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Bain-Studie: Strategische Herausforderung Solvency II. / Angespannte Lage bei deutschen Lebensversic

ID: 360608

(ots) -

- Fast jeder vierte der betrachteten deutschen Lebensversicherer
könnte eine Solvenzquote von unter 100 Prozent aufweisen
- Deutsche Kranken- und Schaden-/Unfallversicherer verfügen in der
Regel über ausreichend Substanz
- Durchschnittliche risikoadjustierte Rendite traditioneller
Lebensversicherer beträgt minus drei Prozent, Schaden-/Unfall-
und Krankenversicherer plus ein Prozent

Bereits vor Bekanntgabe der offiziellen Bafin-Zahlen legen Bain &
Company und Towers Watson erste Ergebnisse ihrer umfangreichen Studie
"Solvency II - eine kulturelle und strategische Herausforderung" vor.
Die Analysen basieren auf den aktuellen QIS5-Spezifikation für
Deutschland und öffentlich zugänglichen Unternehmenskennzahlen.
Während Kranken- und Schaden-/ Unfallversicherer hierzulande bei
Anwendung der geplanten neuen EU-Regeln zumeist ausreichend
kapitalisiert sind, erscheint die Lage bei einem Viertel der
betrachteten Lebensversicherer angespannt: Die Solvenzquoten liegen
hier unter der kritischen Grenze von 100 Prozent. Viele Unternehmen
verdienen zudem ihre Kapitalkosten nicht. Die ersten
Studienergebnisse offenbaren erheblichen Handlungsbedarf in der
Versicherungsbranche - und zwar vor Einführung des neuen Regelwerkes.

Die europäische Versicherungsbranche steht vor einem
Paradigmenwechsel. Unabhängig von der endgültigen Ausgestaltung
einzelner Regeln und noch zu diskutierender Übergangsfristen bei der
Einführung, rückt mit Solvency II das Kapital als knappe Ressource in
den Mittelpunkt der strategischen Überlegungen von
Versicherungsunternehmen. Auf Basis der aktuellen QIS5-Spezifikation
und öffentlich zugänglicher Unternehmenskennzahlen haben die
Beratungsunternehmen Bain & Company und Towers Watson in den
vergangenen drei Monaten Solvenz und Profitabilität des




Kapitaleinsatzes der jeweils 20 größten Lebens-, Schaden-/Unfall- und
Krankenversicherer in den vier größten europäischen Märkten
(Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien) mit Hilfe eines
standardisierten Modells analysiert. Das für diesen Zweck entwickelte
Modell berücksichtigt Unterschiede in der Eigenkapitalausstattung,
dem Geschäftsmix sowie der Kapitalanlagestruktur und enthält
Schätzungen für nicht-öffentlich zugängliche Daten wie Duration der
Kapitalanlagen und Umfang von Rückversicherungsprogrammen. Auch wenn
die Resultate der Analyse natürlich nicht deckungsgleich mit den
internen QIS5-Berechnungen der einzelnen Häuser sein können, liefert
das Modell Ergebnisse für den deutschen Markt auf einer
vergleichbaren methodischen Basis.

Bereits die ersten Auswertungen für die deutsche
Versicherungsbranche zeigen: Besonders kritisch ist die Lage bei den
Lebensversicherern. Fast jedes vierte der simulierten Unternehmen hat
eine Solvenzquote von weniger als 100 Prozent. Die Hauptursache liegt
in einem - im europäischen Vergleich hohen - Missverhältnis zwischen
den Laufzeiten der Versicherungsverträge und den Laufzeiten des
angelegten Vermögens, dem so genannten Duration-Mismatch. Darüber
hinaus kommt eine deutsche Besonderheit zum Tragen: Einige
Versicherer bilanzieren noch immer auf Basis des HGB, dessen
Vorschriften kürzere Laufzeiten von Vermögenswerten begünstigen.

Entspannter ist die Situation bei den Krankenversicherern: Keine
der betrachteten Gesellschaften operiert mit einer Solvenzquote von
weniger als 100 Prozent. Dieses gute Ergebnis beruht im Wesentlichen
darauf, dass die Möglichkeit der laufenden Beitragsanpassung
Krankenversicherer unter Solvency II besser stellt. Traditionell
stark kapitalisiert sind die Schaden-/Unfallversicherer. Hier steigt
zwar das benötigte Kapital für die untersuchten Gesellschaften in
Deutschland im Vergleich zu Solvency I um mehr als 200 Prozent,
trotzdem weisen weniger als fünf Prozent eine Solvenzquote von unter
100 Prozent aus.

Unter Solvency II wird Kapital zu einer knappen Ressource und die
Kapitalrendite zur zweiten entscheidenden Kennzahl. Um europaweit die
Profitabilität vergleichen zu können, nutzt die Studie die
durchschnittliche risikoadjustierte Rendite (RARoRAC) als Maßstab für
die Rendite auf das eingesetzte Kapital. Die Analyse zeigt: Nur eine
Minderheit der Lebensversicherer verdient die Kapitalkosten. Dabei
hängt die spezifische Situation stark von dem Produktmix des
jeweiligen Hauses ab. Bei traditionellen Produkten mit einer fest
zugesagten Mindestverzinsung auf das Kapital ergab die Simulation
eine Rendite von durchschnittlich minus vier Prozent. Besser
gestaltet sich die Situation für fondsgebundene Produkte oder reine
Risikopolicen, mit denen sich zweistellige Renditen erwirtschaften
lassen.

In der privaten Krankenversicherung lag die durchschnittliche
risikoadjustierte Rendite bei einem Prozent, wobei die Werte je nach
versicherungstechnischem Ergebnis und Ausschüttungsquote stark
variieren. Die Rendite der Schaden- /Unfallversicherer liegt
ebenfalls bei durchschnittlich einem Prozent, wobei insbesondere die
Kfz-Versicherer nur schwer ihre Kapitalkosten verdienen.

Erheblicher Handlungsbedarf bei deutschen Versicherern

Je nach ihrer spezifischen Ausgangssituation lassen sich zwei
Gruppen von Unternehmen unterscheiden. Auf der einen Seite stehen die
kapital- und ertragsstarken Häuser, die in den umkämpften
Produktlinien in der Sachversicherung noch Gestaltungs- und
Preisspielräume haben und ihre Präsenz in Vertriebskanälen wie dem
Maklerkanal verstärken können. Auf der anderen Seite steht die
größere Gruppe der kapital- oder renditeschwachen Häuser, die ihre
Kapitalbindung reduzieren und ihre Profitabilität erhöhen müssen.

Dr. Gunther Schwarz, Partner bei Bain & Company und Leiter der
Versicherungs-Praxisgruppe für Europa kommentiert: "Bereits die
ersten Ergebnisse unserer Analyse zeigen den erheblichen
Handlungsbedarf. Die unterkapitalisierten Unternehmen müssen in den
kommenden Monaten ihre Kapital- und Risikostruktur optimieren und
dabei ihr Geschäftsmodell sowie ihre Organisation anpassen. Aber auch
den kapital- und ertragsstarken Anbietern eröffnen sich neue
Möglichkeiten. Denn sie können 2011 und 2012 gezielt in die
Entwicklung noch attraktiverer Produkte investieren, ihren
Preisspielraum gerade in umkämpften Märkten wie der
Schadenversicherung ausnutzen und ihre Präsenz im Vertrieb organisch
oder durch Akquisitionen stärken."

Nachdrücklich warnt Frank Schepers, Director bei Towers Watson
davor, mit Blick auf eventuelle Übergangsfristen die nötigen
Vorbereitungen noch weiter hinauszuzögern: "Bei aller berechtigten
Kritik wird es zu einer grundlegenden Neuordnung der Regulierung der
Versicherungswirtschaft kommen. Je früher sich die Unternehmen mit
der geforderten Transparenz über die Risiken des Geschäfts und deren
Kapitaldeckung beschäftigen desto besser. Bain-Partner Gunther
Schwarz ergänzt: "Die Unternehmen, die jetzt die richtigen Weichen
stellen, können unabhängig von ihrer Größe in den nächsten Jahren
einen echten Wettbewerbsvorsprung erzielen."

Insgesamt nennt und bewertet die Studie acht wesentliche Hebel,
mit denen die Unternehmen ihre Kapitalbindung deutlich reduzieren und
ihre Profitabilität erhöhen können, darunter auch traditionelle Hebel
wie die Optimierung der Kapitalanlagestruktur und die
Rückversicherung.

Veröffentlichung europaweiter Vergleichszahlen

In den kommenden Wochen werden Bain & Company und Towers Watson
die Ergebnisse der Simulation im europäischen Vergleich
veröffentlichen. Die Gesamtstudie "Solvency II - eine kulturelle und
strategische Herausforderung" mit detaillierten Ergebnissen und
Handlungsempfehlungen liegt bis Mitte April 2011 vor.

Begriffserklärungen:

Die Solvenzquote ist eine entscheidende Kennzahl unter Solvency
II. Sie misst, in wie weit das Vermögen einer Versicherung durch
Solvenzkapital gedeckt ist. Unter Solvenzkapital versteht man das
Kapital, das Versicherer vorhalten müssen, um eingegangene Risiken
abzudecken.

RARoRAC (Risk Adjusted Return on Risk Adjusted Capital) ist eine
standardisierte Größe zur Messung der Profitabilität von
Versicherern. Hierbei wird der Gewinn nach Steuern ins Verhältnis zum
benötigten Solvenzkapital gesetzt. Davon werden die Kosten für das
eingesetzte Kapital subtrahiert.

QIS5 (Quantitative Impact Study 5) bezeichnet die fünfte
offizielle Auswirkungsstudie der Europäischen Kommission zur
Bestimmung der Solvenzkapitalanforderungen der Versicherer unter
Solvency II vor der endgültigen Einführung des neuen Regelwerks.



Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik
Bain & Company Germany, Karlsplatz 1, 80335 München
Tel: +49 89 5123 1246, E-Mail: leila.kunstmann(at)bain.com

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Datum: 04.03.2011 - 09:20 Uhr
Sprache: Deutsch
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