Neue OZ: Kommentar zu Unwort des Jahres
(ots) - Kollektives Versagen
Die Wahl des Unworts 2011 lässt sich treffend mit dem Unwort des
Jahres 2010 charakterisieren: "Döner-Morde" war "alternativlos".
Einen schlimmeren verbalen Fehlgriff hat es in den letzten Jahren
nicht gegeben, wobei das den meisten erst kürzlich dämmerte.
Gerade diese späte Einsicht zeigt das kollektive Versagen von
Ermittlungsbehörden und Medien, dokumentiert einen fatalen
Ermittlungsansatz und eine haarsträubende Überzeugung: Wir "guten
Deutschen" konnten uns gar nichts anderes vorstellen, als dass
ausländische Kleinunternehmer Opfer mafiöser Banden aus ihrem
Kulturkreis geworden sind.
Als Journalist könnte man der Jury also zu ihrer Entscheidung
gratulieren und zur Tagesordnung übergehen, was man dann wohl gleich
als "Untat des Jahres" nominieren müsste. Denn gerade Journalisten
waren es, die durch unreflektierte Verwendung des Unworts dessen
Karriere erst befeuert haben. Ganz gleich, ob der Begriff erstmals in
Polizeikreisen oder von der Boulevardpresse verwendet wurde, er hat
es mühelos bis in die seriösesten Medien geschafft und den Blick auf
die Wahrheit, eine mordende Bande deutscher Neonazis, verstellt. Da
mag sich niemand damit herausreden, er habe den "Döner-Morden" ja
immer das Wörtchen "sogenannt" vorangestellt. Wer weiß, ob das Unwort
des Jahres 2012 ja nicht "sogenannt" lautet, eine schlechte Wahl wäre
es sicher nicht.
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Datum: 17.01.2012 - 22:00 Uhr
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