kann dafür sorgen, dass wir drei Wochen lang
den Atem anhalten. Dass wir in einer Zeit zerfallender Milieus ein
gemeinsames Gesprächsthema haben, über alle Differenzen hinweg. Drei
Wochen lang wird der Begriff Euro - wenn nichts passiert - positiv
besetzt sein. Wann hat die Politik, wann hat die Wirtschaft das
zuletzt geschafft? Der Sport hat sich verändert, sicher nicht immer
zum Guten. Diese Nationalelf hat sich verändert, neben dem Platz und
auf dem Platz. Eines aber ist geblieben: Nun soll sie bitte auch
gewinnen.



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Datum: 06.06.2012 - 19:28 Uhr
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