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DER STANDARD-Kommentar "Déjà-vu in Afghanistan" von Gudrun Harrer

ID: 581565

(ots) - Die aktuellen Tumulte rund um die Koranverbrennungen
in Afghanistan sind keineswegs ein singuläres Ereignis: Obwohl die
muslimischen Sensitivitäten prinzipiell bekannt sind, passieren
absichtliche oder unabsichtliche US-Verstöße dagegen immer wieder,
werden immer wieder manipulativ zur Mobilisierung gegen die
internationalen Truppen eingesetzt und rufen auf Politikerseite immer
wieder die gleichen, teils populistischen (Karsai), teils hilflosen
Reaktionen (Obama) hervor.
Was soll der US-Präsident auch sonst tun als sich entschuldigen (die
geifernden Republikaner seien daran erinnert, dass ihr George W. Bush
das ebenfalls getan hat). Aber zu meinen, die aufgestachelten
Demonstranten würden das jemals erfahren - oder wenn doch, es würde
sie und ihre Einpeitscher beeindrucken -, ist nicht von dieser Welt.
Das ist aber auch die vom afghanischen Präsidenten geäußerte Ansicht
nicht, die US-Soldaten, die die Koranexemplare gemeinsam mit anderen
für sie unleserlichen Schriften verbrannt hätten, müssten dafür
angeklagt und bestraft werden.
Die Erkenntnis, dass ein Koran_exemplar a priori einem Nichtmuslim
auch dann nichts bedeutet - und nichts bedeuten muss -, wenn er weiß,
was es ist, ist den Beleidigten am Hindukusch wohl nicht zuzumuten
(eventuellen hiesigen Beleidigten hingegen schon). Aber zum besseren
Verständnis der Aufregung sollte man wissen, dass die
Analogiebildung, der Koran sei die "muslimische Bibel", völlig zu
kurz greift. Der Status des Koran als wortwörtliche Verkündigung
Gottes ist ein ganz anderer - im Christentum dem Stellenwert des
Christus vergleichbar -, und die Sakralisierung erstreckt sich auch
auf das physische Buch selbst, auf jedes Exemplar.
Man könnte sogar spekulieren, dass das Koranexemplar in
nicht-arabischsprachigen Kulturen mit einer teils analphabetischen
Bevölkerung umso bedeutender ist: Die Form, die Hülle, wird zum




Inhalt. Wenn man unbedingt vergleichen will: "Schändungen" - auch das
eine Kategorisierung, die nur für Christen gültig ist - von geweihten
Hostien, das käme ungefähr hin.
US-Präsident Barack Obama kann die Affäre jedenfalls so gut brauchen
wie ein blaues Auge. Die USA brechen auf beinahe täglicher Basis
eigene Tabus, um sich einen halbwegs ehrenhaften Abgang aus
Afghanistan zu sichern. Dazu brauchen sie eine zumindest
neutral-freundliche öffentliche Meinung. Vor allem jedoch führen
sowohl Amerikaner als auch die afghanische Regierung längst Gespräche
mit den Taliban - wo jene Fraktion, die meint, mit den Amerikanern
und ihrer Marionette Karsai könne man nur Krieg führen und nicht
verhandeln, auf so etwas wie diesen Anlass sehnlichst gewartet hat.
Dabei kommen erstmals auch positive Signale aus Pakistan, sicherlich
auch den eigenen innenpolitischen Wirren geschuldet, dass Islamabad
künftig afghanisch-afghanische Versöhnungsgespräche unterstützen und
nicht mehr unterlaufen wird wie zuvor. Was deren Resultat, die
Machtteilung mit den Taliban, für die Menschen in Afghanistan heißen
wird - jene, die sich nicht aufhetzen lassen, weil sie das Spiel
durchschauen oder die Fanatiker mehr fürchten als die internationale
Militärpräsenz -, das ist längst nicht mehr die Frage. Afghanistan
ist, gemessen an dem, wofür man hingegangen ist, verloren. Und die
Koran-Affäre kann nur ausgesessen werden, wie alle anderen zuvor
auch.

Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom

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Datum: 24.02.2012 - 18:33 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 581565
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"Wie alle anderen auch, kann die Koran-Verbrennungsaffäre nur ausgesessen werden" - Ausgabe 25.2.201


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