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tz München: "Sie wissen doch, warum":

Eine Woche auf den Spuren des beurlaubten Louis van Gaal

ID: 388906

(ots) - Mehr als eineinhalb Jahre war Louis van Gaal in
München. Ich erinnere mich gut an unsere erste Begegnung. Es war der
2. Juni 2009, van Gaals erster Tag in München. Gemeinsam mit seiner
Frau Truus schaute er sich Wohnungen an. Ich, der tz-Reporter, folgte
ihnen im Auto. Als ich mich vorstellen wollte, schaute er mich von
oben bis unten an: "Und? Was wollen sie?" - "Ein Interview." - "Ich
sage nichts." Aber mein Gesicht hatte er sich gemerkt. Nun ist die
Ära van Gaal vorüber. Seit unserem ersten Treffen sind wir uns
ständig begegnet. Ich lernte ihn kennen. Wie reagiert er auf
kritische Fragen? Was kann er nicht leiden? Und ein bisschen auch:
Wie ist er privat? So machte ich mir nach dem Rauswurf natürlich
Gedanken: Wie fühlt er jetzt? Es gehört zu meiner Aufgabe als
Reporter, das herauszufinden. Ihm auch die Möglichkeit einer
Stellungnahme zu geben. Also versuchte ich, ihn zu treffen. Sonntag,
10. April: Schon am Vorabend hatten wir von seinem Rauswurf erfahren.
Also fahre ich zu seinem Wohnhaus am Herzogpark, will ihn ansprechen,
wenn er aus der Garage fährt. Gemeinsam mit einigen Kamerateams und
Fotografen warte ich vor seinem Appartement. Nichts passiert. Die
Stunden vergehen, irgendwann klingeln wir. Truus meldet sich an der
Gegensprechanlage. "Mein Mann ist nicht da. Er ist heute morgen ganz
früh zum Klub gefahren." Ob's stimmt? Wir warten weiter, wenigstens
scheint die Sonne. Die Wohnung sieht aus wie ausgestorben. Kein
Licht, alle Fenster geschlossen, die Vorhänge zugezogen. Dahinter:
nichts. Kein Schatten, keine Bewegung. Wir klingeln wieder: "Nein,
mein Mann ist nicht da." Nach Stunden brechen die ersten Kamerateams
ab, am Ende sind wir nur noch zu dritt. Plötzlich geht das Tor zur
Tiefgarage auf. Der silberne Dienstwagen, ein Audi Q5. Van Gaal
schießt aus der Ausfahrt, fährt die Fotografen fast über den Haufen.




Ich springe in meinen Wagen, will ihm  folgen. Doch van Gaal gibt
Gas, nach wenigen Ampeln habe ich ihn verloren. Ich gehe die
Möglichkeiten durch: fahre zur Säbener, zum Flughafen, danach zu den
besten Restaurants. Ich finde ihn nicht. Montag, 11. April: Ein
Kollege informiert mich, dass van Gaal gerade an der Säbener Straße
losgefahren ist. Dort hatte er sich von den Spielern verabschiedet.
Ich rase zu seinem Wohnhaus, komme zeitgleich mit ihm an. Er will
keine Fragen beantworten, schüttelt nur den Kopf. Ihm ist anzusehen:
Der Rauswurf nagt an ihm. Wieder warten. Plötzlich erscheint Truus
auf dem Balkon. "Frau van Gaal? Wie geht es Ihnen?" Sie schüttelt den
Kopf, verschwindet wieder im Haus. Ich bin der einzige Journalist,
warte weiter. Dann klingle ich. "Ich werde keinen Kommentar geben!",
sagt van Gaal durch die Gegensprechanlage. "Aber..." - "Auf
Wiedersehen!" Dienstag, 12. April: Okay, wenn ich nicht mit ihm
selbst reden kann, muss ich mit Leuten reden, die ihn kennen. Ich
telefoniere mit holländischen Journalisten, Bekannten von van Gaal.
Sie sagen: "Er ist persönlich verletzt. Gefeuert zu werden, ist seine
schlimmste Niederlage." Deswegen will er niemanden sehen. Vielleicht
will er etwas klarstellen, auf die Vorwürfe von Hoeneß antworten.
Morgen werde ich es wieder versuchen. Mittwoch, 13. April: Ich habe
einen Tipp bekommen: Van Gaal soll mittags zum Dallmayr kommen. Ich
fahre hin, warte im Laden. Nach drei Stunden werde ich rausgeworfen,
also warte ich vor der Türe. Es ist saukalt. Der Geschäftsführer
kommt, sagt: "Glauben sie mir, er kommt nicht mehr." Im gleichen
Moment sehe ich, wie Torwarttrainer Frans Hoek in den Laden geht.
Jetzt ist klar: Der Tipp war heiß! Kurz darauf sehe ich seinen Wagen.
Van Gaal sieht mich, fährt in die Tiefgarage von Bayern-Arzt
Müller-Wohlfahrt. Von dort wird er durch den Hintereingang
reingeschleust. Vier Stunden später kommt Hoek heraus, ich renne zum
Hintereingang, doch van Gaal kommt nicht. Das Feierbiest bleibt
länger. Später treffen sich alle bei ihm zu Hause, es ist van Gaals
Ausstands-Party. Wieder nichts. Donnerstag, 14. April: Ein neuer
Tipp: Van Gaal will Golf spielen, in Schloss Egmating. Ich warte auf
dem Parkplatz, nach einer Stunde kommt er. Schwarzer Pulli, rotes
Poloshirt, Sonnenbrille. Ich spreche ihn an. Er barsch: "Gehen sie
weg! Sie verfolgen mich! Das ist unglaublich! Ich werde keinen
Kommentar geben." Als er nach drei Stunden Golf mit seinem Lehrer
zurückkommt, stehe ich an seinem Auto. "Sie sind ja immer noch da!"
Ich sage: "Wir bei der tz haben sie doch immer gut behandelt, würden
sie mir nur drei Fragen beantworten?" - "Gut behandelt? Das denke ich
nicht! Die ganze Presse hat mich nicht gut behandelt." Van Gaal ist
gekränkt, fühlt sich missverstanden. Er zieht seine Golfschuhe aus,
verstaut sie sorgfältig im Kofferraum. "Sie waren nicht
Van-Gaal-freundlich, sie waren Hoeneß-freundlich! Und
Rummenigge-freundlich! Das ist ein Unterschied." "Aber..." - "Kein
aber. Sie wissen genau, warum das alles passiert ist! Sie wissen es
genau. Aber sie trauen sich nicht, es zu schreiben." Van Gaal in
Rage. Für ihn ist klar: Hoeneß hat ihn aus dem Job gemobbt. Ich: "Sie
könnten ja ihre Sicht der Dinge schildern, alles klarstellen." -
"Nein! Ich warte, dass die Spieler für mich sprechen. Und wenn sie
das nicht machen - okay. Schade." Van Gaal glaubt immer noch, die
Spieler auf seiner Seite zu haben. "Fragen Sie die Leute. Die lieben
mich immer noch. Weil ich immer alles für diesen Verein getan habe.
Es tut mir leid für Sie. Sie stehen hier den ganzen Tag, aber ich
werde nichts sagen." Ein letzter Versuch: "Der Vorstand hat ja auch
schon über sie gesprochen. Und nicht gerade nett." - "Das hat er ja
mehrere Male gemacht. Und das sagt viel über diese Leute aus. Finden
sie nicht?" Van Gaal ist von Hoeneß' Kritik tief getroffen. Van Gaal
lädt die Golftasche ins Auto. "Immerhin habe ich jetzt mehr Zeit zum
Golfspielen", scherzt er. Und weiter: "Ich wünsche Ihnen alles Gute."
Er steigt in den Caddy und braust davon. Vermutlich war es unser
letztes Gespräch. Jan Janssen



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Datum: 15.04.2011 - 17:10 Uhr
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