WAZ: Das Ende der Unschuld. Kommentar von Dirk Graalmann
(ots) - Jeder, der 'mal gegen den Ball getreten hat, ist -
zumindest vom Hörensagen - schon mit der Existenz eines verschobenen
Spiels konfrontiert worden. Wenn in den untersten Amateurligen die
Fragen nach Meisterschaft und Abstieg beantwortet werden, schlägt die
Zeit der "Kotelett-Spiele". Mit ein paar Steaks und 'nem Fass Bier
lässt sich da oft genug die Gegenwehr auf dem Rasen eindämmen.
Es ist ein Irrglaube, dass jene Dinge, die an der Basis belächelt
werden, an der Spitze nicht auch professionell perfektioniert werden
können. Die Vorwürfe der Wett-Manipulation im Champions-League-Spiel
des FC Schalke gegen Hapoel Tel Aviv gründen auf Indizien, es gilt
vorerst die Unschuldsvermutung. Und der FC Schalke, das mag für
hiesige Fußballfans der beruhigende Aspekt sein, steht in keinerlei
Verdacht, an möglichen Manipulationen beteiligt gewesen zu sein. Es
hätte genauso gut die Tel-Aviv-Gegner Lyon oder Lissabon treffen
können.
Der Vorwurf aber zeigt etwas anders: Der Fußball-Sport, erstmals
vor inzwischen sechs Jahren erschüttert durch den einst zur
Ein-Mann-Affäre stilisierten Fall Hoyzer, gerät immer stärker ins
Zwielicht: Die Erzählungen des Angeklagten Ante Sapina vor dem
Bochumer Landgericht legen den Blick frei auf eine krude Szene, in
der alles möglich scheint. Die Bekenntnisse früherer Profis über ihre
Spielsucht und das infantile Wett-Gebaren in den Kabinen nähren genau
diesen Eindruck einer Parallel-Welt, in der nichts mehr
ausgeschlossen werden kann. Genau darin liegt die größte Gefahr: Denn
sollte die Unschuldsvermutung eines Tages nicht mehr gelten, dann ist
der (Fußball-)Sport am Ende.
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Datum: 09.01.2011 - 19:30 Uhr
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